Hanau & Hildburghausen
Leserbrief. „Und wieder schläft das deutsche Volk in seinem dumpfen, blöden Schlaf weiter und gibt diesen faschistischen Verbrechern Mut und Gelegenheit, weiter zu töten – und diese tun es.“ Diese Worte stammen aus dem zweiten Flugblatt der Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“. Und wann wachen wir auf?
Zehn Jahre lang mordeten die Terroristen des NSU ungehindert durchs Land – gedeckt und beschützt von einem Verfassungsschutz, dessen NSU-Akten nun 120 Jahre lang (!) weggesperrt werden sollen. Über 200 Menschen sind seit 1990 von Rechtsterroristen ermordet worden. Jetzt erneut ein rassistisches Massaker, in Hanau. Elf Tote.
Wollen wir so zusammenleben? Voller Hass? In einem Klima der Angst? In einer Gesellschaft, die immer weiter auseinanderdriftet? In der mörderische Gewalt etwas Alltägliches wird?
Gehen wir auf die Webseite des Herrn Frenck. Da finden wir neben Nazi-Devotionalien und Nazi-Propaganda und Nazi-Bier auch eine Reihe von Waffen im Angebot. „Legale“ Waffen, sicherlich. Eine Armbrust, Schlagstöcke, Gassprays, Blasrohre, Quarzhandschuhe usw. Welcher normale Kneipenwirt hat ein Interesse daran, seine Gäste zu bewaffnen? Und wollen wir das? Eine Bevölkerung unter Waffen? Jeder gegen Jeden? Amerikanische Verhältnisse?
Es wird Zeit, dass wir mal wieder ein wenig abrüsten. Verbal. Emotional. Zwischenmenschlich. Lasst uns Gemeinsamkeiten suchen. Lasst uns über Lösungen reden. Und lasst uns Frieden mit der Realität schließen. Zu dieser Realität gehört, dass auch in Hildburghausen Menschen mit anderen Hautfarben leben. In einem 21. Jahrhundert mit globaler Kommunikation, weltweiter Mobilität und einer integrierten Weltwirtschaft wird sich daran vermutlich auch nicht mehr viel ändern,
Man kann das beklagen. Man kann versuchen, diese Menschen zu bekämpfen. Oder aber wir können die Realität annehmen und positiv gestalten. Ja, es gibt Probleme. Natürlich gibt es die. Die dürfen auch benannt werden. Aber Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. Gemeinsam, friedlich und durch ein Miteinander im Interesse einer Allgemeinheit, die in Frieden leben möchte.
Wer allerdings meint, seine Ideologie mit Waffen und Hass durchsetzen zu können, muss daran gehindert werden – ganz egal, ob er Nazi, religiöser Fanatiker, schwerkriminell oder sonstwie durchgeknallt ist. Dazu brauchen wir einen handlungsfähigen Staat – vor allem aber brauchen wir eine handlungsfähigen Gesellschaft, die hier klipp und klar eine Grenze zieht.
Florian Kirner
Weitersroda
Foto: Pixabay
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