Die Französische Revolution
Bücher! Wir erinnern uns: das sind diese bedruckten Seiten aus Papier zwischen zwei Deckeln aus Pappe oder früher sogar aus Leder.
Das Buch, das ich soeben lese, heißt: „Die Große Französische Revolution“. Geschrieben hat es Peter Kropotkin. „Fürst“ Kropotkin eigentlich. Sproß des höchsten russischen Adels hatte er sich von seiner Klasse abgewandt und wurde einer der prominentesten Anarchisten in der frühen Arbeiterbewegung.
Und zu einem ihrer bedeutendsten Schriftsteller.
Besagtes Buch müsste eigentlich heißen: „Das Volk…“ oder auch: „Die Masse in der Französischen Revolution“. Denn Kropotkin schreibt sehr wenig über die Superstars der revolutionären Ära, über Robespierre oder Marat oder Danton.
Stattdessen lese ich mit großer Überraschung, welche Bedeutung den Bauerrevolten dieser Zeit zukam und ganz allgemein den Aufstandsbewegungen in den ländlichen Gebieten.
Ich dachte immer: Paris! Der Sturm auf die Bastille, das Massaker auf dem Marsfeld, Ludwig XVI. unter der Guilottine…
Tatsächlich war es in der Provinz, speziell im Osten Frankreichs, schon seit 1788 zu massivsten Aufstandsbewegungen gekommen. In deren Ergebnis wurden die Zahlungen der Steuern eingestellt, Stadtverwaltungen abgesetzt und vielerorts die Archive gestürmt, um die Urkunden zu verbrennen, die die Privilegien des Adels festhielten.
Die Geschichte der französischen Revolution ist nun eine zu komplexe Angelegenheit für einen so kurzen Artikel. Die Grunddynamik ist schnell erklärt:
Adel und Königshof ruinierten das Land nach allen Regeln der Verschwendungskunst. Das Bürgertum war erstarkt und forderte die politische Macht für sich. Drunter gab es die Bauern und die junge städtische Arbeiterklasse, die vor allem wirtschaftliche Not litten.
Das Bürgertum nun schwankte. Es brauchte die revolutionäre Energie der Bauern und der Arbeiter, um gegen König, Adel (und Kirche) überhaupt eine Chance zu haben. Es waren die Hungerrevolten und spontanen Massenerhebungen, die der alten Macht immer wieder die entscheidenden Keulenschläge verpassten.
Gleichzeitig fürchtete das Bürgertum die selbständige Macht der Massen. Denn die Bürger wollten die politische Kontrolle über den Staat erlangen. Ihre bereits erhebliche wirtschaftliche Macht nach unten abzugeben, hatten sie nicht die geringste Lust.
Und dort blieb die bürgerliche Revolution dann auch stecken – und zwar bis heute: sie setzte mit den Volksmassen als Rammbock eine repräsentative Demokratie in einem sehr eng begrenzten Bereich der Gesellschaft durch – und sorgte gleichzeitig dafür, dass keinerlei Demokratie in wirtschaftlichen Fragen zugelassen wurde.
Warum ich das alles erzähle? Och, nur so…
Prinz Chaos II.
Weitersroda
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