In Erinnerung an prägende Weggefährten
Aus dem Herzen gesprochen:
Leserbrief. Ich kann, nein, ich will es nicht mehr hören: Corona. Dennoch werde ich tagtäglich damit bombardiert. Seit März bestimmt vor allem dieses Wort unseren Alltag: Verordnet! Mit alltäglichen Einschränkungen, die für mich immer weniger nachvollziehbar sind.
Zwei gute Freunde sind in dieser Zeit gestorben – keiner von beiden an dem Coronavirus. Viele Jahre haben wir zusammen gearbeitet, gestritten und uns für die Stadt Hildburghausen gemeinsam engagiert. Persönliche Interessen haben dabei nie eine Rolle gespielt. Es tut weh.
Unlängst ging Gernot und jetzt Fritz-Georg – unangekündigt. Wir haben uns oft ausgetauscht. Erst neulich im Baumarkt mit Maske und Abstand haltend. Was hat es genutzt? Seine gekaufte Rose wird sicherlich einen schönen Platz im Garten gefunden haben. Es war meine letzte Begegnung mit Fritz-Georg und sie bleibt mir wie vieles andere in Erinnerung.
Gernot habe ich das letzte Mal besucht, da ging es ihm nicht mehr so gut, trotzdem war er für Späße immer noch aufgelegt. Ich hatte ihm versprochen, bei schönem Wetter mit ihm spazieren zu gehen. Dazu kam es nicht mehr. Das schöne Wetter stellte sich nicht ein und seine unheilbare Krankheit schritt stetig fort. Die Erinnerung bleibt dennoch. Wenn ich heute meine Joggingrunde drehe, denke ich daran: Hier wollte ich Gernot in seinem Rollstuhl den Berg hinauf schieben und einfach nur Erinnerungen walten lassen, aber vor allem miteinander reden.
Ihm erzählen, was ich im Stadtrat so erlebe und was sich in Hildburghausen so tut. Auch über andere Themen, ob Familie oder die allgemeine Politik betreffend, wollte ich mich mit ihm austauschen. Wir haben uns vertraut und konnten uns alles sagen. Gernot war mit seiner Lebenserfahrung nicht nur ein guter Freund, sondern auch ein guter Lehrmeister und Ideengeber. Ich vermisse ihn. Gernot hat sich für seinen Ortsteil aufgeopfert. Gemeinderat, Ortsteilbürgermeister, Feuerwehrmann und Familienvater.
Auch Fritz-Georg war Ortsteilbürgermeister in dem Ort, nach Gernot. Fritz-Georg hat auch nach dem Ortswechsel zu seinem Ortsteil gestanden, obwohl das Thüringer Kommunalrecht das nicht zulassen dürfte. Gernot war seine starke kritische Stütze. Nun gibt es beide nicht mehr. Es ist schmerzlich für die Angehörigen, aber auch für jene, die sie kannten und schätzen gelernt haben. Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind. Danke.
Ralf Bumann
Hildburghausen / Wallrabs
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