Offener Brief der BI „Kein Hochwasser im Dorf!“ zur Einwohnerversammlung am 28. September 2020 im Schleusinger Ratssaal
Schleusingen/Rappelsdorf. Die von der Bürgerinitiative (BI) „Kein Hochwasser im Dorf“ geforderte und von den Rappelsdorfer Einwohnern gewünschte 2. Informationsveranstaltung startete mit einer informativen Präsentation zu Fakten zum Hochwassergebiet, gab einen Überblick zur Projekthistorie mit dem Bau einer Flutmulde als Vorzugsvariante und endete mit der Vorstellung einer modularen Variante, Variante 3 genannt, die erneut geplante Ableitung des Hochwassers über die Schleuse – als wirtschaftliches und technisches Non plus ultra.
Bei der im April dieses Jahres vorausgegangenen Befragung der Rappelsdorfer Einwohner durch die BI zu den beiden grundsätzlichen Hauptvarianten:
• Variante 1: Ableitung des Hochwassers über die Schleuse und
• Variante 2: Ableitung des Hochwassers über eine Flutmulde
sprachen sich 96 Prozent eindrucksvoll für den Bau einer Flutmulde aus. Können doch, so aus Sicht der Betroffenen, Hochwassermauern am Fluss vermieden und Natur geschont werden. Das Ergebnis der Befragung wurde am 2. Juli 2020 den angereisten Fachreferenten der TLUBN Pehlke und Ahrens in Rappelsdorf erläutert und übergeben. Gleichzeitig sicherten die Behördenvertreter zu, das Umfrageergebnis zu berücksichtigen.
Die eingangs erwähnte modulare Variante 3 wurde einseitig und nur mit ihren Vorteilen vorgestellt. Am Ende des Vortrags dann eine Plus-Minus Wertung mit Gegenüberstellung der modularen Variante / Hochwasser über die Schleuse mit der zuvor geplanten Flutmuldenvariante. Das Bewertungskriterium „Akzeptanz der Variante in der Bevölkerung“ fehlte in der Bewertung völlig, was angesichts des vorliegenden Umfrageergebnisses sprachlos macht. Zumal auch das Umweltministerium selbst zuvor in einem Brief an ein BI-Mitglied versicherte, dass vor der Einwohnerversammlung keine Vorzugsvariante festgelegt wird.
Die aufgezeigten Vorteile der Ableitung des Hochwassers über die Schleuse, auch deren angeblichen wirtschaftlichen Überlegenheit, können angesichts der geringen Untersetzung – die Variante ist nicht durchgearbeitet – nicht überzeugen. Die Nachteile, harte Hochwasserwände entlang der Schleuse, wurden bildlich verharmlost bzw. die deutliche Beeinträchtigung von Natur und Umwelt oder Grundstücksverluste für einzelne Einwohner gar nicht erst aufgezeigt.
Der Beifall der anwesenden Gäste am Ende des Tagesordnungspunktes hat die Zustimmung zur favorisierten Variante der TLUBN – „Modularer Ausbau“ gezeigt. Drei Gäste von anwesenden 59 haben das präsentierte Ergebnis mit Beifall honoriert.
Den erklärten Zielen der BI, neben der Herstellung des Hochwasserschutzes, wie Erhaltung der Schleuse in ihrer Natürlichkeit, Schutz aller Einwohner, keine Verschlechterung für einzelne Grundstücke durch Umsetzung der Baumaßnahme sowie abschließend die Beantragung der Herausnahme der Ortslage Rappelsdorf aus dem Hochwassergebiet, wird die favorisierte Variante 3 – modularer Ausbau, unserer Auffassung nach nicht gerecht.
Bei Umsetzung der aufgezeigten Vorzugsvariante haben wir das Hochwasser ohne Wenn und Aber im Dorf, mit Spundwänden, Bohrpfahlwänden und fehlenden Bäumen entlang des dorfseitigen Flussufers.
Die Königsgrundbrücke ist seit 2007 halbseitig aufgrund von Baumängeln gesperrt und wurde in den letzten Jahren wohl wegen der fehlenden Angaben der Wasserwirtschaftsbehörde zur Brückenbreite der neuen Brücke nicht saniert. Jetzt plötzlich sollen wir – die Einwohner von Rappelsdorf, uns am liebsten noch am Vorstellungsabend entscheiden, hängt doch die neu zu bauende Brückenbreite entscheidend von der Wahl der Hochwasservariante ab. Ein nun im Raum stehender Bau dieser Brücke mit gleicher Breite schafft Fakten und beerdigt das Votum der zuvor genannten Bevölkerungsumfrage.
Auf der Sommertour von Ministerin Anja Siegesmund am 10. September 2020 in Schleusingen im Rehazentrum sagte sie eindeutig: „Wenn es Alternativen beim Bau von Bohrpfahlwänden und Spundwänden gibt, sind diese zu bevorzugen. Der Eingriff in die Natur und Landschaft soll so gering als möglich gehalten werden.
Es geht um unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder und um die Bäume und den Eisvogel, den Biber und andre seltene Lebewesen an der Schleuse!
Bürgerinitiative „Kein Hochwasser im Dorf!“ Rappelsdorf
Foto: Bürgerinitiative „Kein Hochwasser im Dorf!“ Rappelsdorf