Gedanken zu Fragen unserer Zeit aus der Sicht einer „Neu-Rentnerin“
Leserbrief. Nach knapp 47 Arbeitsjahren, nur durch die Auszeiten zur Geburt meiner Kinder unterbrochen, lasse ich des Öfteren in meiner jetzigen Ruhezeit meinen Gedanken über Dies und Das freien Lauf.
Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und mein Verstand ist auf der Höhe der Zeit, auch gerade deshalb habe ich das Bedürfnis, mich mit gleich denkenden und empfindenden Menschen auszutauschen.
Da ich in der „Südthüringer Rundschau“ immer einmal interessante Leserbriefe und Artikel fand, probiere ich es auch mit einem Solchen.
Ich bin belesen und an vielen Dingen interessiert, und mache mir zu unserem Zeitgeschehen so meine Gedanken.
Die dargestellten Meinungen in all unseren Medien sind mir größtenteils zu platt und zu durchschaubar. Ich suche nach Hintergründen. Da jede Sache zwei Seiten hat, so suche ich eben Tiefe und suche nach anderen Antworten. Gerade deshalb ist es für mich mittlerweile unerträglich, den „Einheitsbrei“, der uns von allen Seiten jeden Tag berieselt, zu ertragen.
Viele Menschen sind bequem, gläubig und vertrauen auf das, was da vorgesetzt wird, wie aber sieht denn die von uns erlebte tägliche Realität aus?? Da rebelliert mein Verstand, ich habe es über, ständig durch viele Arten manipuliert zu werden.
Sicher hat jeder Bürger seine eigene Sicht auf die Dinge, aber viele Menschen erkennen die Schieflage, in der wir uns befinden.
Ich bin ein Kind der DDR, habe also das Glück, zwei Gesellschaftsordnungen kennengelernt zu haben, eine Diktatur und eine Demokratie.
Wir haben viel gelernt, was sich damals für uns als Utopie darstellte, sich aber jetzt in unserem Leben als Realität zeigt. Man sollte mal wieder „Das Kapital“ von Marx lesen, gute Lektüre und heutzutage verdammt zutreffend.
Die Basis bestimmt den Überbau, mittlerweile ist es andersherum. Die Basis erstickt an dem aufgeblähten Staatsapparat. Die zur Schau gestellte Demokratie empfinde ich sehr wackelig. Das Kasperletheater in Berlin tut das Seinige, um meine Einstellung zu bestätigen.
Den Namen „Vater“ verdient in meinen Augen dieser Staat nicht!
Ich bin jedesmal neu enttäuscht, wenn aus Berlin ach so wichtige Entscheidungen, wie die MögIichkeit, jetzt jeden anderen, als den in der Geburtsurkunde als erster genannter Vorname, als Rufname wählen zu können… Das ist toll. Gibt es nichts Wichtigeres ?
Natürlich ist mir bewußt, daß das nicht die ganze Arbeit unserer Volksvertreter ist, aber ich vermisse die Nähe, die Verbundenheit mit den Bürgern. Den Austausch, Politiker zum Anfassen. Heutzutage stehen um einen von diesen Personen Menschen im schwarzen Anzug, mit einem bedrohlichen, zur Faust geballtem Gesicht. Wovor haben sie denn Angst? Ein Bürger möchte doch auch, das seine Befindlichkeiten erhört werden, wenn man durch die Beschlüsse der Regierung im täglichen Leben seine massiven Probleme bekommt! Wie bitte soll der Bürger sich Gehör verschaffen? Es ist nun mal nicht alles in Ordnung in unserem Land, das ist offensichtlich.
Demonstriere ich, werde ich in die rechte Schublade gesteckt, erstelle ich mir eine Website im Internet, wird sie durch die neuen Mediengesetze mundtot gemacht. Was bleibt mir noch übrig, um meiner Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen ? Eine Pedition an die Kanzlerin, die sie gar nicht erreicht, weil sie schon im ersten Vorzimmer abgeblockt wird? Ist das die hochgelobte Demokratie ? Viele kluge Köpfe unseres Landes haben Lösungsansätze für positive Veränderungen in unserem Land, sie haben aber wenig Chancen, da die Interessen der Lobbyisten, vertreten durch unsere Regierung, diesen ein Dorn im Auge sind. Ist das nicht verdammt traurig? Sind unsere eigenen Bürger unserem Staat so wenig wert? Sie dürfen ihr Leben lang in die Kassen einzahlen, um dann einen Bruchteil dessen zurückzubekommen, der vielleicht noch mal besteuert wird, um gerade so zu überleben…
Ich habe mir so überlegt, ich könnte in meinem Alter den Bauchtanz erlernen, um dann bei der feierlichen Eröffnung der nächsten Moschee in Deutschland, die die Aufmerksamkeit unserer Medien bekommt, einen glanzvollen Höhepunkt zu setzen. Das wäre es doch… Späßchen…
Regina Kupfer
Gleichamberg
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