Attentat auf Schleusinger Kreuzkirche
Schleusingen. „Sag was zum Attentat auf unsere Kreuzkirche“, so erreichte mich um 18.14 Uhr die WhatsApp meines Glaubensbruders am vergangenen Donnerstag. Meine Gedanken überschlugen sich, was ist los mit unserer zweiten Kirche, die neben der Hauptkirche St. Johannes an der Bertholdsburg.
Meine Internetrecherche ergab: „Anschlag auf die Kreuzkirche – heute haben wir entdeckt, dass in einem der beiden vergangenen Tage ein Buttersäureanschlag auf unsere Kreuzkirche verübt wurde. Ein Fenster zur Sakristei wurde eingeschlagen und durch das so entstandene Loch Buttersäure in die Sakristei vergossen“.
Diese Kirche hat Ende der 1989er für viele Schleusinger Bürger eine große Bedeutung bekommen – hier trafen sich Schleusinger Bürger: „Es war eine aufregende Zeit, ein bewegendes Erlebnis unter den vielen Menschen in der Kreuzkirche dort gemeinsam offen die Meinung sagen zu können, die Kirche gab uns den Schutz“, so Thomas Fleischmann, damals im Neuen Forum Schleusingen.
Zwei Jahrzehnte später bekam die Kreuzkirche, am Schleusinger Friedhof gelegen, erneut für die Schleusinger eine Bedeutung. Marschierten am Vorabend des Volkstrauertages Neonazis durch die Schleusinger Innenstadt, dann vorbei an der Kreuzkirche, veranstalteten engagierte Bürger in der Kreuzkirche Friedensgebete. Sie zeigten und so auch erneut am 14. November 2020 um 18.30 Uhr „Gesicht und Zivilcourage – für eine offene und tolerante Gesellschaft“, so im aktuellen Gemeindebrief der Evangelischen Kirche Schleusingen. An diesem November-Samstagabend werden wieder Schleusinger Bürger unter dem Transparent mit dem Zitat von Martin Luther King stehen: „Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben: nur Licht kann das, Hass kann Hass nicht vertreiben, nur Liebe kann das“.
Zurückkommend auf den Anschlag auf die Kreuzkirche: Pfarrer Andreas Barth hat Anzeige bei der Polizei gestellt, sie ermittelt laut Aussage von Polizeisprecherin Julia Kohl. Der reine Sachschaden des Anschlages beläuft sich laut Pfarrer Barth auf bis zu 3.500 Euro, ohne die Kosten für die Reinigung der Kreuzkirche.
Thomas G. Marzian
Foto: Andreas Barth