Ein „Weiter so“ kann und darf es nicht geben
Hildburghausen. Am 23. Februar jährte sich ein für Hildburghausen furchtbares Ereignis zum 74. Mal: Bombenangriff! Die Zahl der Todesopfer ist nicht ganz genau bekannt. In der Chronik werden 218 genannt. 218 zu viel! Vermeidbar wären sie gewesen, wenn die deutschen Wähler die Machtübernahme durch die Nazis durch ein entsprechendes Wahlverhalten 1933 verhindert hätten. Die Chance war da. Sie wurde nicht genutzt.
Zu den Toten des Bombenangriffs müssen viele Verwundete gezählt werden. 10 % des Wohnungsbestandes wurden vernichtet. Vorwiegend getroffen wurde die östliche Innenvorstadt. Betroffen waren viele Gebäude und Einrichtungen der Nervenheilanstalt und des dort eingerichteten Lazarettes. Die Etikettenfabrik Kuß & Co. gab es nicht mehr.
Im Amtsblatt der Stadtverwaltung von Hildburghausen, in dem sich der derzeitige Bürgermeister mit Fotos immer wieder in Erinnerung bringt, war am 74. Jahrestag des Bombenangriffes auf Seite 6 unter der Unterschrift des Bürgermeisters Holger Obst unkommentiert Ungeheuerliches abgebildet: Der Original-Naziaufruf zur Trauerfeier am 2. März 1945 und zwei erschütternde alte Fotografien, ebenfalls unkommentiert. Diese kommentarlose Verbreitung von Nazipropaganda und Hitlerverehrung grenzt an die strafbare Verherrlichung des Nationalsozialismus.
Was soll man dazu sagen? Ist das politische Instinktlosigkeit? Ist es mangelndes Geschichtsbewusstsein oder gar Geschichtsvergessenheit? Ist es Naivität eines Stadtoberhauptes? Ist es Absicht und etwas ganz anderes, was immer noch ganz tief in vielen Köpfen sitzt? Themar lässt grüßen?!
Es zeigt aber auch, dass dieser Bürgermeister vollkommen ungeeignet ist, unsere Stadt zu vertreten und zu repräsentieren.
Die Stadtratsfraktion der Partei „Die Linke“ distanziert sich mit aller Entschiedenheit von dem Auftritt der Stadtverwaltung mit dem Bürgermeister im offiziellen Amtsblatt der Stadt Hildburghausen vom 23. Februar 2019 auf Seite 6 und ruft die Bürger der Stadt auf, über Geschichte, Lehren daraus bis zur Gegenwart so nachzudenken, dass es in Hildburghausen nie wieder einen 23. Februar 1945 geben wird.
Eine Chance bietet sich am 26. Mai 2019. An dem Tag findet die nächste Stadtratswahl, die nächste Kreistagswahl und die nächste Wahl zum Europaparlament statt. Ein „Weiter so“ kann und darf es nicht geben.
Dr. Peter Nowak
Vorsitzender Stadtratsfraktion „Die Linke“