Das Märchen vom Karnevalsumzug in Jüchsen 2021
„Nachtigall, ick hör dir trapsen!“
Leserbrief. Bestimmt kennt jeder das Wort „diffamieren“. Aber im Moment bin ich mir nicht mehr sicher, ob jeder die genaue Definition des Wortes verstanden hat. Ich will es noch einmal kurz erklären: „Diffamieren bedeutet jemanden oder etwas, öffentlich, durch falsche Behauptungen in Verruf bringen oder diskreditieren. Das passiert zum Beispiel durch Unwahrheiten oder abfälliges reden und rückt jemanden oder etwas damit in ein schlechtes Licht.“ Genau das passiert im Moment mit unserem wunderschönen Ort Jüchsen im thüringischen Grabfeld, in dem ich seit 23 Jahren heimisch bin.
Was passierte am Sonntag, den 31. Januar 2021 in Jüchsen?
Eins vorweg. Ich war selber nicht auf dem Markt in Jüchsen anwesend. Ich befand mich zum „Tatzeitpunkt“ mit meinem Hund auf einem längeren Spaziergang, Richtung Wald und wusste von nichts, wie auch der Großteil der Einwohner Jüchsens. Daher kann ich nur zu Protokoll geben oder auf die Bibel schwören, was ich selber gesehen und erlebt habe.
14.30 Uhr, die Ruhe vor dem Sturm
Das Wetter war am Sonntag wundervoll. Die Sonne strahlte schon seit den Morgenstunden fröhlich auf uns herab, als wäre es Frühling.
Diesen Umstand war es zu verdanken, das viele Einwohner meines Ortes die selbe Idee hatten und sich am Sonntag Nachmittag auf zu einem Spaziergang machten. Jüchsen hat ungefähr 1.500 Einwohner und ist umgeben von einer großartigen Landschaft, bestehend aus Feldern, Bergen sowie Nadel- und Laubwäldern.
Von weitem hörte man kurzzeitig Autos hupen, als wäre irgendwo ein Hochzeitskonvoi unterwegs. Aber nicht lang, maximal 2 bis 3 Minuten. Auf dem Landwirtschaftsweg, hinter dem alten Schwimmbad, stand zu meiner Verwunderung ein kleines Polizeiauto und wartete. Diesem näherte sich ein Zivilfahrzeug und ich schmiss mir imaginär Popcorn in den Mund. Ich weiß nämlich selber aus leidvoller Erfahrung wie es ist, das wenn man als Zivilfahrzeug einen Landwirtschaftsweg entlang fährt, was einen dann erwartet, wenn am Ende des Weges die Polizei lauert.
Das Erstaunen war groß, als ein Zivilist, der Beifahrer war, von dem einen Auto ins andere umstieg. Was hatte das denn zu bedeuten? Danach fuhren beide Autos ihrer Wege. Wäre ich jetzt ein Verschwörungstheoretiker, würde ich diese „Undercover Aktion“ werten, das einer unser Dorf in einem Zivilfahrzeug ausspioniert hatte und der dann wieder umgestiegen ist. Wie eine Fahrgemeinschaft sah das nämlich nicht gerade aus.
Aber da im Dorf ja vermeintlich nichts war, konnte ich mich als Naturliebhaber, weiter meinem Spaziergang widmen.
16.30 Uhr – Ortseingang
Die Sonne hatte mich gut gewärmt und erfüllte meinen ganzen Körper mit Liebe und Glück. Zufrieden tippelte mein Hund nebenher, bis wir zum Dorfeingang (Höhe Schwimmbad) kamen und ein Mehrpersonenwagen der Polizei, unseren Weg kreuzte.
Kennt ihr das, wenn man gerade die Augen öffnet und auf das Leben schaut, das um einen herum aufblüht – in den Bäumen, in den Blumen, auf der Wiese, im Feld. Man nur dieses positive Leben in sich und um sich herum mit allen Sinnen wahrnimmt… und dann urplötzlich heraus und in eine andere Realität gerissen wird?
