Grußwort des Schulleiters des Gymnasiums Georgianum Hildburghausen, OStD Frank Wagner
Sehr geehrte Leserinnen und Leser der Südthüringer Rundschau!
Inzwischen ist es schon ein fester Bestandteil meiner Arbeit geworden – der Jahresrückblick für unsere „Südthüringer Rundschau“ aus der Sicht des Gymnasiums Georgianum Hildburghausen. Und wie immer stehe ich vor den gleichen Problemen: Wie fange ich an und über was schreibt man diesmal? Schließlich will man sich ja nicht ständig wiederholen.
Also habe ich in dem wunderbar geordnetem „digitalem“ Zeitungsarchiv unserer Rundschau bis in das Jahr 2012 zurückgeblättert und einige interessante Textpassagen gefunden.
Zum Beispiel aus der Ausgabe 51 (1) 2013. Dort habe ich erstmals anhand der Eckdaten unserer Schule und einer durchaus absehbaren Entwicklung auf die Problematik der Neueinstellungen aufmerksam gemacht. Mein Fazit lautete damals: „Die Meisterung dieser Problematik wird an alle Entscheidungsträger eine enorme Herausforderung stellen. Im Interesse der Entwicklung unserer Kinder, den größten Schatz, den unsere Gesellschaft besitzt, sollten andere Interessen in den Hintergrund treten. Handeln statt Reden ist gefragt.“
2015 (51) blickte ich sehr optimistisch nach vorne. Wir hatten gerade aus einer Menge von Bewerbern auf die freigewordenen Stellen für unsere Schule die Besten auswählen dürfen.
2017 (51) berichtete ich über die Ergebnisse des Werkstatttreffens in Schmalkalden mit dem neuen Kultusminister Herrn Holter. Die richtigen Ansätze machten Hoffnung. Trotzdem merkte ich an: „Dabei wird allerdings die versprochene „Unterrichtsgarantie“ noch eine geraume Zeit brauchen, bis wir sie in Ansätzen umsetzen können. Ich rede hier von 5 bis 10 Jahren.“ Da dürfte ich mich wohl kräftig verschätzt haben.
Zwar habe ich in der Ausgabe 2018 (51) schon deutlich auf die sogenannten Problemfächer Physik und Kunst bei Neueinstellungen hingewiesen, aber die letzte Einstellungsrunde für das Schuljahr 2019/20 hat die ganze Misere aufgezeigt. Die Zeiten, dass man unter mehreren Bewerbern versucht, die Besten für unsere Schule zu gewinnen, sind vorbei. Der Markt ist leer. Man kann froh sein, überhaupt einen Bewerber zu finden und überglücklich, wenn dieser auch noch zusagt. Bewerber für die Problemfächer – aussichtslos. Sonderstudiengänge für diese Fächer – Fehlanzeige. Schade, wertvolle Zeit ist vergangen. Sie erinnern sich: 2013 – „Handeln statt Reden ist gefragt!“
Dabei können wir im Moment noch zufrieden sein. Unsere Schülerzahlen steigen wieder leicht an. 616 Schüler werden von 55 Lehrern unterrichtet. Davon sind inzwischen 16 junge, fest eingestellte Lehrerinnen und Lehrer und drei Lehramtsanwärterinnen. Der Unterricht ist abgesichert. Aber in den nächsten vier Jahren verlassen uns mindestens 17 weitere Kollegen, deren Stellen neu zu besetzen sind. Dies wird eine gewaltige Herausforderung, welche uns ernsthaft Sorgen bereitet.
Auf der anderen Seite ist es natürlich erfreulich zu sehen, dass unsere Kinder von jungen und älteren Kollegen unterrichtet werden. Ich möchte hier von einer „Win-Win-Situation“ für die gesamte Schulgemeinschaft sprechen. Diesen Prozess des doch sehr rasch voranschreitenden Übergangs zwischen zwei Lehrergenerationen gilt es, kontinuierlich zu steuern und erfolgreich umzusetzen.
Selbstverständlich haben wir mit unseren Kindern wieder eine Reihe von zusätzlichen Projekten und Veranstaltungen parallel zum Unterrichtsalltag absolviert. Zu den alt bewährten Events kam neu eine Sprachreise für unsere Französischschüler der 10. und 11. Klassen nach Straßburg hinzu. Eine Reihe von herausragenden Ereignissen und Ergebnissen sei – ohne Anspruch auf Vollzähligkeit – im Folgenden genannt:
Im sportlichen Bereich muss man die Teilnahme unserer Mädchenmannschaft beim Bundesfinale im Volleyball in Bad Blankenburg sowie den 2. Platz im Tennis-Landesfinale der Jungen WKIII, den 3. Platz im Tischtennis-Landesfinale der Jungen WKII und unsere Fußball-Mädchen, welche den Pokal des Bürgermeisters der Stadt Suhl gewonnen haben und damit ihren Sieg vom Vorjahr wiederholen konnten, hervorheben.
Unser Kurs Darstellen und Gestalten in der 11. Klasse gewann bei den Meininger Theatertagen den 1. Preis.
