Wohin Thüringen – heute: Schönen Wahlsonntag!
Leserbrief. Jetzt haben wir es bald hinter uns, die Landtagswahl ist in gut einer Woche gegessen und dann sind auch die schönen Plakate bald Geschichte.
Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist, aber bei manchen Plakaten musste ich schon sehr schmunzeln. Also uns so offen zu vergackeiern, das hätte ich selbst diesen Kandidaten nicht zugetraut. Naja, eigentlich ja doch.
Als mitdenkender Wähler bin ich ohne jegliche Erwartungen in diesen Wahlkampf „hineingezogen“ worden, aber selbst diese wurden nicht erfüllt. Links wird von „gutem Klima“ geharzert und mit einem Elektro-Auto umher gekutscht… Weil man jetzt zufällig im Wahlkampf den Umweltschutz für sich entdeckt hat und auf der „Greta-Freitags-Schulschwänzerwelle“ mitreiten möchte, gell. All das, nachdem man zuvor zig Jahre täglich die Umwelt mit zwei Schachteln Zigaretten selbst verpestet hat. Nach der Wahl wird wieder der böse VW-Diesel gefahren, oder? Wer so agiert und auf der anderen Seite die Windräder in den Wald stellen will, ist unglaubwürdig. Unglaubwürdig! Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Die CDU ist auch auf dem Wähler-Verdummungs-Dampfer unterwegs: „Schluss mit dem Windradwahnsinn!“ – hab ich was verpasst? Nur wegen der CDU haben wir doch damit zu tun! Atomkraft weg, Kohle weg, Diesel böse, CO2 ganz böse und Greta-blablabla. Und jetzt gegen den eigenen Wahnsinn? Hahaha… cool, die wähl ich! Die Amtsinhaberin des südlichen Wahlkreis-Direktmandates selbst passt dazu wie die Faust aufs Auge. Ich weiß gar nicht, warum man diese Dame überhaupt wieder wählen soll. Womit hat sie die letzten 5 Jahre zugebracht? War sie fachlich in der vergangenen Wahlperiode sichtbar? Wo denn? Achja, beim Verteilen von Lottomitteln… ansonsten: farblos bis nicht vorhanden. Von ihrem Kollegen im nördlichen Wahlkreis 18 kann man das nicht behaupten. Jedoch auch dessen Wahlkampf könnte erfolgreicher verlaufen, wenn er seine konservativen politischen Positionen, die sich wohl nicht so richtig mit denen seines Chefs decken, mal öffentlich formulieren würde. Aber man traut sich wohl nicht so deutlich, wie man vielleicht möchte. Jedoch, verwundert hat mich, dass sich der Kandidat der CDU mit Bürgermeistern aus dem anderen politischen Lager auf Großplakaten ablichten ließ – was soll das denn? Im Kommunalwahlkampf gegeneinander schießen und jetzt ‚Friede Freude Eierkuchen‘? Erklär das mal einem Wähler. Geradlinigkeit und Charakter geht anders. Ob diese Bilder außerdem nicht eher hinderlich sind?
Sooo… was bleibt noch? Neben SPD (machen die überhaupt noch was?) und Grün (die beiden Kandidatinnen machen wenigstens optisch was her) übrig?
Gibt es die Alternative? Oh, Oh… jetzt haben Sie mich erwischt… Als Parteimitglied müsste ich ja jetzt ein Loblied auf die AfD-Kandidaten singen. Das würde ich ja gern tun, aber selbst ich hab einen Ruf zu verlieren. Der Kandidat im nördlichen Wahlkreis 18 hat scheinbar gar keinen Wahlkampf gemacht – oder beginnt er noch in den letzten Tagen? Inhaltliche Äußerungen zu Sachthemen, wo bitte? Eigene Veranstaltungen, wo bitte? Tut mir leid, meine Befürchtungen wurden bestätigt. Er setzt leider nur auf den „Besenstilbonus“.
Die Kandidatin im südlichen Wahlkreis 20 hat eine Reihe von Veranstaltungen gemacht. Sogar das Stadttheater wurde für teuer Geld gebucht (hoffentlich von ihrem eigenen?). Leider kamen auch hier nur wenige Interessenten, obwohl sie bei sämtlichen Veranstaltungen immer viele Promis aus dem Bundestag oder auch gerne Landesvorsitzende einspannt. Aber wer keine Werbung macht, bekommt auch kein Publikum! Und außerdem: Wer soll denn gewählt werden? Ich denke doch die Kandidatin selbst, oder? Dann sollte auch sie selbst vorne stehen und mit dem Wähler sprechen, sich fragen lassen und selbst Antworten geben. Fehlanzeige, leider! Leute, die dort waren, sagten mir, dass sie nach einer Veranstaltung nicht wissen, wie die Kandidatin in Sachthemen tickt, außer bei Gender-GaGa und Frühsexualisierung, Islam und Migration… Ja, da ist die AfD-Haltung auch weithin bekannt, das is nix Neues. Was will sie im Wahlkreis erreichen? Wo sind die lokalen Schwerpunkte? Null, keine Aussagen. Sorry… Wir sind eigentlich angetreten, um es BESSER zu machen.
Also ich hatte mir qualitativ wesentlich mehr erwartet in diesem Wahlkampf. Von Bekannten wurde ich jedoch schon im Vorfeld gewarnt, meine Hoffnungen doch bitte zurückzuschrauben. Recht hatten sie! Der Süden Thüringens wird ja gern vergessen in Erfurt – mit diesem Personal kann ich das sogar nachvollziehen. Das wäre jetzt aber ein zu negativer Schluss, sagen wir es doch lieber so: Wir im Süden haben beim politischen Personal noch große Reserven – das klingt doch gleich viel positiver, oder?
Schönen Wahlsonntag!!!
Torsten Ludwig
Schleusingen
Foto: Südthüringer Rundschau
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