Meine Gedanken zur Bürgermeisterwahl in Hildburghausen
Leserbrief. Am 8. März 2020 haben wir es in der Hand, eine verantwortungsvolle Person in das Bürgermeisteramt zu wählen. Eigentlich wollte ich mich zu dieser Thematik nicht öffentlich äußern, habe mich allerdings nach Studium der Wahlflyer und der bisherigen Pressemitteilungen doch dazu hinreißen lassen.
Zu den zwei neuen Bewerbern werde ich keine Aussagen tätigen, da ich davon ausgehe, dass sie das Beste für unsere Stadt wollen und den Begriff „Ideale“ deuten können, ansonsten macht eine Bewerbung für dieses Amt relativ wenig Sinn.
Bleibt also der derzeitige Amtsinhaber, der nach eigenen Angaben „Alles“ gegeben hat, wieder gewählt werden möchte und erhobenen Hauptes durch die Stadt gehen kann, falls er nicht wieder gewählt wird (siehe Freies Wort).
Wir leben in einem freien Land, somit hat auch Holger Obst das Recht, sich erneut als Bürgermeisterkandidat zu stellen, eventuell Unsinn zu erzählen und zu schreiben, um mit weiteren Versprechungen den Versuch zu starten, noch einmal Bürgermeister von Hildburghausen zu werden und unsere (Noch)-Kreisstadt vielleicht in den kommenden sechs Jahren zum Ort der absoluten Bedeutungslosigkeit zu entwickeln. Dabei denke ich zum Beispiel an seine – zielführenden – Gespräche zur Erweiterung unserer Stadtgrenzen, die bisher niemals von Erfolg gezeichnet waren.
Das mögliche Image eines „Dilettanten“ kommt ja nicht unberechtigt irgendwoher, dass muss man sich schon erarbeiten, auch als Bürgermeister einer Kreisstadt. Seine Leistungsbilanz der letzten sechs Jahre ist für mich erschreckend und spiegelt sich in seinem Wahlflyer wider, der uns Wählern erneut vorgaukeln soll, dass er der Richtige ist. Zum Bericht über seine bisherige geleistete Arbeit als Bürgermeister (siehe Freies Wort), natürlich aus seiner Sicht und der seiner politischen abnehmenden Anhängertruppe, verschlägt es einem selbstdenkenden Menschen die Sprache.
Die Ursache dieser Fehleinschätzung könnte natürlich mit seiner phänomenalen, überdurchschnittlichen Wahrnehmungsfähigkeit in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Der sehnsüchtige Wunsch nach einem City-Manager, den er erneut äußerte, könnte verständlicherweise dem Grund geschuldet sein, dass er sich nicht als Macher, Initiator, Visionär oder Diener unserer Stadt sieht.
Der erneut verwendete Wahlspruch – Zuverlässig, Kompetent, Sozial – macht mich sehr, sehr nachdenklich und ich stelle mir die Frage, ob das Wort „Glaubwürdigkeit“ neu definiert wurde.
Zu seinen glorreichen Erfolgen zählen sicherlich die Mitarbeiter, die wegen ihm und seiner sozialen Kompetenz gegangen sind oder gehen mussten, oder auch seine Streitigkeiten mit dem Werbering und anderen Vereinen. Anzumerken ist seine politische Auslegung des Bürgermeisteramtes, wobei er nicht dem Amt diente, sondern versuchte, sein persönliches Erscheinungsbild in den Vordergrund zu stellen.
Sein Alleinstellungsmerkmal der Kreativität bei öffentlichen Darstellungen, wobei er mit der Realität extrem großzügig umgeht, so wie es die Berichterstattung, was nicht immer der Wahrheit entsprechen muss, gerade erfordert, dass ständige Gejammer über zu wenig Geld sowie seine unbestreitbare Fähigkeit, dass immer die Anderen schuldig zu machen sind, wenn etwas nicht klappt, dürften mittlerweile keine Geheimnisse mehr sein. Eine Möglichkeit könnte allerdings auch sein, dass Holger Obst vielleicht für eine miserable Verantwortungskultur in der gesamten Stadtverwaltung steht? Niemand ist am Ende für irgendetwas verantwortlich, könnte auch eine Philosophie sein.
Zum Glück ist es in den letzten Jahren gelungen, dass nicht noch Gelder der Wohnungsgesellschaft Hildburghausen mbH zur Aufstockung der städtischen Finanzen entnommen werden konnten. Vielleicht liegt auch hier ein Grund für ein weiteres Kapitel seiner Glanzleistungen, dass im März des laufenden Jahres 2020 noch kein Haushalt für Hildburghausen vorliegt?
Ich würde mich schämen, Sie ohne Haushalt um Ihre Stimme für eine Wiederwahl zu bitten. Es könnte aber auch ein Beispiel für gezeigten Arbeitswillen oder eine seiner, dem Amt nicht nutzbringenden Charaktereigenschaften sein. Es ist eben eine Frage des Anstandes, zumindest dem Wähler gegenüber.
Diese wirklich nachgewiesenen Leistungsbilanzhöhepunkte waren in seinem damaligen Wahlflyer vor sechs Jahren natürlich nicht als Ziele bei seiner Kandidatur zum Bürgermeister zu lesen. Diese Höhepunkte und die Abrechnung der damaligen Versprechungen tauchen in seiner heutigen Bilanz selbstredend nicht auf, denn diese wurden ja nicht realisiert.
Um den zur Verfügung stehenden Platz im derzeitigen Wahlflyer auszunutzen, hat er einige Höhepunkte seiner nicht realisierten Wahlziele der letzten Wahlperiode als Zukunftswünsche definiert. Da sind wir wieder beim schwer zu erarbeiteten Image vom Dilettanten.
Das viele ehemalige Wähler auf die falsche Person gesetzt haben, war relativ schnell ersichtlich. Es ist durchaus möglich, dass ich auch diesmal eine Person wählen werde, die die hohen Erwartungen nicht erfüllt, diese Person wird aber nicht noch einmal Holger Obst sein. Drei Kandidaten haben wir zur Auswahl, zwei, die den Eindruck vermitteln, dass sie positive Veränderungen herbeiführen wollen und einen, der es wohl nicht kann, schaue ich mir seine selbst aufgestellte Bilanz nach seiner ersten Amtszeit an.
Die Stadt hat es verdient und nötig, in eine gute Zukunft geführt zu werden, deshalb gehe ich am 8. März 2020 wählen. Ich hoffe, das Sie es auch tun und sich vielleicht, so wie ich, Gedanken darüber machen, was aus unserer Stadt werden soll.
Bernd Klering
Hildburghausen
Foto: Südthüringer Rundschau
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