Das große weiße Auto mit den blauen Streifen fuhr an mir vorbei, den matschigen Traktorweg, Richtung Kulturhaus hinauf. Erste Leute standen auf der Straße und ich hörte sie tuscheln: „Jetzt fahren sie auch noch dort entlang.“
Ich bog gerade in den Weg zu meinem Haus ein, als das große Polizeiauto offenbar wieder zurück kam, aber mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit. Vom Dorfkern kam ihnen ein Fahrradfahrer entgegen, vor dem das mächtige Auto gerade noch so zum stehen kam. Ich dachte jeden Moment fahren sie den armen Kerl, der sogar einen schwarzen Mundschutz trug, um. Sichtlich verärgert stieg der Fahrer des Wagens aus und der Fahrradfahrer tat lautstark seinen Unmut kund. Der Beifahrer des Polizeiautos quälte sich eher zögerlich aus dem Auto und alle drei standen nun in meiner Straße und diskutierten laut, sodass ich die Wortfetzen noch 4 Häuser weiter hören konnte: „Erst verfolgt Ihr die Leute, dann holt ihr sie vom Fahrrad…“
Hatte das zu bedeuten, das heute eine Verfolgungsjagd stattfand? Ich konnte mir diese Polizeipräsenz an diesem Sonntag immer noch nicht erklären. Ich holte mein imaginäres Popcorn wieder heraus und schaute dem Treiben auf unserer Gasse zu. Mittlerweile hatte es weitere Zuschauer auf die Straße gelockt, in Autos, am Fenster und auf der Straße, typisch getreu unserem Dorfmotto: „Welche Sau treiben sie denn jetzt wieder durchs Dorf?“ Die beiden Polizisten stellten sich dicht neben dem Fahrradfahrer, der Mühe hatte, sich zu beherrschen. Alle Uhren standen auf Konfrontation.
Den Wortwechsel konnte ich nicht verstehen, aber die Körperhaltung aller 3 sprach Bände. Dort lag jede Menge Aggression in der Luft. Soweit ich das erkennen konnte, musste sich der Fahrradfahrer dann ausweisen und bekam, (nach Aussagen meiner Nachbarin später) eine Anzeige.
Irgendwann ging ich dann ins Haus und versuchte mich, dem restlichen Sonntag zu widmen. Ich hörte draußen jedoch ständig diese großen Polizeiautos vorbei fahren, denn uns Dörflern ist der Sonntag heilig und in der Regel ruhig und Autofrei. Der Blick auf die Straße bestätigte, das die Polizei ungefähr im Abstand von 5 Minuten auf und ab fuhr.
Was das ausgelöste hatte, konnte ich mir bis Abends immer noch nicht erklären.
Vor ein paar Jahren hatten sie mal einen plötzlich verschwundenen Rollstuhlfahrer gesucht. Ich möchte behaupten, der hatte weniger Polizeipräsenz bekommen, als das, was am Sonntag hier ablief. Einzig die Polizeihubschrauber fehlten.
Des Rätsels Lösung
Ich war gerade damit beschäftigt, die letzten Vorbereitungen für Homeschooling für meinem Sohn abzuschließen und den PC auf Tauglichkeit zu prüfen, als die ersten Videos vom Nachmittag auf mein Handy eintrafen.
Ich staunte nicht schlecht, als ich den 2,5 Minuten Autokorso, von ca. 14.30 Uhr, auf der Hauptstraße, die durch unser Dorf führte, sah. Auf einem Video sah man 17 Autos, davon waren 2 Autos geschmückt, 1 Quad und 4 kostümierte Personen liefen dazwischen. Angeführt wurde dieser illustre Zug durch 2 Reiter. Argumentativen Wert für einen „Karnevalsumzug“ hatte das für mich jedenfalls noch nicht. Da es sich um eine nicht abgesperrte Hauptstraße (L1131) handelt, könnten darunter auch „normale“ Verkehrsteilnehmer gewesen sein. Wer will das beurteilen können, anhand eines 2,5 minütigen Handy Videos?
Hinter Gartenzäunen standen Familien und ein paar Menschen auf dem Fußweg. Alles in allem nichts Nennenswertes. Im Meininger Kaufland befinden sich täglich mehr Menschen, dichter beieinander, in einem geschlossenen Gebäude.
Einige der Zuschauer hatten Mund-Nase-Schutzmasken auf, einige nicht. Das ist auch nichts ungewöhnliches, denn an vielen Menschen ist z.B. die Maskenpflicht vor Geschäften scheinbar auch vorüber gegangen. Ich komme mir schon manchmal ganz dumm vor, wenn ich im Auto die Maske aufsetzte und dann ins Geschäft gehe. Ganz ehrlich? Daran hält sich nur jeder dritte.
