Von der Jahrhundert-Modenschau zur Generationenkirmes
Gompertshausen (ls). Im Jubiläumsjahr von Gompertshausen gab es schon einige Höhepunkte zu feiern, dem mit der Plankirmes am vergangenen Wochenende ein weiterer folgen sollte.
Ein illustrer Spaziergang durch Raum und Zeit
Ein erstes Highlight war ohne Frage die von den Gompertshäusern selbst gestaltete Jahrhundert-Jubiläums-Modenschau am Freitagabend. Das war eine zweistündige Unterhaltungsshow, wie man sie wohl selten erlebt. Und mit DJ Mäurer (Gerd Rottenbacher aus Rieth) stand ein Mann am Mikrofon, der bereits vor 25 Jahren beim Ortsjubiläum die Modenschau moderierte.
Zunächst schickte DJ Mäurer Grüße von den Spissern in das Festzelt, da sie ja jetzt auch dazu gehörten. Das war genug der Vorrede und so ließ er lieber Kinder, Frauen und Männer auf dem Laufsteg flanieren, ihr Outfit bewundern und führte die Zuschauer in einem proppenvollen Festzelt durch die Historie der Mode. Möglich gemacht haben es hinter den Kulissen Petra Kurth, Daniela Roth und ein sehr emsiges Team mit Kerstin Ahlrogge, Sabine Bittorf, Carmen Klinnert, Annette Böhm und Thea Wesch und weitere Helfer als Ankleider, die im Minutentakt die ca. 40 „Mannequins“, vom Kindergartenkind bis zum Opa oder Oma über den Laufsteg schickten. Was sie dabei präsentierten entstammte alles der Kleiderkammer der Dorfbewohner, ob es nun die Kleidung um die Jahrhundertwende, das original Hochzeitskleid vor 50 Jahren, die Uniformen oder die Kinderkleidung im neuen Jahrtausend war.
Es war ein illustrer Spaziergang durch Raum und Zeit, bei dem natürlich der Schwerpunkt verständlicherweise auf dem 20. Jahrhundert lag. Los ging es mit einer Gompertshäuser Tracht, wie man sie ausgangs des 19. Jahrhunderts trug, um dann in die Jahre um 1910 und später einzutauchen. Die Mode des Korsett-Tragens war auf dem Rückzug und die Kleidung wurde von einem Stil abgelöst, die den Frauen mehr Bewegungsfreiheit erlaubte. Die männliche Fraktion war eher in graue oder schwarze Anzüge mit Weste, einer Krawatte und Hut gekleidet. Doch so blieb es natürlich nicht und der Knöchelfreiheit bei der Frauenkleidung folgte in den 1920er Jahren schon etwas mehr Bein, die Mode wurde bunter und frischer, so Mäurer. Schließlich hieß es „Veronika, der Lenz ist da“ und den Männern war es langsam vergönnt, die Beine der Dorfschönheiten zu bewundern.
Es folgte die Mode weiterer Jahrzehnte mit dem Nachtzeug der 30er Jahre, mit Hochzeitskleidung für Mann und Frau, modischen Seemannslook, Jugendweihe- und Konfirmationskleidung u.a.m. Später wurde es sommerlich elegant und mit dem Erscheinen der Kataloge hieß es dann: „Das schöne Mädchen von Seite 1“. Keinesfalls fehlen durfte die Kindermode für Schule und Freizeit, Bademode oder schicke Trachtenkleidung für die Jüngsten. Beim Streifzug durch die Modejahre kam auch die Zeit der Kittelschürzen, die Erntezeit in Gompertshausen in den früheren Jahren oder junge Mütter mit Kinderwagen. Was natürlich zur Erinnerung an die DDR-Zeit nicht fehlen durfte, das waren die Jungpioniere, die FDJ-ler und selbstverständlich die Grenzer, mit deren Hilfe schließlich die Zeltkirmes 1987 aus der Taufe gehoben wurde. Der Spaziergang durch die Geschichte der Mode beschränkte sich aber nicht auf Kleider, Anzüge, Bade- oder Urlaubs-Accessoire, sondern eingebunden war zugleich ein Schlagerrückblick passend zur Kleidung durch ein ganzes Jahrhundert.
900-jähriges Ortsjubiläum und 300-jährige Kirmesgeschichte
Tags zuvor gab es bereits zum Plankirmes-Auftakt einen großartigen musikalischen Einstieg mit der Gompertshäuser Blasmusik bei bester Versorgung durch den Veranstalter der Kirmes, der Freiwilligen Feuerwehr, dem Feuerwehrverein und allen Mitgliedern, Helfern und Kirmesfreunden. Der Samstag lief zunächst etwas ruhiger an und führte die Kirmesgesellschaft und ihre Gäste dorthin, wo einst alles begann, in die Marienkirche. Nur für die (noch)Nichteingeweihten, Gompertshausen begeht in diesem Jahr sein 900-jähriges Ortsjubiläum und blickt auf eine 300-jährige Kirmesgeschichte zurück. Zumindest lässt das „Kermesglas von 1719“ diesen Schluss als Nachweis zu. Und so gehörte der Kirmesgottesdienst mit Pfarrer Johannes Heinze ebenso dazu, wie die Kinderkirmes des Kindergartens, die humorvollen Kirmessprüche der Mädchen und Burschen so wie die Kirmespredigt unterm Plaabam mit Kirmespfarrerin Annette Böhm.
Ohne der Kirmesbeerdigung am Sonntagabend vorgreifen zu wollen, den musikalischen Frühschoppen darf man als einen krönenden Abschluss dieser Jubiläumskirmes bezeichnen. Großen Anteil daran haben die Gompertshäuser Musikanten und die Generationen-Kirmesgesellschaft. 24 Kirmespaare, dazu die Gießerträger und die Kuchenmädchen mit der Jubiläumstorte marschierten unter dem Gompertshäuser Schlachtruf „Dreiza, Värza, Karmes“ in ein voll besetztes Festzelt ein. Unter großem Hallo und bester Stimmung präsentierten Eltern und Großeltern heutiger Kirmespaare ihre Show. Und sie hatten es keineswegs verlernt, neben der Polonaise eine flotte Sohle bei Walzer, Rheinländer und Polka aufs (Zelt)Parkett zu legen.
Und da zu einer solchen Aufführung und zum Frühschoppen zünftige Blasmusik gehört, spielten die Gompertshäuser Musikanten über dreieinhalb Stunden ordentlich auf. Neben echt böhmischer Blasmusik und dem Rennsteiglied passte auch ganz gut die „Vogelwiese“ dazu, auf der bekanntlich „der Franz“ manchmal zu viel trank. Was seit Jahrzehnten nicht mehr fehlen darf, die Amboss-Polka, zu der natürlich auch ein richtiger Amboss gehörte. An dieser Stelle gilt allen Gompertshäusern, einschließlich einer stets auf der Höhe befindlichen aktuellen Kirmesgesellschaft ein Dankeschön, die sich alle in besonderer Weise in die Jubiläumskirmes eingebracht haben.
Fotos: ls