Herausragend sind aber auch solche Einzelleistungen, wie z. B. durch Alexander von Bonin, welcher in den Landesfinalen der Mathematik-Olympiade der 10. Jahrgangsstufe mit einem 2. Preis und dem 3. Platz sowie in der Physik-Olympiade bei den Nicht-Spezialgymnasien mit einem 3. Platz absolut überzeugen konnte. Ebenso sei Vico Emanuel Wiegandt genannt, welcher mit seinem Solokonzert „Lieder öffnen Herzen“ die Konzertbesucher in der Christuskirche Hildburghausen begeistern konnte und im Rahmen dieses Benefizkonzerts auch noch 1.505,00 Euro an Spenden für einen wohltätigen Zweck überweisen konnte.
Blicken wir nach vorn. Neben der allgegenwärtigen Diskussion über den Lehrernachwuchs an Schulen ist noch ein zweiter Schwerpunkt aktuell. Die Digitalisierung der Schulen, gefördert durch den beschlossenen „Digitalpakt“.
Wir haben unsere Schule sehr frühzeitig auf einen modernen Stand gebracht. Alle Räume unserer Schule, bis auf die von uns festgelegten Ausnahmen, sind mit einem Internetanschluss, Laptop und Beamer ausgestattet. Nur in drei Räumen von über 40 ist diese Technik noch auf Medienwagen unterwegs, ansonsten ist alles fest montiert. Dies ist eine Grundvoraussetzung für eine sinnvolle und effektive Arbeit mit der Medientechnik. Den Schülern und Lehrern steht ein Intranet zur Verfügung. Jeder hat einen eigenen Account. Drei Computerkabinette vervollständigen diese Ausstattung. Ohne diese wären die Erfolge im eTwinnig-Programm der EU und die kreative Teilnahme an Erasmus+ Projekten überhaupt nicht denkbar.
Die Kollegen, und ich will betonen, nicht nur die Jungen, nutzen diese Voraussetzungen inzwischen intensiv. Die Visualisierung von digitalem Unterricht ist also jetzt schon möglich. Nun gilt es, die Klassenräume mit Wlan auszuleuchten, so dass die Schüler mit entsprechender Technik in den Unterricht digital eingebunden werden können. Für die Lehrer, abhängig nach ihren Fächern, kommt es darauf an, die entsprechende Unterrichtsmethodik, angepasst an die neuen Systeme, der jeweiligen Software und den damit verbundenen neuen Möglichkeiten des Lehrens, erst einmal selber zu erlernen und zu beherrschen.
Ansonsten brauche ich mich nicht vor eine mit Tablets oder iPads ausgerüstete und erwartungsfroh dasitzende Klasse zu stellen. Das Grundgerüst unseres Konzepts ist fertig, nur so viel dazu: Nein, es wird nicht nur noch auf einem Tablet oder iPad rumgetippt. Darin sind wir uns absolut einig. Es wird eine gesunde Mischung zwischen herkömmlichen und neuen Lern- und Lehrmethoden sein. Finnland, absoluter Verfechter und Vorreiter beim Einsatz innovativer Medientechnik, hat in der letzten Pisa-Auswertung einen doch herben Dämpfer erhalten.
Wir werden dieses Konzept mit dem Schulträger abstimmen, uns auf einen gemeinsamen Nenner einigen, denn schließlich sind wir nicht die einzige Schule im Landkreis, die diesen Prozess durchläuft. Dieser Prozess der Umsetzung ist auf fünf Jahre fixiert. Scheinbar viel Zeit. Ich denke, es ist eine sportliche Aufgabe! Denn Digitalisierung der Schulen bedeutet: Schaffung der nötigen Stellen für Administratoren und Techniker an den Schulen bzw. beim Schulträger.
Die Lehrer haben dafür keine Kapazitäten und nötige Kompetenzen. Sie sind, genau wie die Schüler, ausschließlich Nutzer. Die Schule ist für das pädagogische Konzept und dessen Umsetzung verantwortlich einschließlich der notwendigen intensiven Fortbildung aller Lehrer. Wir sind deswegen hocherfreut, dass wir seit November ein für diese Zwecke hervorragend geeignetes hochmodernes Medienkabinett mit sechs Arbeitsplätzen in Betrieb nehmen konnten, gefördert vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport und unserem Schulträger. Hier können sich die einzelnen Fachkonferenzen mit der neuen Technik und entsprechender Software intensiv vertraut machen, bevor, wie bereits gesagt, unsere Kollegen sich vor ihre erwartungsfrohen Schüler stellen.
Wenn das nicht eine gute Nachricht ist? Lassen Sie uns also optimistisch nach vorne schauen. Ja, es werden im neuen Jahr viele Aufgaben und Probleme auf uns zukommen. Spannung ist garantiert. Ich bin mir sicher, wir werden diese gemeinsam bewältigen. Da vertraue ich ganz auf die funktionierende Schulgemeinschaft des Gymnasiums Georgianum Hildburghausen, der ich hiermit sowohl im privaten, als auch im schulischen Alltag alles erdenklich Gute für das Jahr 2020 wünsche.
OStD Frank Wagner
Schulleiter
Gymnasium Georgianum Hildburghausen