Offener Brief: Appell aus der Jugend an die Bundes -und Landespolitik
Berlin. In einem offenen Brief richten sich Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 6, 7, 8 und 9 aus Rheinland-Pfalz und Berlin am heutigen Donnerstag, den 25.November 2021 an die neue Bundesregierung, die verantwortlichen Landespolitikerinnen und Landespolitiker sowie an die Mitglieder des neuen Deutschen Bundestages. Die Aktion #1von14Mio unter dem Motto #UnterschätztUnsNicht soll ein Startpunkt für ernsthafte Beteiligung der jungen Generation sein und die Politik auffordern, eine neue Haltung gegenüber der Jugend einzunehmen. Neben zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie pädagogischen Fachkräften unterstützen Schulen, Jugendparlamente, Jugendämter, Kinderschutzvereine, Medizinerinnen und Mediziner die jungen Menschen in ihren Forderungen.
Sehr geehrte Erwachsene in politischer Verantwortung,
dies ist ein offener Brief. Und darum sind wir auch einfach mal ganz offen: Wir, die wir hier schreiben, sind ganze 13,75 Millionen Bürger*innen dieses Landes – das ist ’ne Menge, oder? – aber wir haben das Gefühl, von der letzten Regierung irgendwie vergessen und übersehen worden zu sein. Doch wir sind keine Bürger*innen zweiter Klasse.
Wir sind die Kinder und Jugendlichen der Bundesrepublik Deutschland. Und wir haben Rechte, die Ihr alle in der UN-Kinderrechtskonvention nachlesen könnt.
Vor allem das Recht auf Beteiligung, das Recht auf gesundes Aufwachsen, das Recht auf Bildung und das Recht auf Freizeit und Spiel habt Ihr zu wenig bei all den Corona-Regeln beachtet.
Mal so als Beispiel: Wenn Ihr nach einer Bahnfahrt oder nach dem Einkaufen Eure Maske wieder abnehmen könnt, seid Ihr echt froh, oder? Weil das Atmen mit Maske nämlich echt unangenehm ist. Vielleicht denkt Ihr dann auch mal an uns: Wir sitzen jeden Tag mit Maske in der Schule, stundenlang. Unter der Maske wird es heiß und stickig und hinter den Ohren drückt es. Warum gibt es eigentlich eine Maskenpflicht für Schüler*innen, aber nicht für alle Erwachsenen im Job?
Versteht uns nicht falsch: Wir sind froh, dass die Schulen überhaupt wieder offen sind. Wisst Ihr eigentlich, wie das für uns war, als zwar in Fabriken und Büros weitergearbeitet wurde, wir aber monatelang zu Hause bleiben mussten? Oder wie es sich für die Jahrgänge angefühlt hat, die dann immer noch zu Hause bleiben mussten, als die Jüngeren und Älteren schon wieder in den Unterricht durften?
Solche Fragen stellen wir uns. Und Euch.
Aber wir wollen nicht nur meckern, sondern auch Verbesserungsvorschläge machen:
In den Schulen brauchen wir endlich saubere Toiletten (glaubt uns: Ihr würdet da nicht draufgehen), besseres Schulessen, besser ausgestattete Sportplätze, zuverlässiges WLAN – und wir fänden es gut, wenn der Unterricht erst um 9.00 Uhr starten würde (weil wir dann besser lernen können, das ist wissenschaftlich bewiesen). Toll wäre es, wenn es wie in Hogwarts (Ihr wisst schon: Harry Potter) Turniere mit anderen Schulen geben würde – überhaupt mehr mit anderen Schulen zu machen, wäre super z. B. Kunstprojekte.
Wir fordern natürlich mehr Klimaschutz bzw. dass Ihr die gesetzten Klimaziele wirklich einhaltet. Ein guter Anfang wäre z. B., dass es mehr Mülleimer gibt und Busse und Bahnen häufiger fahren. Die Klima-Krise ist wirklich ernst, vergesst das nicht!
Wir brauchen auch mehr Kindergeld bzw. mehr Hartz IV, damit es endlich zum Leben reicht und man auch mal ins Kino gehen kann.
