7. bis 9. Klassen bleiben draußen: Thüringer Bildungsministerium lehnt Hildburghäuser Modellprojekt ab
Landkreis Hildburghausen. Seit dem 15. März befinden sich die Kindertagesstätten, sowie die Schulklassen 1 bis 6 und die Abschlussklassen im Landkreis Hildburghausen unter Einhaltung der ThürSARS-CoV-2-KiJuSSp-VO in der „Stufe GELB“ wieder im Schulbetrieb. Diese Möglichkeit ergab sich durch die Anpassung des fachaufsichtlichen Erlasses nach § 13 Abs. 3 Zweite Thüringer SARS-CoV-2-Infektionsschutz-Grundverordnung vom 19. Februar. Für die Klassenstufen 7 bis 9 war eine Öffnung und die damit verbundene Rückkehr der Schülerinnen und Schüler in die Schulen bisher nicht möglich.
„Wir wissen welche unglaubliche Last auf den Schülerinnen und Schülern, aber auch auf den Eltern liegt, deren Kinder schon seit Monaten keinen alltäglichen Schulablauf mehr kennen“, resümiert Landrat Thomas Müller. Das bestätigt auch die Leiterin des Jugendamts, Stefanie Bieberbach: „Wir können nicht weiter hinnehmen, dass unsere Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen keine Möglichkeit auf Präsenzunterricht bekommen. Das schadet zunehmend der Entwicklung unserer Kinder im Landkreis. Besonders sie haben ein Recht auf Bildung und Sozialkontakte. Eine weitere soziale Isolation im Homeschooling ist nicht mehr tragbar.“
Innerhalb des Landratsamtes wurde nach Lösungen gesucht, wie Präsenzunterricht auch für die Klassenstufen 7 bis 9 in unserem Landkreis gewährleistet werden kann. In der Thüringer Verordnung zur Anpassung der Infektionsschutzmaßnahmen waren so genannte Modellprojekte vorgesehen. „Für uns ergab sich so die Möglichkeit, ein strukturiertes Testkonzept zu erarbeiten, mit dem wir den Schulbesuch der höheren Klassenstufen im Landkreis, trotz einer Inzidenz von über 100, ermöglichen wollten“, so Landrat Müller.
Durch die Arbeitsgruppe „Test- und Öffnungsstrategie“ wurde das Konzept erarbeitet, dass in Kooperation mit den an dem Modellprojekt beteiligten Schulleitern zweimal wöchentlich in Abstimmung mit der unteren Gesundheitsbehörde beauftragte Personen bestimmt werden, die eine Beaufsichtigung bei der Selbsttestung von Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften durchführen.
Schülerinnen und Schüler, die nicht an dem freiwilligen Test teilnehmen, hätten nicht am Unterricht teilnehmen dürfen und wären, nach Überlegung der Arbeitsgruppe, weiter per Fernunterricht beschult worden. Dieses Konzept wurde bereits mit dem Schulamt und den Schulleitern der weiterführenden Schulen diskutiert.
Dieses Modellprojekt-Arbeitspapier wurde vor Kurzem dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, mit der Bitte um ein persönliches Gespräch zur Klärung von offenen Fragen, vorgelegt. „Statt dem gewünschten Gespräch erhielten wir allerdings die prompte Absage für unser Modellprojekt“, sagt Thomas Müller. „Für meine Mitarbeiter, die schon seit Wochen an diesem Projekt feilen, ist das ein Schlag ins Gesicht.“ Begründet wurde die Ablehnung des Hildburghäuser Modellprojekts mit der Tatsache, dass das TMBJS nach den Osterferien ein eigenes Selbsttestungkonzept an Schulen an den Start bringen möchte und dem Hinweis, dass Wechselunterricht nicht mit der Schulpflicht in Einklang zu bringen sei. „Wie dieses angekündigte Konzept aus Erfurt aussieht und vor allem umgesetzt wird, bleibt abzuwarten“, sagt Landrat Müller. „Wir sehen die Ablehnung unseres Modellprojekts als vertane Chance des Ministeriums, praxisnahe Konzepte direkt von der Landkreisebene zu nutzen.“
Das Nachsehen haben wieder die Schülerinnen und Schüler, die seit Monaten keine Möglichkeit auf Präsenzunterricht haben. „Wir fordern die Landesregierung auf eine belastbare Lösung für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen vorzulegen“, so Thomas Müller.
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