Windkraft im Wald bekommt einen Korb!
Schleusingen. Bunte Blätter, leichter Nieselregen und frische Temperaturen lassen keine Zweifel aufkommen – der Herbst hat Einzug gehalten im Kleinen Thüringer Wald. Wo andernorts der Sonntagsbraten in der Küche vorbereitet wird, treffen die Mitglieder der Bürgerinitiative „Gegenwind im Kleinen Thüringer Wald“ letzte Vorbereitungen für ein ganz besonderes Event.
Sie hatten zu einem politischen Waldspaziergang geladen. Vertreter der Thüringer Landtagsfraktionen, die sich vor der letzten Landtagswahl eindeutig gegen die Windkraft im Wald positioniert haben, sind dafür nach Schleusingen auf den Ahlstädter Berg gekommen. Ganz in der Nähe befindet sich „W7“ – eines der im aktuellen Entwurf des Regionalplans ausgewiesenen Windvorranggebiete, welche den Kleinen Thüringer Wald direkt betreffen.
Es ging den Initiatoren an diesem Morgen eigentlich nicht um politische Profilierung, sondern um den Austausch von relevanten Informationen zum Thema „Windkraft im Wald“. Jedoch wären Politiker keine Politiker, wenn sie nicht auch hier versuchten, ihre Bühne zu nutzen – schließlich soll im nächsten Jahr voraussichtlich ein neuer Landtag gewählt werden. Aktuell steht im Landtag die Novellierung des Thüringer Waldgesetzes an. Die Ausschüsse beraten darüber und diverse Stimmen werden zu diesem Thema angehört. Wenn es nach dem Willen der Fraktionen CDU, FDP und AfD geht, wird der Ausbau der Windkraft im Wald zukünftig nicht mehr stattfinden.
Doch um dieses Gesetz durchzusetzen, bedarf es guter Argumente. Solche lieferten an diesem Vormittag die Vertreter der Bürgerinitiative. In zwei Gruppe ging es durch den Wald. Sie erklärten allen Gästen vor Ort, wie sie den notwendigen Waldumbau unterstützen und wo sie Probleme mit der Errichtung der „Monsterwindräder“ sehen. Die klare Botschaft des Tages lautete: „Kranker Wald ist kein toter Wald!“ Auch wenn der Wald aktuell durch Borkenkäfer und lange Trockenphasen sehr strapaziert ist, darf es keine Option sein, ihm mit der Errichtung von Windkraftanlagen den Rest zu geben.
Die für Windkraftanlagen notwendige Abholzung von Bäumen ist ein Aspekt. Ein weiterer, und oft unterschätzter Aspekt ist die negative Einflussnahme auf den Wasserhaushalt durch Bodenverdichtung und Stromtrassenführung. Der Wald ist einer der wichtigsten Wasserspeicher überhaupt. Zerstört oder unterbricht man wasserführende Schichten im Boden, so hat dies negative Folgen, welche in ihrem Umfang noch nicht abgeschätzt werden können. Sicher ist nur eines, eine Wiederherstellung des Urzustandes ist unmöglich.
Die Natur besitzt quasi „Selbstheilungskräfte“ und regeneriert sich über die Zeit selbst, wenn wir Menschen sie nicht daran hindern.
Die Idee einer Teilnehmerin, welche bei Waldbesitzern und auch beim Thüringer Forst auf offene Ohren stoßen müsste, war, ein „positives“ Anreizsystem für Waldbesitzer zu schaffen. Diejenigen, die CO2 in großen Mengen ausstoßen, zahlen bereits über Zertifikate dafür. Warum sollen diejenigen, die Wald besitzen nicht etwas dafür bekommen, dass je Hektar Wald pro Jahr über alle Altersklassen ca. 13 Tonnen CO2 mittels Photosynthese in den Pflanzen gespeichert werden? Darüber hinaus werden in Laubwäldern ca. 15 Tonnen und in Nadelwäldern ca. 30 Tonnen Sauerstoff je Hektar produziert und zusätzlich etwa 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Atmosphäre gefiltert. Warum ist der Politik das offensichtlich nichts wert?
Wäre es nicht klug, Anreize zu schaffen, mehr Bäume statt mehr Windräder in den Wald zu pflanzen? Nach Ansicht der Initiatoren des Waldspaziergangs wäre das endlich eine nachhaltige Investition, mit Mehrwert, ohne Eingriff in den Wasserhaushalt und vor allem ohne Sondermüll nach 20 Jahren, wie es bei WKAs der Fall ist.
Am Ende des Spaziergangs wurde mit Original Thüringer Bratwurst und einem heißen Kaffee für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt.
Zum Abschied gab es noch eine kleine Erinnerung für jeden Parlamentarier. Die Vertreter der Bürgerinitiative übergaben der „Windkraft im Wald“ einen symbolischen Korb. „Den sollten Sie bei Ihrem nächsten Waldspaziergang für die Pilze mitnehmen“, gab Hendrik Frühauf als Sprecher der BI den Politikern mit auf den Weg. „Der Korb erinnert daran, dass Pilze zum Wald gehören – Windräder nicht!“
Bürgerinitiative „Gegenwind im Kleinen Thüringer Wald“
Titelbild: Windkraft in Wald bekommt einen Korb. Foto: Bürgerinitiative „Gegenwind im Kleinen Thüringer Wald“