Und falls jetzt Zyniker sagen: „Jaaa…, deswegen seid ihr auch der Landkreis, mit den höchsten Corona-Inzidenz-Zahlen.“ Ein ganz klares NEIN, denn ich gehe gelegentlich auch in Bayern einkaufen! Wehret den Anfängen. Wenn schon, denn schon.
Wenig später tauchten die ersten Nachrichten im Internet dazu auf. Man war wenig zimperlich bei der kreativen Verteilung der Überschriften:
„Polizei stoppt Karnevals-Umzug in Thüringer Corona-Hotspot!“
„In Corona-Hotspot: 90 Karnevalisten feiern mit Umzug – jetzt gibt’s Ärger!“
„Kein Verständnis Empörung nach illegalem Umzug in Jüchsen!“
„Polizei schreitet ein: Illegale Faschingsfeier in Corona-Hotspot!“
„Narren feiern illegalen Lichtmess-Umzug – Kritik an Vorgehen der Polizei!“
Ungeheuerlich! Was war in meinem Dorf los? Ich befand mich ungefähr 1.000 Meter vom Marktplatz entfernt und sollte einen Faschingsumzug nicht mitbekommen haben? Die Schlagzeilen klangen in meinen Ohren wie das Geschwätz von einem Oberlehrer. Waren das wirklich objektive Bewertungen einer Sache?
Wissen ist Macht. Nichtwissen aber kann genauso mächtig sein, denn es weckt unsere Neugierde.
Das bedurfte einer Recherche
und die führte zu interessanten Erkenntnissen, wie ich schon mal verraten kann.
Vom Wunsch nach Erkenntnis geleitet, fragte ich einen Tag später eine Anwohnerin der Meininger Straße, wie sich das mit dem immensen Polizeiaufgebot verhalten hatte. Sie berichtete mir, das die ersten 3 großen Polizeiautos (Mehrpersonenwagen der Polizei) gegen 14.45 Uhr in den Ort eingefahren sind. Jedoch drehten diese gleich wieder um und positionierten sich erst mal auf dem Parkplatz am Sportplatz. Sie vermutete, diese forderten nun Verstärkung an, denn später stießen dann 8 weitere große Einsatzfahrzeuge dazu.
Insider behaupten, man habe sogar Wasserwerfer aus Hildburghausen oder Suhl angefordert. Diese sind uns aber zum Glück erspart geblieben. Folglich hat die Polizei den Autokorso (oder was genau war eigentlich der Karnevalsumzug?) definitiv NICHT aufgelöst. Das passte zeitlich nicht.
Danach habe ich eine andere Frau, die sich nach ihrer Aussage mit auf dem Mark befunden hatte, zum „Tathergang“ befragt. Diese erzählte mir, dass sie mit ihrem Mann eigentlich nur spazieren waren. „Der kleine Autokorso fuhr hupend über dem Markt und anwesende Spaziergänger hielten sich alle in gebührenden Abstand zueinander auf.“ sagte sie. Sie bezifferte alle Anwesenden auf ca. 20 bis 25 Leute. „Einzig ein paar Jugendliche standen dichter beisammen“, berichtete sie. „Danach setzen wir unseren Spaziergang fort und hörten von weitem die Polizei heran nahen“, schloss sie das Interview ab.
Ich glaube, niemand hat es bis dato als „große Sache“ gesehen. Bis es zur großen Sache gemacht wurde. Die schaulustigen Spaziergänger hatten den Platz wieder verlassen und der Autokorso war verschwunden.
Zur großen Sache gemacht
Nun schlug die staatliche Gewalt mit aller Macht zu und das bis dato geparkte „Polizei-Schwadron“ setzte sich in Bewegung. Es traf die letzten verbliebenen, auf dem Marktplatz, ein paar alkoholisierte Jugendliche. Einen Karnevalsumzug zum auflösen gab es nicht (mehr). Folglich hat die Polizei den Karnevalsumzug alias Autokorso nicht, niemals und in keiner Minute aufgelöst!
Wortgefechte, eine Festnahme und ein paar Anzeigen wegen Beleidigung folgten. Dieser Großeinsatz in unserem kleinen Dorf erregte natürlich jede Menge Aufsehen. Die Neugier als Instinkt, der Urtrieb in uns allen, wurde geweckt und wieder neue Leute fanden sich ein, um gleich wieder vertrieben zu werden. Wissensdurst kam auf, der unweigerlich dazu führte, das die Zahlen für Funk und Medien in die Höhe schnellten.
