Eine wahre Begebenheit: Polizeieinsatz in Eisfeld
Leserbrief. Montag, 1. Februar im neuen Jahr. Wir, eine befreundete Bekannte und ich, wollten uns nach 18 Uhr in Eisfeld noch etwas die Beine vertreten und frische Luft schnappen.
Verwundert über die hohe Polizeipräsenz am Marktplatz in Eisfeld bleiben wir am Rathaus stehen und beobachten die Lage. Wir könnten bei der Gelegenheit auch gleich die neuesten Verordnungen im Schaukasten studieren, bei der hohen Frequenz der Neuigkeiten, Verordnungen und Strafandrohungen vielleicht keine schlechte Idee. Doch soweit kommt es nicht.
Ein Polizeiauto kommt angeprescht und aus dem offenen Fenster werden wir in einem rüden Ton auf die „Maske“ und den „Abstand“ hingewiesen. Wir begrüßen den Mann im Polizeiauto mit einem freundlichen „Guten Abend“. „Guten Abend, Sie halten den Abstand nicht ein und wo ist die Maske“, fährt er uns wieder an. Wir antworten ihm, dass wir uns aus gesundheitlichen Gründen außer Stande sehen, eine Maske zu tragen. Das reicht ihm scheinbar nicht, denn er will unsere Atteste sehen, woraufhin wir ihn freundlich darauf hinweisen, dass kein Attest nötig ist und wenn ihm das so nicht ausreicht, er tun soll, was er für das Richtige hält.
Sofort sind wir von mindestens neun Polizisten und jetzt zwei Autos eingekesselt. Offensichtlich stellten meine fast 70-jährige Begleitung und ich eine immense Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit der Stadt Eisfeld dar, dass es kein verhältnismäßigeres Mittel gab, als dieses Aufgebot an bewaffneten Polizeikräften.
Ein Bürger in Uniform springt aus dem Polizeiauto und möchte auf einem übergroßen DIN A4 Block unsere Personalien aufnehmen. Er hält den von ihm geforderten Abstand uns gegenüber selbst nicht ein, da er ja eine FFP2-Maske trage. Unserer Aufforderung, doch den Mindestabstand zu wahren, denn ein Virenschutz ist erst mit einer FFP3-Maske gegeben, übergeht er lapidar mit dem Hinweis, dass wir uns besser informieren sollten.
Wir geben weiter freundlich zu verstehen, dass er jetzt unsere Personalien aufnehmen kann und es keinen Grund gibt, uns gegenüber so aggressiv zu sein. Natürlich möchten wir zuerst gerne wissen, mit wem wir es denn genau zu tun haben. Unfreundlich und aggressiv sagt er uns, dass er von der Polizei sei und ob wir das nicht sehen würden. Dem stimmten wir zu, jedoch hat auch er die Pflicht, sich uns gegenüber auszuweisen. Nach wiederholtem Nachfragen zeigt er auf den Namenszug an der Uniform. Hier steht „Gerst“ und er sagt uns, dass er Kriminaloberkommissar sei. Auf Rückfrage nach Dienstausweis und Dienstnummer hätten wir allerdings kein Anrecht seiner Meinung nach.
Er nimmt jetzt unsere Personalien auf, meiner Begleiterin wird mit Leibesvisitation durch eine Kollegin gedroht, falls sie ihm ihren Ausweis nicht freiwillig zeigt. Sie zeigte dann ihren Ausweis. Anschließend will er wissen, was wir am Montagabend nach 18 Uhr noch in Eisfeld auf dem Marktplatz zu suchen hätten. „Wir haben einen triftigen Grund, der für Sie aber irrelevant ist,“ entgegne ich ihm. Meine Begleitung gibt noch an, dass sie spazieren geht. Das allerdings wäre strafbar, Ausnahme wäre eine sportliche Aktivität, aber danach würde sie nicht aussehen, muss sie sich sagen lassen.
Wir bekommen beide eine Ordnungswidrigkeitsanzeige, einen Platzverweis und haben den Marktplatz sofort zu verlassen, sonst werden wir in Gewahrsam genommen. Ich werde durch zwei junge Polizisten vom Markt verbracht, die Polizei riegelt die Straße für uns ab, wir dürfen den Markt an diesem Abend nicht mehr betreten.
Wer jetzt denkt, diese Geschichte spielt in vergangenen Tagen oder nicht in Deutschland, der irrt. Das geschilderte Erlebnis, fand am Montag, dem 1. Februar 2021 zwischen 18.15 und 19 Uhr statt!
Matthias Brendel
Bockstadt
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