Wohin Thüringen – heute: Landwirtschaft
Leserbrief. Thüringen ist größtenteils land- und forstwirtschaftlich geprägt. Gerade hier bei uns im Süden stellt dies einen wichtigen Faktor dar. So wichtig, wie die Landwirtschaft für uns ist, so groß sind auch die Probleme und Herausforderungen, denen sich die Politik, aber auch die Landwirte stellen müssen.
Als Verbraucher wollen wir saubere und ethisch reine Lebensmittel erwerben, möglichst schadstofffrei und tierschutzgerecht erzeugt. Wir alle kennen die Fotos von der Massentierhaltung. Keiner will das sehen und noch weniger wahr haben – dennoch ist es auch bei uns gang und gäbe. Wieso eigentlich? Und gegen wen sollten wir hier unsere Kritik richten?
Die europäische Landwirtschaft ist ein verbürokratisiertes Planwirtschaftssystem, welches von der EU durch Gesetze, Regeln und vor allen Dingen aber durch Subventionen und „Beihilfen“ gelenkt wird. Die EU bestimmt dadurch wie und wieviel produziert wird. Angefangen bei der Milch über Brachflächen bis hin zum letzten Gerstenkorn. Wir produzieren maximalintensivst auf Grundlage der Regeln aus Brüssel. Wir produzieren Unmengen! Soviel, dass wir sie nicht nur weltweit exportieren sondern sogar zur Stromerzeugung verheizen können. Und überall fließt Steuergeld dazu, der Wahnsinn!
Es ist zu trocken, zu nass, zu kalt, zu warm – immer öfter wird das unternehmerische Risiko der Landwirte an den Steuerzahler verkauft. Die Preise werden somit künstlich niedrig und wenig schwankend gehalten. Die Republik dreht sofort durch, wenn die Butter mal 30% mehr kostet… Das darf nicht sein sowas, gell.
Die Landwirte, auch die hiesigen, bewegen sich innerhalb dieses Systems sehr gut und clever. Sie nutzen jede sich bietende Gelegenheit, um für ihr Unternehmen Mittel zu generieren – logisch, würde ich auch machen. Aber: Ist dieses System der groß angelegten Subventionierung denn richtig und gerecht? Nein, überhaupt nicht!
Der Dachdecker muss auch sehen, wie er klar kommt im Sommer bei großer Hitze und im Winter bei Kälte – da gibt’s nüscht. Subventionen sind Mist und sollten nur im absoluten Ausnahmefall überhaupt erlaubt sein. Aber dann wäre ja alles viel teurer!!! Ja, natürlich!!! Dann hätten nämlich das Brot und die Butter ihren wahren Wert erreicht. Dann würden wir nicht über 300.000 t/Jahr an Lebensmitteln wegwerfen. Die Subventionsmaschinerie wäre überflüssig und endlich wieder echter Wettbewerb möglich.
Monokulturen ade! Steuern könnten gesenkt werden. Außerdem: Wir könnten damit die Landwirtschaften in Afrika und Lateinamerika unterstützen. Die machen wir nämlich generalstabsmäßig platt, indem wir mit unseren billigen Produkten deren Märkte überschwemmen. Halb Afrika ist voll von billigen, hochsubventionierten europäischem Obst, Gemüse und Milchprodukten. Da schaut keiner auf die CO2-Bilanz und den Müll, oder? Gleichzeitig zahlen wir dann wieder Gelder in diese Länder zur Entwicklung der Landwirtschaft. Verrückt ist das!
In Brüssel hocken über 50.000 Beamte ihre Hintern platt, 2.000 davon verdienen mehr als ein deutscher Bundeskanzler. Der Agrarhaushalt ist der größte Haushalt der EU. Was könnten wir unsere Bürger entlasten, wenn wir uns diese riesige Umverteilungsmaschinerie ersparen würden…
Echte Hilfe ginge anders: Streichung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel! Das wäre die allersozialste Maßnahme, die man sich denken kann. Sie kommt nämlich denen massiv zugute, die den größten Teil des Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen: Geringverdienern und Rentnern. Auch der „böse Reiche“ kann nicht unendlich viel essen und damit sparen. Die paar Euros darf er dann gern behalten.
Diese Maßnahme entlastet zudem fast jeden anderen Bundes- und Landeshaushalt, gerade den Sozialhaushalt und sogar den Verteidigungshaushalt. Die Bürokratie wäre weniger usw. usw. Es geht aber keiner ran, es interessiert niemanden! Im Gegenteil, die Fans der Umverteilung und Regulierung werden immer mehr! Wo das hinführt, haben leider schon wieder zu viele vergessen und zum Denken sind die Leut‘ zu faul, das machen ja Tagesschau und Freies Wort und außerdem kommt jetzt wieder Fußball im Fernsehen… Landespolitik kann hier recht wenig tun, aber man muss ja nicht denen helfen, die diesen sozialistischen Unsinn auch noch aktiv fördern, oder?
Liebe Landwirte, ich schreibe nicht gegen Euch, es geht gegen diejenigen, die auch Euch von sich abhängig gemacht haben. Von denen müssen wir uns alle befreien.
Torsten Ludwig
Schleusingen
Foto: Südthüringer Rundschau
(Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Um die Meinung der Leser nicht zu verfälschen, werden Leserbriefe nicht zensiert, gekürzt und korrigiert. Mit der Einsendung geben Sie uns automatisch die Erlaubnis, Ihren Leserbrief in unserem Medium abzudrucken und online auf unserer Internetseite zu veröffentlichen.)