Projekte gegen Mobbing und Rassismus sind uns wichtig – und dass bei uns Geflüchtete Unterschlupf bekommen.
Wir wünschen uns, dass Ihr auf alle Menschen achtet. Egal, woher sie kommen. Und egal, wie alt sie sind. Wir Kinder und Jugendlichen haben Rechte – und auch ein Recht auf Euren Respekt.
Wir finden es richtig gut, dass es einen Beauftragten für missbrauchte Kinder gibt, aber was ist mit den anderen? Wir brauchen eine*n Beauftragte*n für alle Kinder.
Und damit Ihr uns nicht wieder überseht, fordern wir ein Wahlrecht ab 16 Jahren.
Denn wir sind Eure Zukunft. Aber heute schon da.
#UnterschätztUnsNicht
Marie & Jenna (Klasse 11, NRW), Ida (Klasse 7, NRW),
Noah, Johanna, Henni, Louiz, Phillip, Nils, Ali, Sven, Anne, Paul, Annbritta, Marie, Shazaib (Klasse 9, RLP)
sowie weitere Schüler*innen aus den Klassen 6, 7, 8 und 9 (RLP und Berlin)#Nachtrag
Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. hat in Kooperation mit der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel die Petition 57180 für die Einsetzung eines „Kinder- und Jugendbeauftragten beim Deutschen Bundestag“ am 29. Januar 2015 eingereicht. Bundesweit hatten sich der Petition mehr als 116.000 Unterstützer*innen angeschlossen. Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages beschließt am 28. Juni 2018 (3 Jahre und 5 Monate später) „das Anliegen und die damit verbundene Thematik für so wichtig zu erachten, um die Petition den Fraktionen des Deutschen Bundestages zur Kenntnis zu geben“.
#WirUnterstuetzenEuch
Prof. Dr. Timo Ackermann (Alice Salomon Hochschule Berlin),
Meliha Avci (Hochschule Düsseldorf),
Dr. Udo Baer (Pädagogisches Institut Berlin),
Dr. Anke-Elisabeth Ballmann (Lernmeer Institut für kindgerechte Pädagogik),
Susanna Barth,
Prof. Dr. Kathinka Beckmann (Hochschule Koblenz),
Michael Beckmann (Viva con Agua Wasser GmbH),
Udo Beckmann,
Uschi Beckmann,
Sandra Belschner,
Prof. Dr. Carola Berneiser (Frankfurt University of Applied Sciences),
Prof. Dr. Wolfgang Beudels,
Angela Blonski (Lilith e.V.),
Jerome Braun (Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel),
Jona Brettschneider,
Simone Cox (Psychomotorische Kindertagesstätte Wolke 7),
Christian Deckert,
Alvin Dörnhaus (Landesteam Schulpsychologische Krisenintervention NRW),
Nicole Dreesen,
Prof. Dr. Ute Düßler (Ev. Hochschule Hamburg),
Dr. Ana Laura Edelhoff,
Thora Ehlting (Hochschule Koblenz),
Laura Embach,
Kathrin Engel,
Prof. Dr. Ruth Enggruber (Hochschule Düsseldorf),
Nadine Feldhaus (Universität Vechta),
Annika Fleissner (Bewährungshilfe Stuttgart),
Dr. Beate Fleming,
Stefan Freck (FJ Prävention),
Jutta Friedrichs (Polizeidienststelle Köln-Mülheim),
Andreas Fritsch (Jugendamt Halle),
Micha Fritz (Viva con Agua Wasser GmbH),
Desirée Gathe (Hochschule Koblenz),
Prof. Dr. Marion Gerards (Katholische Hochschule NRW),
Dr. Christoph Gille (Hochschule Koblenz),
Özan Golestani (Institut für Forschung und Entwicklung in der Sozialen Arbeit),
Claus Gollmann (Kind in Diagnostik, GmbH),
