Römhild und seine Keramik-Geschichte um eine innovative Manufaktur bereichert
Zwei wie Pech und Schwefel:
Römhild. Römhild und Keramik, das gehört schon seit 300 Jahren eng zusammen. Der Höhepunkt war sicher zu DDR-Zeiten, als etwa 400 Römhilder im Töpferhof Gramann beschäftigt waren. Oft trifft man in der ganzen Republik Töpfer, die das Handwerk an der Drehscheibe genau hier in Römhild erlernt haben.
Ein paar Töpfereien sind hier weiterhin angesiedelt und geben dem Namen „Töpferstadt Römhild“ alle Ehre. Auch die Stadtverwaltung und der Keramikverein sind bestrebt, alle Bemühungen in Richtung Ton zu unterstützen und zu entwickeln. Bekannteste Events sind die wieder, seit einigen Jahren ins Leben gerufenen, internationalen Symposien und der jährlich durchgeführte Keramikmarkt.
Seit Mitte 2019 hat Römhild nun eine weitere Manufaktur, die keramische Produkte herstellt. Die Römhild Keramik GmbH wurde von Maximilian Brachmann gegründet. Seit einigen Wochen läuft die Produktion marktreifer Produkte an. Die Idee war, nicht Konkurrenz zu den bereits bestehenden Töpfereien zu sein, sondern eine Ergänzung in der Produktvielfalt. Mit einer maschinellen Produktion können kleine und mittlere Serien keramischer Produkte hergestellt werden. Das Wort „maschinell“ irritiert hier vielleicht etwas. Ausschließlich der formgebende Prozess läuft über die Verwendung einer Metall- oder Gipsform ab, alle anderen Arbeitsprozesse sind Handarbeit.
Maximilian ist in einer Zeit aufgewachsen, in der die persönliche Verantwortung für die Erhaltung unserer Umwelt eine zunehmende Bedeutung hat und dieser möchte auch er gerecht werden. Folgerichtig wurde ein Kaffeebecher entwickelt, der auch als „to-go-Becher“ verwendet werden kann und dem Einwegbecher Konkurrenz machen soll. Eigenschaften wie spülmaschinenfest, mikrowellengeeignet, absolut schadstofffrei, passen gut zu dem schicken Design. Für Firmen aller Art kann der Becher mit Schrift oder einem Logo individualisiert werden.
Sehr beliebt ist auch das Kaffeeservice, mit dem das neue Kaffee am Schabhof in Römhild ausgestattet wurde. Erhabene Ringe zieren jedes Stück. Dieser bunt gefärbte Ring soll ein symbolisches Abbild der Grabfeldlandschaft sein. Käuflich ist alles im Onlineshop der Firma oder im Kaffee am Schabhof zu erwerben.
Know how erhält die Firma von dem externen Keramikmeister Peter Neumann, der ein wirklich alter Hase auf seinem Gebiet ist. Neumann hat eine Feuerfestkeramik entwickelt, die sich sehen lassen kann und Produkte aus Asien blass aussehen lassen. Die Kälteschockresistenz ist enorm und so wird das Zerspringen von Gefäßen bei schnellem Kalt-Heißwechsel vermieden. Solche Eigenschaften sind wichtig bei dem Kochtopfset, was als nächste Entwicklung auf der Agenda steht. Die Nachfrage nach derartigen Töpfen ist vorhanden, da neben der absolut gesundheitsunschädlichen Keramik und Glasur, Eigenschaften wie schonendes Kochen und Garen sowie die guten Energiespeichereigenschaften von Bedeutung sind.
In dieser Richtung sollen auch weitere Produkte entwickelt werden, Maximilian Brachmann denkt an ein BBQ Set, was zum Grillen nicht fehlen sollte.
Wo Sonne ist, gibt es auch Schattenseiten. „Wir stehen am Anfang und Corona war auch für uns sehr kontraproduktiv“, sagt Brachmann. Die bereits gezahlten Messen im Frühjahr und damit die erhofften Aufträge fielen alle weg. Für die Corona-Soforthilfe war das Unternehmen einfach zu jung, der Antrag wurde abgelehnt. „Wir müssen uns zunächst mit kleinen Aufträgen über Wasser halten und hoffen auf Stabilisierung in diesen für Viele schwierigen Zeiten“, meint der Jungunternehmer abschließend.
Schön wäre es, wenn Römhild sein neues Mitglied in der Keramik-Liga behält.
Titelbild: Maximilian Brachmann und eine Mitarbeiterin der Römhild Keramik GmbH. Fotos: Römhild Keramik GmbH