Wenn der Staat und die Politik versagen
Leserbrief. Das Jahr 2020 ist wenige Wochen alt. Aber wo man hinkommt und wo man hinschaut, alles wird bzw. wurde teurer.
Auch in den Alten- und Pflegeheimen wurde mit Kostenerhöhungen nicht gespart. Im Durchschnitt werden die Kosten zum 1. März 2020 um 180 Euro bis zu 240 Euro erhöht. Zeitgleich aber steigen die Diäten der Politiker um mehrere Hunderte von Euro.
Die Erhöhungen wurden von den Krankenkassen und Pflegekassen sowie den Sozialträgern abgesegnet. 8,8 Prozent für die Gehaltserhöhungen der Fachkräfte in den Einrichtungen. Aber wo bleiben die Fachkräfte. Zum größten Teil nur billig- bzw. unterbezahlte Kräfte. Zu diesen Erhöhungen kommen dann noch die internen Erhöhungen der einzelnen Einrichtungen.
Bereits 2018 und 2019 war in vielen Heimen die Schmerzgrenze der Zumutbarkeit erreicht. Eingaben und Beschwerden auf allen politischen Ebenen folgten, aber ohne eine Änderung der Situation. Der Staat und die Politik haben hier total versagt.
Warum wird dieser Zustand in den Heimen und die ständigen Änderungen der Kosten nicht einmal gestoppt und gerecht geregelt? Täglich werden Millionen von den Politikern sinnlos verplant und ausgegeben. Millionenausgaben, die keinen Sinn ergeben.
Viele Bewohner in den Alten- und Pflegeheimen sind nun gezwungen, zum Sozialamt zu gehen. Sie haben 40 Jahre und mehr gearbeitet. Jahrzehnte Steuern gezahlt, und nun gehören sie zum Teil zu den Ärmsten unserer Gesellschaft. Die Gesellschaft schaut zu und die Politik und der Staat unternehmen nichts. Also bleibt diesen Betroffenen nur der Gang zum Sozialamt.
Alleine der Gedanke, den Staat, den man mit aufgebaut hat, um Hilfe anzubetteln, ist für viele untragbar bzw. eine große Zumutung. Wer hier dann Hilfe zum Leben beantragt, muss seine Hilfsbedürftigkeit nachweisen. Hier greift nun erneut die Deutsche Bürokratie. Formulare, Belege und Nachweise, zum Teil auch kostenpflichtig, müssen vorgelegt werden.
Eine geforderte Kontennachweisbescheinigung kostet 75 Euro. Dieser Betrag muss bei der Sparkasse sofort bezahlt werden, ansonsten erfolgt keine Bearbeitung. 75 Euro für einen Beleg ist für einen, der nichts hat, ein Vermögen! Wer hier einmal in die Altersarmut geraten ist, wird immer weiter ins soziale Abseits gestellt. Sollte ein Antragsteller dann doch eine Hilfe zum Leben bekommen, erhält er 116,25 Euro Taschengeld. Das sind 3,87 Euro am Tag.
Andere Menschen, die die Gastfreundlichkeit des Staates in Anspruch nehmen, bekommen alles, Kleidung, Unterkunft und mindestens 250 Euro Taschengeld. Hier zeigt der Staat täglich, wie voll die Sozialkassen sind, aber nicht für die eigenen Menschen. Bist du in die BRD gekommen, weil die Politik und der Staat jeden willkommen heißen, lebst du wie Gott in Frankreich.
Das Grundgesetz sagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Gilt dies auch für die ältere Generation in unserem Staat?
Wolfgang Moers
Hildburghausen
Foto: Pixabay
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