Die folgenden Berichte über uns
„Laut Angaben eines Polizeisprechers haben sich die Teilnehmenden über Soziale Netzwerke verabredet.“ lautet zum Beispiel ein Textauszug. Das kann ich nicht so recht glauben, denn ich meine auf dem Video eine Person erkannt zu haben, die mit sozialen Netzwerken nichts am Hut hat. In dem Film sieht man weiterhin, mitten im Autokonvoi, ein dunkelgrünes Auto, in dem ein Rentner-Paar sitzt. Ich glaube nicht, das die beiden Bestandteil einer geheimen „Sozialen Netzwerk Verabredung“ waren.
Die gezeigten Bilder und Kurzfilme sollte man kritisch betrachten und hinterfragen, in welchen Zusammenhang die Bildausschnitte zueinander stehen. Ich habe Bilder gesehen, wo Kinder Bonbons vom Boden aufheben. So war das in unserem Ort definitiv nicht gewesen. Vielleicht flog hier und da mal eine Kippe aus dem Fenster, aber keine Kamelle. Ein Foto zeigte sogar Straßenbahn-Schienen auf der Fahrbahn. Wir sind ein Dorf und wirklich nur per Bus, Auto oder Pferd erreichbar. (Bei dem Unsinn, den ich die letzten Tage so gelesen habe, muss ich auch mal etwas Zynismus los werden.)
Mir ist schon klar, das bei den meisten Fotos irgendwo in hellgrau, unscheinbar das Wort „Beispiel-Foto oder Symbolbild“ steht. Aber mal ehrlich – das liest doch keiner. Sofort wird sich über die reißerische Überschrift echauffiert und man stürzt sich wissbegierig auf den Text.
Und mit der Empörung über angebliche, nicht eingehaltenen Corona-Schutzmaßnahmen, kann man in Deutschland sein Moralkonto immer noch am leichtesten aufstocken. So eine Gelegenheit will sich niemand entgehen lassen, schon gar nicht die Medien.
Wir brauchen hier kein „Framing“!
Die Beiträge in den Nachrichten und im Internet sind alle fast textlich und inhaltlich gleich geschrieben. Keine Interviews oder Fotos. Die wenigen Videos stammen von Einheimischen. Man merkt sofort beim lesen, das am Sonntag kein Journalist vor Ort war. Jeder Texter verwendete immer wieder die gleichen, alten Schlagzeilen. Sicher, einige mögen neu und einzigartig erscheinen, aber meistens waren es modifizierte Kopien der alten großen Schlagzeile, vom Märchen in Jüchsen.
Diese Schlagzeilenformel, die gestern funktioniert hatte, funktioniert heute, und sie wird morgen funktionieren. Der Versuch, etwas zu schaffen, was vorher niemand getan hat, ist also ein unnötiges Risiko. Es wird deutlich, das einer vom anderen abgeschrieben hat, um Aufmerksamkeit zu erhalten und eine Empörungswelle unter der Bevölkerung auszulösen. Und das ist den Medien hervorragend gelungen:
Von völliger Begeisterung über den 2,5 Minuten Autokorso bis abgrundtiefen Hass auf unsere Gemeinde, ist alles dabei. Getreu dem Motto, wenn nur genug Leute an die Unwahrheit glauben, wird daraus schon irgendwann eine Wahrheit.
Fragt die Leute, wie ich es getan habe. Wenn ihr ehrlich und fair berichtet, werden sie euch Auskunft geben.
Montag und Dienstag waren ein Team vom MDR und ein Team von RTL in Jüchsen um zu recherchieren. Den RTL Beitrag habe ich gesehen. RTL monierte, dass das Team im Ort nicht willkommen geheißen wurde. Das wäre ja ungeheuerlich! „Aber wundert euch das wirklich, bei so einer Berichterstattung, lieber RTL-Sender?“
Ihr habt von 100 Beteiligten in eurem „gut recherchierten“ Beitrag gesprochen??? Ihr vergesst, das Ehrlichkeit ein gewünschtes Verhalten ist, welches die Basis für ein vertrauensvolles Miteinander ist. Selbst wenn ihr von RTL die ganzen anwesenden Polizisten (11 Mannschaftswagen x 6 Insassen = 66 Leute) mitgezählt habt, wären die 34 übrigen Personen für diese Sonntagsansammlung immer noch eine fragwürdige Option.
