900 Jahre Gompertshausen – Festkommers stimmte auf das Festjahr ein
Jubiläumstorte und Jubiläumswein für eine feste Gemeinschaft
Gompertshausen (ls). Mit einem abwechslungsreichen Programm stimmten sich die Gompertshäuser und ihre Gäste beim Festkommers in der vorigen Woche auf das Festjahr zum 900-jährigen Ortsjubiläum ein.
Für einen ansprechenden musikalisch-kulturellen Rahmen sorgte allen voran die Gompertshäuser Blaskapelle (Leitung Martin Specht) mit wundervollen Klängen und Eigenkompositionen von der „Leitenhäuser Polka“ bis zum „Heimweg nach Westhausen“. Aufgelockert wurde der Festkommers außerdem durch den Gemischten Chor Gompertshausen mit Chorleiterin Denise Rückert, der Jugend-Tanzgruppe unter der Leitung von Christin Hildebrand und Elke Kost aus der Partnergemeinde Gleisweiler. Sie ließ mit ihrem Akkordeon, unterstützt vom Gesang im Saal, ein wenig den „Pfälzer Wind“ durch die Publikumsreihen wehen.
Zu einer langen Liste von Ehrengästen, die Ortsteilbürgermeister Gerd Amrell begrüßen konnte, gehörten als Schirmherr Landrat Thomas Müller, Uwe Höhn, Staatssekretär im Thüringer Innenministerium, Landtagsabgeordnete Kristin Floßmann und Josef Demar, stellvertretender Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld. Außerdem Vertreter der Partnergemeinde Gleisweiler aus der Pfalz, Bürgermeisterkollegen aus dem Heldburger Land und dem benachbarten Trappstadt sowie weitere Vertreter der Öffentlichkeit. Gerd Amrell wertete das Kommen aller geladenen Gäste als hohe Wertschätzung für den Ort und seiner Einwohner. In seinem Grußwort eingehend auf das neue Gebilde „Stadt Heldburg“ meinte Höhn, dass durch diese Ehe „Identität und Tradition“ keinesfalls verloren gehe, weil sie nichts mit dem Verwaltungssitz zu tun habe. Freute sich natürlich, dass die Gompertshäuser mit der Gemeinde Hellingen und Bad Colberg-Heldburg diesen Schritt voller Optimismus gemacht haben.
Dass Gompertshausen ein „Wir-Gefühl“ entwickeln könne, ist Thomas Müller fest überzeugt, hätten seine Einwohner schon mehrfach bewiesen (Beispiel Dorfwettbewerb usw.). Vielleicht auch deshalb, weil sie wissen, „wo ihre Wurzeln sind und sie ihre Eigenheiten nicht aufgeben“, auch wenn sich Strukturen verändern würden. Beim Vergleich der Festschriften zum Jubiläum von 1969 und 1994, die immer auch Zeitzeugen der Geschichte des Ortes sind, habe er festgestellt, wie sich darin der Zeitgeist widerspiegelt. Heute habe man wieder etwas Neues, so Müller, das die Gompertshäuser ebenfalls bewältigen werden. Beeindruckt von den Leistungen und den Menschen der Dorfgemeinschaft zeigte sich auch Kristin Floßmann in ihrem Grußwort, die Gompertshausen als Landtagsabgeordnete (CDU) 2014 erstmals besuchte. Auf die Geschichte des Ortes bezogen, unterliege ein Dorf im Laufe der Zeit verschiedenen Herrschaftsformen, doch unabhängig davon „werden die Menschen ihre Spuren hinterlassen“, so auch die gegenwärtigen Generationen. Alle, die zu einem Grußwort ans Rednerpult traten, wünschten der Dorfgemeinschaft viel Glück und gutes Gelingen im Jubiläumsjahr und für die Zukunft alles Gute.
Ortsteilbürgermeister Gerd Amrell ging in seiner Festrede nur kurz auf die Geschichte des Ortes ein, da sie einen gesonderten Punkt im Laufe des Abends darstellte. Neben der urkundlichen Ersterwähnung von 1119 durch den berühmten Heimatforscher Prof. Georg Brückner in der „Landeskunde des Herzogtums Meiningen“, verwies er auf die frühere Landwehr zwischen Alsleben (Bayern) und Gompertshausen (Thüringen). Er erinnerte an den Heimatdichter Johannes Hauck, dessen 200. Geburtstag die Gompertshäuser 2006 feierten, der sich auch damals mit seiner Zeit in Gedichten auseinandersetzte. Auf die neuere Zeit eingehend, sprach er die Zeit der sowjetischen Besatzungszone, die schwierigen Bedingungen im einstigen Sperrgebiet und schließlich die Grenzöffnung zu Alsleben an. Trotz aller Schranken habe sich die fränkische Mundart und Lebensweise über Zeit und Raum hinweg erhalten. Er verwies auf die positiven Veränderungen im Ortsbild in den vergangenen 25 Jahren. Angesprochen wurde von Gerd Amrell auch das rege Vereinsleben und die Pflege dörflicher Traditionen. Sein Dank galt allen Sponsoren und zahlreichen Spendern sowie allen Helfern und Mitwirkenden, die zum Gelingen des Festkommers beigetragen haben.
Ein zwischenzeitlicher Höhepunkt war natürlich das Anschneiden der Jubiläumstorte, gebacken und kreiert von Sigrun Arnold. Außerdem sorgte Wilfried Schumann aus Gleichamberg, ein gebürtiger Gompertshäuser und Moderator des Abends, bei seinen Ansagen mit Worten, Versen und Gedichten immer wieder für Erheiterung und Kurzweil. Das galt auch für sein Zwiegespräch mit dem Ehrenbürger von Gleisweiler, Karl Knochel, der mit seiner kleinen Abordnung nicht nur die Grüße aus der Pfalz überbrachte. Bei ihrer kleinen Weinkunde übertrafen sie sich gegenseitig auf humorvolle Weise. Die Gleisweiler Gäste hatten sogar ihren Jubiläumswein mitgebracht, in deren Genuss alle Wein trinkenden Gäste kostenlos kamen. Überhaupt gab es beim Festkommers für alle Gäste Getränke, Bratwürste oder ein Stück Geburtstagstorte gratis.
Natürlich kamen auch andere Ehrengäste zu ihren Glückwünschen und Grußworten, so die Ortsteilbürgermeister Katja Kieslich und Christopher Other. Josef Demar sprach von einem „zukunftsweisenden Schritt“ durch den Zusammenschluss zur Stadt Heldburg und erinnerte sich an die aufregende Zeit der Grenzöffnung und schloss mit der Bemerkung „Berg und Tal können nicht zusammenkommen, aber die Menschen“. Zu diesem Zusammenkommen zwischen Alsleben und Gompertshausen (oder auch West und Ost) trug auch Kurt Mauer aus Alsleben bei, der zur Wende Bürgermeister vom Markt Trappstadt war. Er ist seitdem ein glühender Verfechter der Wiedervereinigung und stets um eine enge Freundschaft bemüht. Stolz zeigte er ein Schloss vom damaligen Grenzzaun, als das Tor geöffnet wurde. Peter König vom „Tatschenregiment aus Hetschbach“ überbrachte die Grüße seines Ortes, das im Juni sein 700-jähriges Jubiläum feiert. Pfarrer Johannes Heinze nahm schließlich die Segnung des Jubiläumsjahres vor, während Frank Schneider und Ulrich Lippmann auf eine sehr humorvolle Weise das Heimatbuch vorstellten.
Fotos: ls