Was ist mit den Menschen in den Alten- und Pflegeheimen? Habt ihr uns vergessen?
Leserbrief. Täglich werden immer weitere Lockerungen erwirkt. Aber trotzdem gehen immer mehr Menschen auf die Straße. Obwohl die Gefahr immer noch sehr hoch ist und noch lange nicht beseitigt, werden gegen die Grundregeln der Lockerung ständig verstoßen. Jeder sehnt sich nach mehr Freiheit, nach mehr freier Freizeitgestaltung.
Das Deutsche Kinderhilfswerk schlägt Alarm. Wenn die Kitas noch länger geschlossen bleiben, wird die Generation der Heranwachsenden einen dauerhaften sozialen Schaden erleiden. Es ist für die Entwicklung der Kinder lebenswichtig dass sie soziale Kontakte haben. Auch in fast allen anderen Bereichen versucht man das öffentliche Leben langsam wieder hochzufahren und somit ein Stück Normalität zurück zu gewinnen.
Aber was ist mit den Menschen in den Alten- und Pflegeheimen? Auch wird die Frage immer lauter: „Habt ihr uns vergessen?“
Seit 12 Wochen ist hier nun totale Kontaktsperre. Kinder dürfen ihre Eltern nicht besuchen, Enkelkinder möchten wieder einmal Oma und Opa umarmen. Das alles geht nicht. Wurde diese Generation nun wirklich vergessen?
Wir sprechen mit ihnen und haben als Begründung für die Maßnahmen zu erklären, dass sie eine Risikogruppe sind und damit die Gefahrengruppe Nummer eins.
Ein Virus kann besiegt werden, ein Virus kann verhindert werden, aber nicht verhindert kann der soziale und gesundheitliche Abbau dieser Personengruppe. Egal ob die Alten- und Pflegebedürftigen, egal ob das Pflegepersonal oder die Heimleitungen, die Nerven liegen blank.
Keine Überzeugungsarbeit kommt mehr bei den Alten- und Pflegebedürftigen an. Sie können es nicht verstehen, dass sie auch weiterhin total isoliert werden. Man will diese Generation besonders schützen, was man verstehen kann. Aber ihnen dafür überhaupt keine persönliche Freiheit zu gewähren ist fraglich. Damit diese Menschen merken, dass wir sie nicht vergessen haben, sollte man sehr schnell auch hier über geeignete Maßnahmen einer Lockerung nicht nur nachdenken sondern auch entscheiden.
Ein fast normales Leben ist unter Auflagen in vielen Bereichen möglich. Machen wir es auch möglich, dass die Alten- und Pflegedürftigen wieder in die offene Gesellschaft zurückgeführt werden. Das Deutsche Kinderhilfswerk hat bei der Generation der Heranwachsenden Alarm geschlagen, wer schlägt Alarm für die Bewohner der Alten- und Pflegeheime damit diese Menschen den Rest ihres Lebens spüren, sie sind nicht alleine, wir haben sie nicht vergessen.
Wolfgang Moers
Betreuer
Hildburghausen
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