Gegenwind in der Windkraftdebatte
Leserbrief. Am Dienstag, dem 22. September 2020 trafen Stadträte der Eisfelder Freien Wähler, Eisfelds Bürgermeister Sven Gregor und Vertreter der Bewegung „Gegenwind“ im Volkshaus aufeinander, um zu informieren und zu diskutieren, über das geplante und umstrittene Windrad-Projekt nahe dem Stelzner Berg.
Bis zu sechs Windräder sollen künftig für sauberen Strom am Stelzner Berg nahe Eisfeld sorgen. Doch wie auch in anderen Orten sorgt dieses Vorhaben nicht bei jedem Bürger auf Gegenliebe. Infraschall, Schlagschatten, Verschlechterung der Wohnqualität und ein hässliches neues Wahrzeichen in der touristisch geprägten Region, was kilometerweit von allen Seiten sichtbar sein könnte, sind nur einige Kritikpunkte der Gegenbewegung. Um die Effizienz durch Höhenwinde nutzen zu können, sollen diese Anlagen bis zu 240 Meter hoch sein und über eine Flügellänge von 80 Meter verfügen. Um diese Höhenzahl vorstellbar zu machen, redet man von Anlagen, welche die Höhe des Sendeturm Blessberg um etwa 45 Meter überschreiten.
Für die Eisfelder Bewegung „Gegenwind“ ging es hauptsächlich erst einmal darum, Informationen zum aktuellen Stand der Dinge zu erhalten und den Vertretern des Stadtrates ihre Kritikpunkte mit auf den Weg ihrer Entscheidung geben.
Das Stadtratsmitglied Christoph Bauer moderierte durch den fast dreistündigen Abend, zeigte Chancen und Kritikpunkte auf, die bereits vom Stadtrat aufgenommen wurden. Auch wurden anhand einer Karte mögliche Standorte gezeigt und erklärt, dass der vorgeschriebene Abstand von 1.000 Meter zu bewohntem Gebiet eingehalten würde.
Zwar wurde ausdrücklich betont, dass wirtschaftliche Interessen nicht im Vordergrund stehen, doch konnte man dies mehrfach am Abend zwischen den Zeilen lesen. Erschwert wird eine Entscheidung dadurch, dass das Vorranggebiet nicht nur auf städtischen Grund liegt, sondern auch auf privaten Grund und Boden. Man konnte durch die Blume hören, dass man sich durch private Grundbesitzer nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wolle. Denn die Energieanbieter könnten bei einer städtischen Ablehnung auch bis zu drei Anlagen auf privaten Grund errichten. In Kontext-Konsequenz würden die Windräder trotzdem stehen und die jährlichen Pachteinnahmen an private Grundstückseigentümer gehen.
Doch wie es momentan aussieht, möchte man auf Seiten der privaten Grundstückseigentümer nicht den ersten Schritt machen und den schwarzen Peter kassieren. Hier scheint man zunächst abzuwarten, wie sich Stadtrat und Stadt Eisfeld entscheiden. Doch nach derzeitigem Kenntnisstand dürften die privaten Grundstücke nur 25 Prozent des Bebauungsgebietes ausmachen und ohne Verpachtung der Stadt wirtschaftlich unrentabel sein.
Da man seitens der Betreiber nicht abwarten möchte, bis entsprechend angekündigte Neuregelungen und Richtlinien im kommenden Jahr einen Strich durch die Rechnung machen könnten, übt man nunmehr entsprechenden Druck auf Stadt und Privatpersonen aus, und hat schon entsprechende Vorverträge gefertigt.
Die Vertreter der Bewegung „Gegenwind“ machten an diesem Abend noch einmal auf verschiedene Kritikpunkte aufmerksam. So zeigten diese den Einschnitt in Natur auf, denn mit der Errichtung der Anlagen sei es nicht getan. Um die Bauteile an den Standort zu transportieren, müsse eine entsprechende Schwerlaststraße gebaut werden. Auch wurde verdeutlicht, dass die Windräder im Widerspruch zu der millionenschweren Sanierung des Schlosses stehe.
Zum einen versuche man den Stadtkern ansehnlich zu gestalten, um dieses Bild durch Windkraftanlagen im Hintergrund wieder zunichte zu machen. Auch sei der Bereich auf und um den Stelzner Berg eines der wenigen Ziele vieler Bürger, auf dem Panorama-Rundwanderweg spazieren zu gehen oder Rad zu fahren, welches man hierdurch auch zerstören würde. Ebenso gehen dort regelmäßig Kindergarten- und Schulgruppen wandern.
Keine Antwort gab es auf die Frage, wie hoch der energetische Nutzen sei. Denn Anlagen dieser Größe würden so viel Strom erzeugen, dass über 10.000 Haushalte permanent auf Volllast laufen müssten, um diesen Strom zu verbrauchen. Ebenfalls ein wichtiger Kritikpunkt ist die noch nicht geklärte Gesundheitsschädigung durch Infraschall, Lärm und Schattenschlag. Doch hierzu durchforsten einzelne Stadträte bereits mehre Studien. Wie durch den Stadtrat eingeräumt wurde, zeichne sich nach aktuellem Stand in der Tat ein Gesundheitsrisiko ab.
Auf die Frage einer Bürgerin, ob man mit den Einnahmen auch soziale oder kulturelle Projekte in der Stadt fördern könne, konnte keine konkrete Antwort gegeben werden. „Man könne nicht garantieren, dass Einnahmen für entsprechende Projekte reserviert werden können.“ Die Bedenken, dass eventuelle Einnahmen im Stadthaushalt verschwinden, stehen somit auch im Raum.
Kritisiert wurde auch der geringe Informationsfluss zu solchen Bürgerveranstaltungen. Seitens des Stadtrates wurde zwar betont, dass man auf sozialen Medien und im Amtsblatt auf entsprechende Termine hinweise, doch nicht längst alle betroffenen Bürger nutzen dieses Medium. Auch das Eisfelder Amtsblatt wird seit einiger Zeit nicht mehr in die Haushalte geliefert, sondern kann durch die Bürger selbst im Rathaus und anderen Stellen mitgenommen werden.
Insgesamt lief der Abend jedoch sachlich ab, Christoph Bauer hattee eine lautstärkere Debatte befürchtet.
BI „Gegenwind“ Eisfeld
Foto: Pixabay
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