Anne Gottbehüt (Hochschule Düsseldorf),
Ingelore Groß (SprachLOS e.V.),
Line Gutbrod (Hochschule Koblenz),
Prof. Dr. Ralf Haderlein (Hochschule Koblenz),
Ralf Haug (IGS Landau),
Steffen Heil (Zukunftswerkstatt der Auerbach Stiftung),
Dr. Astrid Helling-Bakki (World Childhood Foundation Deutschland),
Melanie Herbst,
Prof. Dr. Judith Hilgers (Hochschule Koblenz),
Victoria Hill (Hochschule Koblenz),
Prof. Dr. Rieke Hoffer (Hochschule Koblenz),
Jana Hollenberg,
Prof. Dr. Fernand Hörner (Hochschule Düsseldorf),
Sonja Howard (Betroffenenrat des UBSKM),
Ela Iran (Hochschule Koblenz),
Daniel Iran (Hochschule Karlsruhe),
Lisa Jakobs,
Wibke Johenauer,
Dr. Rainer Kascha,
Sophie Klaes (Hochschule Koblenz),
Mirjam Knes-Zierold (Bezirksamt Mitte von Berlin),
Kerstin Kubisch-Piesk (Jugendamt Berlin-Mitte),
Iris Kühbeck (Hochschule Koblenz),
Hans Jürgen Ladinek,
Simone Laumann (Hochschule Koblenz),
Manuela Lieb (Wirbelwind e.V. Reutlingen),
Alexe Limbach (Innocence in Danger e.V.),
Prof. Dr. Jörg Maywald (Deutsche Liga für das Kind),
Julia Melzer,
Prof. Dr. Kurt-Peter Merk (Hochschule Koblenz),
Debora Meyer,
Vera Morawetz (Kind in Diagnostik, GmbH),
Mirella Morr (Innocence in Danger e.V.),
Dr. Klaus Mucha,
Sonja Müßig (HIBA e.V.),
Dr. Andreas Oberle (Olgahospital, Klinkum der Landeshauptstadt Stuttgart),
Yvonne Oeffling (Amyna e.V.),
Sylvia Ohmstede (Stadt Köln),
Sharon Özdemir,
Jasmina Pasic,
Cornelia Randel (Kinderschutzbund Mainz),
Prof. Dr. Regina Rätz (Alice Salomon Hochschule Berlin),
Monika Reckmann (Hochschule Düsseldorf),
Rainer Rettinger (Deutscher Kinderverein),
Anke Sander (Hochschule Koblenz),
Simone Scherer,
Colette Schiewitz (Lichtblick – gegen sexuelle Gewalt),
M. A. Karina Schlingensiepen-Trinkt (Bergische Universität Wuppertal),
Maren Schmitt-Nolte (Nolte Group),
Adelheid Schmitz (Hochschule Düsseldorf),
Prof. Dr. Armin Schneider (Hochschule Koblenz),
Tina Schürmann (Schürmann PR),
Prof. Dr Barbara Schramkowski (Duale Hochschule Baden-Württemberg),
Prof. Dr. Marc-Ansgar Seibel (Hochschule Koblenz),
Lea Sommer,
Volker Steinberg (Landesjugendring RLP),
Prof. Dr. Christoph Strünck (Universität Siegen),
Prof. Dr. Anja Teubert (Duale Hochschule Baden-Württemberg),
Hendrik Balk (Agenda für bedarfsgerechte Versorgung),
Lothar Thorissen,
J. Trockel (Bezirksamt Mitte von Berlin),
Stefanie Ulrich,
Julia von Weiler (Innocence in Danger e.V.),
Sophie-Hélène Freiin von und zu Weiler,
Stefan von Weiler,
Lisa Weisbrod,
Vera Werdes (SPD Fraktion Bergisch Gladbach),
Martina Wesselmann (Ombudschaft Jugendhilfe NRW),
Wiebke Wexeler,
Prof. Dr. Heike Wiemert (Katholische Hochschule NRW),
Egbert Willecke (Stadt Remscheid),
Tobias Winter,
Juna Wintermeyer (Jugendrat Koblenz),
Ursula Wißborn (Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West),
Wera Wittek,
Laura Wirsching (Kinder- und Jugendbüro Koblenz),
Prof. Dr. Irit Wyrobnik (Hochschule Koblenz),
Prof. Dr. Maud Zitelmann (Frankfurt University of Applied Sciences),
Sarah Wirth (Kita Kinderplanet)