Ich bewerte diese Aktion nicht, denn ich war nicht direkt dabei. Aber so krude und bizarr diese Aktion auf andere wirken muss, Fakt ist: Sie war nicht im großen Stil beabsichtigt oder gar organisiert. Und Fakt ist auch, das dieser ganze Medien-Hype nun ein ganzes Dorf diffamiert. Kanalisierter Hass auf eine kleine Gemeinde im Grabfeld. Ich unterstelle den Journalisten noch nicht einmal absichtlich falsche Sachverhalts-Aussagen oder die Verdrehung von Tatsachen. Ich benutze auch nicht das böse „L“-Wort, das gern genommen wird, um sein Misstrauen gegenüber den etablierten Medien auszudrücken oder gar um eine fundamentale Ablehnung derselben zum Ausdruck zu bringt. Ich wünsche mir einfach eine ehrliche Berichterstattung. Das was bisher geschrieben wurde, hat einen ganzen Ort und deren Einwohner durch den Dreck gezogen. Welcher rechtschaffene Bürger ist darüber nicht verärgert?
Die Beiträge in den Medien (Internet, Radio, N24, RTL, MDR, Zeitungen u.v.m. – Jüchsen wurde überall in den Schmutz gezogen) ist voll von Paranoia, gezieltem Dummstellen und gewollt einseitigen Interpretationen einer Aktion von einzelnen -unbekannten- Leuten (wenn überhaupt?).
In Jüchsen gibt es auch Menschen, die an dem tödlichen Virus oder deren Folgen verstorben sind. Wie denkt ihr, müssen sich die Angehörigen von ihnen fühlen, wenn ihr in euren Berichten ein komplettes Dorf so in Misskredit bringt? Es ist schmerzhaft, einige Artikel in den sozialen Medien zu lesen, als Antwort auf eure Schlagzeilen. So haben sich dazu einige Leuten auf sehr herabwürdigende Weise über uns und unseren Ort Jüchsen geäußert:
Es macht keinen Sinn, sich mit diesen schwachsinnigen Kommentaren, seinen Doppelstandards und seiner vermeintlichen Karnevals-Hypochondrie auseinanderzusetzen. Man muss sich nur anschauen, wie die Journaille mit unserem ganzen Dorf umgegangen ist.
Wie verkommen und verlogen die Medien sind, kann man neben vielen anderen Details auch daran ersehen, wie sie mit vergleichbaren Ereignissen umgehen. Man müsste meinen, dass ähnliche Situationen wie z.B. das in der Stadt Essen, nach dem RWE-Sieg, Fans mit Bengalos und Feuerwerk völlig durchdrehten, auch ähnlich behandelt werden? Da gab es eine viel größere Ansammlung von Menschen am Stadion, in der Stadt und es gab Autokorsos! Aber hier genügte ein kleines Pflaster. Der Jüchsener Autokorso dagegen wurde tagelang durch die gesamten Medien geprügelt. Ich bekomme heute noch Anfragen: „Sag mal, was war denn da bei euch los?“
Oder die Geschichte vom 8. Januar 2021, wo sich in einer Moschee in Düren (Nordrhein-Westfalen) rund 500 Menschen zu einem Freitagsgebet versammelten und zusammen gebetet haben. Das wird bei einigen sicherlich ungläubiges Staunen auslösen, denn dafür gab es auch nur „das kleine Pflaster“. Diese Geschichte ist nicht so gehypt worden.
Man kann jedenfalls immer wieder wunderbar studieren, mit was für unterschiedlichen Maßstäben die sogenannten „Qualitätsmedien“ arbeiten.
Anmerkung: In dieser Moschee in Düren sind 150 Menschen gleichzeitig erlaubt. Ich lehne mich ganz bewusst damit aus dem Fenster, denn das ist eigentlich ein Hohn, gegenüber den paar Menschen auf unserem Marktplatz am Sonntag, am 31. Januar 2021. Wer sich über die Jüchsener Leute vom Sonntag mokiert, die im Freien, an der Straße oder auf ihren Grundstücken standen, der sollte auch so konsequent sein und bemängeln, daß 150 Menschen gleichzeitig, dicht an dicht, in einem geschlossenen Raum zusammen hocken dürfen.
Nachzulesen hier: Corona-Verstoß in Düren: 500 Menschen bei Gebet in Moschee – Bußgeld droht (Quelle: t-online.de).
Ich hoffe, das mein harmloser und sachlicher Beitrag, Asyl im Meinungsgetto findet.
Lysann Hartung
Jüchsen
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