G3+ Gewerbeverein der Grabfeld und Gleichbergregion fordert Öffnung des Einzelhandels
Römhild. Wir, der G3+ Gewerbe-Grabfeld-Gleichberge e.V. fordern von den politischen Entscheidungsträgern endlich die Öffnung des Einzelhandels und der Gastronomie in allen Bereichen!
Bei allem Respekt vor den Erkrankten und Toten der Corona-Pandemie müssen wir lernen, mit dem Virus zu leben und uns nicht vor ihm zu verstecken. Alle Öffnungen des Einzelhandels, Dienstleistungsbereichs und der Gastronomie sowie das komplette öffentliche Leben an Inzidenzwerten fest zu machen, halten wir für überzogen, überholt und nicht sachgerecht.
Gerade im Landkreis Hildburghausen mit seinen ca. 65.000 Einwohnern zieht z.B. eine erhöhte Infektionsrate in einem einzigen Altersheim oder einer Klinik eine maßlose Stilllegung des öffentlichen Lebens, im speziellen die Schließung der Schulen und Kindergärten, nach sich. Hinzu kommt ist, dass solche Schließungen der Kindereinrichtungen wiederum die Handwerks- und Industriebetriebe auf Grund der dann fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche der Kinderbetreuung nachgehen müssen, schwächt. Auf den Punkt gebracht: Die Betriebe, die unter diesen erschwerten Bedingungen noch ansatzweise funktionieren, werden so auch noch in Mitleidenschaft gezogen. Trotz der sehr guten Unterstützung von Bürgermeistern und Kindergärtner/-innen der Region, die immer ein offenes Ohr für Einzel- und Härtefälle unserer Gewerbetreibenden haben, geht so etwas nicht spurlos an uns allen vorbei.
Das gefühlt planlose und nicht fundierte Umherwerfen von Inzidenzwerten bringt uns nicht weiter, zumal man gerade im Landkreis Hildburghausen – der Inzidenz-Rechnung geschuldet – höhere Inzidenzzahlen als infizierte Einwohner hat.
Sahen wir Gewerbetreibende uns am Anfang der Pandemie noch gerüstet für die Situation, so ist jetzt die Zeit des Umdenkens gefragt. Wir möchten klarstellen: Die Großzahl der Gewerbetreibenden sind keine Leugner und keine Verharmloser. Jedoch fordern wir nun Perspektiven und Strategien, die uns eine Zukunft und Planungssicherheit geben.
Die nachstehenden Beispiele aus Römhild sollen zeigen, warum ein so großes Unverständnis besteht:
Wie kann man einem Römhilder Töpfer, der ein vollständiges Hygienekonzeptes hat, erklären, dass er seinen Laden nicht öffnen darf und nur 15 km weiter die Baumärkte geöffnet sind?
Ein Einzelhändler, der die Chance hat, den einzelnen Eintritt seiner Kunden zu kontrollieren, regelmäßig zu lüften, ein CO2-Messgerät aufzuhängen und mit weiteren Maßnahmen einer Infektion aus dem Wege zu gehen, kann nur mit Unverständnis reagieren, wenn wenige Kilometer weiter die Kunden an der Baumarktkasse zu zehnt in der Schlange stehen.
Wie erklären wir unseren Gastronomen, die ihre Tische bereits auf 1/3 reduziert, ihr Hygienekonzept perfektioniert haben, dafür sogar Investitionen in schwierigen Zeiten tätigen mussten, dass bei den Lebensmittelmärkten sich die Kunden in den Regalen zigfach deutlich unkontrollierbarer begegnen als in einem Restaurant oder Café?
Und wo ist bei aller Freude über die Öffnung unserer Friseure die Verhältnismäßigkeit zu den Schließungen von Nagel- und Kosmetikstudios oder anderen vergleichbaren Dienstleistungsgeschäften?
Wir begeben uns derzeit mit dem anhaltenden Lockdown in eine Zeit der sozialen Isolation, die nicht nur auf Grund geschlossener Geschäfte, sondern auch durch Herunterfahren aller Vereinstätigkeiten, also des gesamten öffentlichen Lebens, wohl so schnell nicht mehr aufzuholen ist. Es wird seitens der Politik die psychologische Wirkung dieser Krise – vor allem auch auf unsere Kinder – komplett unterschätzt.
Was nützen uns Inzidenzzahlen unter 100, 50 oder 35, wenn wir in ein paar Jahren keine Betriebe und Steuerzahler mehr haben, die die Stützen unseres Gesundheitssystems sind?
Werte Entscheidungsträger, geben Sie uns endlich das, was wir seit einem Jahr vermissen: Eine klare Orientierung, eine Strategie und vor allem Verlässlichkeit! Keine ständige Änderung von Rahmendaten und Schnellschüssen! Setzen Sie Ihr Vertrauen in die gewerbliche Wirtschaft, Einzelhandel und Gastronomie. Denn jeder Unternehmer wird aus purem Eigeninteresse Hygiene- und Abstandsregeln einhalten, die ihn, sein Unternehmen und seine Familie nicht gefährden. Im Unternehmen bestehen Kontrollen und eingehaltene Regeln durch den Unternehmer! Führen Sie Ihre politischen Entscheidungen wie ein Unternehmer aus – überlegt und nachhaltig.
Auch wir Unternehmer haben Respekt vor dem Virus, aber wir bangen auch um unsere Existenz und um die Verantwortung unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie deren Familien gegenüber.
Es muss etwas passieren! Jetzt!
Vorstand des G3+ e.V.
Römhild
Foto: Südthüringer Rundschau