Thüringer Sportvereine verlieren 2020 rund 16.500 Mitglieder
Erste Auswertung bestätigt Abwärtstrend
Erfurt. Die Mitgliederbestandserhebung des Landessportbundes Thüringen für das Jahr 2021 zeigt es deutlich, die Corona-Pandemie und die damit verbundene monatelange Aussetzung des Sportbetriebs haben Konsequenzen. Eine erste Auswertung der durch die Vereine übermittelten Daten zur Bestandserhebung ergeben einen Rückgang von rund 16.500 Mitgliedern. Die diesjährige Statistik läuft aktuell darauf hinaus, dass ca. 349.000 Thüringer in einem Sportverein organisiert sind, im Februar 2020 lag die Zahl noch bei 365.398 Mitgliedern. Dieser Rückgang entspricht einem Minus von 4,5 Prozent.
LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel hatte im Vorfeld sogar mit einem noch deutlicheren Rückgang von rund zehn Prozent gerechnet. Dennoch verweist er auf die Auswirkungen: „Diese Zahlen schmerzen den Sport sehr, zeigen sie doch, dass sich 16.500 Thüringer vom Vereinssport abgewandt haben, die Kompensation durch Neueintritte bzw. die Rückkehr wird einige Zeit in Anspruch nehmen“. Auch wenn die Zahlen nicht final sind, da Meldungen von 50 Vereinen ausstehen, der Trend ist eindeutig. Detaillierte Meldungen folgen im März.
Der Großteil des Rückgangs konzentriert sich auf zwei Altersbereiche – erwartungsgemäß gab es die meisten Vereinsaustritte im Bereich von 0 bis 18 Jahren sowie im Altersbereich von 27 bis 50 Jahren mit jeweils rund 5.500 Austritten. Zusammen ergibt dies einen Anteil von 68 Prozent am gesamten Mitgliederverlust. Diese Zahlen sind vor allem vor dem Hintergrund alarmierend, dass gerade bei Kindern und Jugendlichen die gesundheitlichen Konsequenzen der wochenlangen Inaktivität derzeit noch nicht absehbar sind und diese anscheinend für einen längeren Zeitraum dem Sportverein verloren gehen bzw. ihnen so die Perspektive zur Entwicklung eines gesunden Lebensstils fehlt. Fehlende regelmäßige Bewegung und die damit verbundene Prävention durch die Angebote der Sportvereine spiegelt sich auch im Altersbereich der bis 70-Jährigen mit einem Verlust von 4.500 Mitgliedern wider.
Positiv zu vermelden ist, dass das befürchtete „Vereinssterben“ nicht eingetreten ist. Zwar meldet jeder fünfte Verein hohe Mitgliederverluste mit mehr als zehn Prozent (rund 600 Vereine bzw. 18 Prozent bezogen auf die Gesamtzahl von 3.350), jedoch mussten bisher nur 35 Vereinsabmeldungen registriert werden. Zudem konnte dieser Rückgang durch 25 Neuanmeldungen in Form von Vereinsgründungen kompensiert werden. Fast 50 Prozent aller Mitgliedsvereine im LSB Thüringen konnten ihren Mitgliederbestand auf konstantem Niveau erhalten und vereinzelt Zugänge verbuchen. Der LSB stuft dies als gutes Zeichen ein, „um den organisierten Sport gemeinsam weiterhin in der Erfolgsspur zu halten“. Zudem dankt Zirkel für „den tollen Zusammenhalt der Thüringer Sportfamilie, indem die Mitglieder ihrem Verein trotz der gravierenden Einschränkungen des Sportbetriebs seit vier Monaten treu geblieben sind, als ein wichtiges Signal“. Einbrüche müssen vor allem die größeren Vereine verschmerzen. Laut Prognose verzeichnen 20 von 23 Vereinen mit über 1.000 Mitgliedern Verluste. Bei den Sportarten zeichnet sich der höchste Rückgang mit 5.500 Mitgliedern im Behinderten-und Rehasport ab. Regional gesehen sind die Rückgänge in den Städten höher als im ländlichen Raum.
Land unterstützt Sport finanziell mit vielfältigem Hilfspaket
Der Landessportbund Thüringen ist weiterhin im Austausch mit der Politik, um schnellstmöglich und pandemiekonform Öffnungen für den Sport zu ermöglichen und um in die Umsetzung des Stufenplans der Landesregierung eingebunden zu werden. Parallel dazu setzt der LSB zudem auf gezielte finanzielle Unterstützung durch das Land Thüringen – für den oftmals ehrenamtlich geführten Breiten- wie auch für den professionellen Leistungssport. Der Landtag sicherte erst vergangene Woche ein umfangreiches Corona-Hilfspaket in Millionenhöhe zu. „Diese Zusage für die verschiedenen Bereiche erlaubt uns bei allen derzeitigen Sorgen eine gewisse Zuversicht für die Thüringer Sportvereine und unseren Weg zurück zu bekannter Stärke“, so Zirkel.
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