Kommunalpolitiker aus der fränkisch-südthüringischen Region appellieren an Thüringer Regierung
Kommunalpolitiker wenden sich gegen geplante Aufhebung der Corona-Beschränkungen in Thüringen
Hildburghausen/Sonneberg/Coburg. Die Landräte aus Coburg, Kronach, Lichtenfels, Sonneberg und Hildburghausen, die (Ober-) Bürgermeister der Städte Coburg, Sonneberg und Neustadt bei Coburg sowie der Vorsitzende des Bayerischen Gemeindetags Coburg haben sich in einem Schreiben an Ministerpräsident Bodo Ramelow und die Mitglieder der Thüringer Landesregierung gewandt. Anlass dafür sind die Pläne der Thüringer Landesregierung, die Corona-Beschränkungen komplett aufheben zu wollen. Das halten die Unterzeichner des Schreibens in einem Grenzgebiet wie unserem für fatal.
Schreiben an Ministerpräsident Bodo Ramelow und die Mitglieder der Thüringer Landesregierung
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Ramelow, sehr geehrte Mitglieder der Thüringer Landesregierung, das Coronavirus kennt keine Grenzen, weder gesundheitliche noch örtliche. Und vor allem unterscheidet es nicht nach Stadt-, Landkreis- oder Landesgrenzen.
Das haben wir in unserer fränkischen Region zwischen Rennsteig und Coburger Land in den vergangenen Tagen, in denen unter anderem die Landkreis Sonneberg, Coburg und Lichtenfels jeweils den festgelegten Inzidenzgrenzwert überschritten haben, besonders zu spüren bekommen.
Wir sind ein gemeinsamer Lebens- und Wirtschaftsraum mit vielfältigen Verflechtungen. Tagtäglich pendeln alleine aus beruflichen Gründen über 5.000 Personen zwischen den Nachbarlandkreisen bzw. -städten Coburg und Sonneberg. Die Städte Neustadt bei Coburg und Sonneberg betreiben einen gemeinsamen Stadtbus als Ringlinie. Über das Zusammenwachsen unserer Region sind wir alle miteinander sehr froh, sowohl die bayerischen Städte, Gemeinden und Landkreise als auch die thüringischen Kommunen profitieren davon.
Gleichzeitig stehen wir als Kommunalpolitiker aber auch in der Verantwortung, den Schutz der Bevölkerung vor Ort bestmöglich zu gewährleisten. Die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger hat für uns alle oberste Priorität. Und eben weil das Coronavirus nicht Halt an einer Grenze macht, ist es besonders wichtig, dass wir auch in dieser Situation gemeinsam vorgehen – mit gegenseitiger Unterstützung und Rücksichtnahme. Und vor allem im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger.
Und in deren Sinne befürchten wir ein Ansteigen des Corona-Infektionsgeschehens in unserer gesamten Region, wenn in Thüringen die Corona-Beschränkungen wie angedacht landesweit komplett aufgehoben werden.
Corona war nicht mal eben auf kurzer Durchreise. Die Gefahr ist noch lange nicht vorbei. Als vor Ort verantwortliche Kommunalpolitiker plädieren wir, besser länger Vorsicht walten zu lassen, als die Situation zu schnell auf die leichte Schulter zunehmen. Das könnte als großer Bumerang zurückkommen.
Wir als Vertreter der fränkisch-südthüringischen Region bitten Sie deshalb eindringlich, Ihre Pläne, die Corona-Beschränkungen als Landesregierung komplett aufzuheben, nicht umzusetzen.
Natürlich kann nicht auf Dauer das komplette gesellschaftliche Leben, die Wirtschaft, etc. heruntergefahren werden – dessen sind wir uns sehr wohl bewusst. Aber es gilt, wachsam zu bleiben, die Infektionen genau im Blick zu haben, um schnellstmöglich eingreifen und die jeweilige Infektionskette unterbrechen zu können. Genau dazu braucht es aber überregionale Maßnahmen, die zum einen die Infektionswege nachvollziehen lassen und zum anderen dazu beitragen, dass die Bürger sorgsam miteinander umgehen. Nur so werden wir das Virus hoffentlich irgendwann in den Griff bekommen.
Die Corona-Beschränkungen komplett aufzuheben, wäre, wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder gesagt hat, ein fatales Signal mit voraussichtlich schwerwiegenden Konsequenzen für die Gesundheit unserer Bevölkerung.
Denn damit würde ein trügerisches Zeichen an die Bevölkerung ausgesendet, dass die zwar unbeliebten, aber wichtigen Hygiene- und Abstandsregelungen nicht mehr erforderlich sind. Insbesondere für die Pendler zwischen den Nachbarregionen würde es dann auch undurchsichtig, welche Regelungen sie wo beachten müssen. Ganz zu schweigen davon, dass Bürger möglicherweise ganz bewusst in den Landkreis zum Einkaufennfahren, in dem sie keinen Mundschutz tragen müssen und sich und andere damit einem höheren Risiko zu erkranken, aussetzen.
Vielmehr müssen wir gerade jetzt unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger motivieren, es dem Virus so schwer wie möglich zu machen, weiter gemeinsam durchzuhalten, und an einem Strang zu ziehen. Denn die getroff enen Beschränkungen sind unsere einzige Chance, um das Virus einzudämmen! Halten wir lieber noch etwas länger durch, als dass uns das Virus erneut einholt.
Lassen Sie uns also lieber weiter vorsichtig sein – gemeinsam und über Grenzen hinweg!
Sebastian Straubel
Landrat des Landkreises Coburg
Thomas Müller
Landrat des Landkreises Hildburghausen
Christian Meißner
Landrat des Landkreises Lichtenfels
Frank Rebhahn
Oberbürgermeister der Stadt Neustadt b. Coburg
Bernd Reisenweber
Vorsitzender Bayerischer Gemeindetag Coburg
Hans-Peter Schmitz
Landrat des Landkreises Sonneberg
Klaus Löffler
Landrat des Landkreises Kronach
Dominik Sauerteig
Oberbürgermeister der Stadt Coburg
Dr. Heiko Voigt
Bürgermeister der Stadt Sonneberg
Foto: Südthüringer Rundschau