Die Notbremse ziehen
Ich bin vor elf Jahren hierher gekommen, weil ich mich in ein damals total heruntergekommenes Schloss in Weitersroda verliebt hatte. Auch der Thüringer Wald und die Naturschönheit hier hatten es mir angetan.
Mich motivierte aber auch der Eindruck, diese Stadt sei gut geführt.
Dass eine kleine Kreisstadt 12 Millionen Euro für die Sanierung ihres alten Theaters organisiert hatte, beeindruckte mich sehr. Es war mir Beweis, dass Kunst und Kultur in Hildburghausen einen hohen Stellenwert besitzen. Diese Stadt hat eine Strategie, wo sie hinmöchte, so schien mir.
Ich fand dann speziell die beiden letzten Jahre der langen Amtszeit Steffen Harzers oftmals problematisch. Und ich widerspreche ihm auch momentan entschieden, was Windräder im Wald angeht. Ich gehe weiter: Steffen Harzer hat von Bäumen und vom Wald sehr wenig Ahnung.
Andererseits denke ich mir: der späte Harzer war sicherlich abgekämpft als Bürgermeister. Aber er hatte den Laden im Griff. Er war – und ist – handwerklich ein hochkompetener Kommunalpolitiker. Man konnte und kann mit ihm anderer Meinung sein. Man kann sich mit ihm streiten. Aber bei allen Konflikten geht es ihm am Ende um das Wohl der Stadt Hildburghausen.
Worum es Holger Obst geht, weiß ich nicht mehr.
Als wir ihn vor fünf Jahren als neuen Bürgermeister bekamen, habe ich Holger Obst unvoreingenommen begrüßt. Parteizugehörigkeiten sind mir auf kommunaler Ebene herzlich egal.
Ich hatte mir auch vorgenommen, mich aus der Kommunalpolitik herauszuhalten.
Aber es geht nicht mehr.
Denn unsere Stadt entwickelt sich in eine unmögliche Richtung.
Die Leistungsbilanz der derzeitgen Stadtführung beginnt am Ortseingang Häselrieth. Als Monument des Totalversagens steht die verkaufte Haselstaude dort: ohne Dach, seit Jahr und Tag. Das war der erste Streich des frischgebackenen Bürgermeisters Obst.
Nicht genug gerühmt werden kann die stadtplanerische Leistung, eine Kleinstadt wie Hildburghausen zu einem Ort ständiger Staugefahr gemacht zu haben. Gratulation!
Und wie manche Öffentlichen Einrichtung wird auch unser Naturerbe vernachlässigt oder verscherbelt.
Gleichzeitig ist die Stadtverwaltung, vorsichtig gesagt, kein besonders fröhlicher Ort geworden. Und auf diese unsägliche Nazi-Anzeige im Amtsblatt zum Jahrestag der Bombardierung Hildburghausens will ich gar nicht mehr eingehen, so ekelhaft und dumm ist das gewesen.
Dieser Katastrophenkurs der derzeitigen Stadtführung ist für alle zu einem Problem geworden, die in dieser Stadt etwas aufbauen und entwickeln wollen. Für alle, die darauf angewiesen sind, dass diese Stadt funktioniert und sich nicht deutschlandweit zum Deppen macht.
Jetzt soll noch die Wohnungsgesellschaft zerschlagen werden. Da wird intrigiert, da wird getrickst, da sollen in überfallartigen Aktionen Fakten geschaffen werden. Entschuldigung, Herr Obst: die Wohnungen von hunderten Bürgerinnen und Bürgern sind kein Spekulationsobjekt!
Kurzum: Diese Stadt fährt an die Wand.
Wir brauchen deshalb nach dem 26. Mai eine Stadtratsmehrheit, die diesen Bürgermeister für den Rest seiner ersten und letzten Amtszeit an die Kandare nimmt.
Wir müssen die Notbremse ziehen.
Prinz Chaos II.
Weitersroda