Neuhaus am Rennweg: Sichere und gerechte Öffnungsstrategie für Gewerbe erwünscht
Neuhaus am Rennweg. Die Stadt Neuhaus am Rennweg und der Gewerbe- und Tourismusverein fordern vom Land Thüringen eine Strategie für einen Ausstieg aus dem Corona-Lockdown. Händlern, Gastronomen, Dienstleistern, Hoteliers sowie Betreibern von Freizeiteinrichtungen müsse eine Strategie geboten werden, schnell ihre Geschäfte (mit strengen Hygienekonzepten) wieder öffnen zu können, heißt es in einem offenen Brief an Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Sollten die betroffenen Unternehmen nicht bald wieder öffnen dürfen fürchtet Bürgermeister Uwe Scheler eine nie dagewesene Pleitewelle.
Sichere und gerechte Öffnungsstrategie für Einzelhandel, Friseure und Dienstleistungsgewerbe, Gastronomie, Hotels und Freizeiteinrichtungen
Sehr geehrte Herr Ministerpräsident,
gemeinsam mit der Vorsitzenden des Gewerbe- und Tourismusvereins Neuhaus am Rennweg, Frau Anett Lämmchen, wende ich mich heute mit einem Appell bezüglich der äußerst prekären Situation der Gewerbetreibenden in den Bereichen Einzelhandel, Friseure und Dienstleistungsgewerbe, Gastronomie, Hotels und Freizeiteinrichtungen und deren Arbeitnehmer an Sie.
Die akuten wirtschaftlichen Probleme der Gewerbetreibenden in unserer Region am Rennsteig entsprechen mit Sicherheit denen im gesamten Freistaat Thüringen und in der gesamten Bundesrepublik Deutschland.
Trotzdem möchten wir Ihnen diese wie folgt konkret benennen:
• Für Einzelhändler ist es noch immer nicht möglich, eine Corona-Hilfe zu beantragen. Hieraus entsteht ein Liquiditätsproblem.
• Die Ware für das Frühjahrsgeschäft rollt an, nachdem das Weihnachtsgeschäft ausgefallen ist. Nun steht die Frage, wie diese bezahlt werden soll, da es eine Stundung bei den Lieferanten nicht gibt. Hieraus entsteht ein weiteres Liquiditätsproblem.
• Im Gastronomie- und Hotelbetrieb, bei Friseuren und Dienstleistungsgewerbe laufen wie im Einzelhandel die Fixkosten für Miete und Betriebskosten weiter und die Umsätze liegen bei null Euro. Die Stadt stundet zwar laufende Grundsteuer und ggf. Gewerbesteuer für die Vorjahre, wenn aber eine Insolvenz droht, gibt es keine Gewähr für eine spätere Zahlung.
• Alle Einrichtungen können ein gutes Hygienekonzept vorweisen. Auf dessen Einhaltung wird überall konsequent geachtet. In großen Märkten treffen sich große Menschengruppen, was in den kleinen Geschäften gar nicht möglich ist und auch gar nicht geduldet wird.
• Weitere Schließungen können die Gewerbetreibenden nicht länger durchhalten, alle Rücklagen sind aufgebraucht. Die uns vorliegenden Zahlen sind erschreckend.
• Die Inhaber stehen unweigerlich vor dem Ruin, müssen Insolvenz beantragen. Die Arbeitnehmer verlieren ihre Arbeitsstelle und müssen sich bei der Arbeitsagentur arbeitslos melden. Einzelunternehmern steht dieser Weg ohnehin nicht offen, sie können am Ende nicht einmal ihre Krankenversicherungsbeiträge selbst bezahlen.
In unserer ländlichen und tourismusgeprägten Region steht eine Pleitewelle der Klein- und Kleinstunternehmen, aber auch des Mittelstandes bevor.
Die Stadt Neuhaus am Rennweg hat als Erholungsort im Jahr 2020 zunächst 138.000 Euro zur Minderung der Auswirkungen der Corona-bedingten Schließungen erhalten, voraussichtlich fließt derselbe Betrag nochmals für 2021.
Es ist nicht möglich, davon die gesamte Branche in unserer Stadt zu retten.
Sollten die Corona-bedingten Schließungen weiter anhalten, brauchen wir als Stadt kein Integriertes Stadtentwicklungskonzept.
Denn: Wir haben dann kein Leben mehr in unserer Stadt.
Wir brauchen auch kein Touristisches Entwicklungskonzept und keine Tourismusförderung.
Denn: Wir haben keine Hotels und Gaststätten mehr, die einen Urlauber beherbergen und bewirten können.
Niemand leugnet die Corona-Pandemie. Die Einschränkungen der Bundes- und Landesregierung werden weitgehend akzeptiert.
Aber: Eine totale Schließung treibt uns in den Ruin.
Die entstehenden Schäden sind dauerhaft und unumkehrbar. Diese können durch keinen Zuschuss und keine Entschädigung wieder gut gemacht werden.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Ramelow,
wir bitten Sie, gemeinsam mit Ihrem Kabinett ein Konzept für eine sichere und gerechte Öffnungsstrategie für den Einzelhandel, die Gastronomie, Hotels und die Freizeiteinrichtungen zu erarbeiten.
Wir brauchen eine sichere Perspektive. Ohne eine solche Öffnungsstrategie haben wir keine Zukunft mehr.
Die Zeit drängt! Nur mit Ihrer Hilfe können wir das gemeinsam überstehen.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Seheier
BürgermeisterAnett Lämmchen
Gewerbe- und Tourismusverein Neuhaus am Rennweg im Namen aller Gewerbebetriebe der Stadt
Foto: Südthüringer Rundschau