Offener Brief an Cem Özdemir zu seinem Auftritt in „Maybrit Illner“ am 22. April 2021
Leserebrief. Sehr geehrter Herr Özdemir, ich beginne in Auswertung Ihres Auftrittes am Donnerstagabend (22. April 2021) mit dem Zitat vom Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi: „Ihr müsst die Menschen lieben, wenn ihr sie verändern wollt.“ Die Meinung einer sächsischen Politikerin hänge ich noch dran: „Wenn jeder vor seiner eigenen Haustüre kehrt, ist die Strasse sauber.“
Warum stelle ich diese beiden Zitate vorne an?
Es macht mich zornig, eigentlich traurig, wie abfällig, arrogant und selbstzufrieden Sie sich über ein ganzes Volk erheben ohne es (entschuldigen Sie) zu kennen und sich auch offensichtlich keine große Mühe geben, das zu tun. Wissen Sie eigentlich, wie eng die deutschen und russischen Völker kulturell und zeitgeschichtlich miteinander verbunden sind? Ohne Russland wird es keinen Frieden geben. Ist es nicht auch Ihre ureigenste Aufgabe, für Frieden auf dieser einmaligen Welt zu sorgen? Lassen wir doch lieber die Menschen miteinander, statt die Waffen sprechen.
Ich weiß nicht, ob Sie 2001 persönlich Putins Angebot vor dem Bundestag mit stehenden Ovationen beklatscht haben. Die Grünen als Partei waren jedenfalls dabei. Was ist daraus geworden? Eigentlich muss man sich schämen, die gebotene Hand nicht ergriffen zu haben.
Ich bin über 80 Jahre, habe den Faschismus, den furchtbaren Krieg mit seinen Folgen und die DDR erlebt. Sie können mir glauben, das nicht alle DDR-Bürger der Stasi Hilfe geleistet haben. Helden sind heute auch die, welche abgehauen sind und ihre Kinder ihrem Schicksal überliessen. Es gab auch andere Helden. Nämlich die Frauen, die Kriegstrümmer wegräumten, Männer, die es verstanden aus Sch… Bonbons zu bauen und bis 1989 verantwortungsbewusst ihre gestellten Aufgaben erfüllten. Eine ehrliche, auf Augenhöhe stattfindende Aufarbeitung unserer deutschen Geschichte wird es wohl nie geben!
Wenn eine ehemalige Staatsoberhäuptin öffentlich sagt: „Gebt mir eine Pistole, damit ich Putin in den Kopf schießen kann“! Oder wenn Russland als Regionalmacht diskreditiert wird und der vom Volk, egal wie auch immer, gewählte Präsident als Mörder bezeichnet wird, das trägt sicher nicht zur Befriedung auf der Welt bei. Bei Konflikten sind immer, nochmal IMMER, mindestens zwei beteiligt.
Herr Özdemir, kommen Sie zur Besinnung. Nutzen Sie Ihren Verstand und hören Sie bitte auf, auf dem russischen Volk herumzutrampeln. Wie sagte letztens ein Bekannter: „Mein Goldfisch ist gestorben. Putin ist schuld.“ Wer auf die Diskriminierung des Präsidenten der Russen durch den Präsidenten der Amerikaner so antwortet, überzeugt mich mehr als die praktizierte Hau-drauf-Politik (im Internet wörtlich anzuhören).
Wir sollten uns auch daran erinnern, dass wir, die Deutschen, für 27 Millionen Menschenopfer in der damaligen Sowjetunion verantwortlich sind. Wenn wir so weitermachen, welche Gefahr für die gesamte Welt! Wie sagte Einstein: „Mit welchen Waffen wir heute Krieg führen, weiß ich nicht. Danach bekämpfen wir uns mit Pfeil und Bogen“. Heute noch in Japan und Vietnam nachzuvollziehen.
Abschließend wäre noch zu sagen: Sollte die Partei die Grünen diese von Ihnen dargebotene Linie fortführen, haben Sie mindestens einen Wähler weniger.
Danke und freundliche Grüße
Dieter Schüffler
Hildburghausen
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