Ach, Europa
Meine Verachtung für das politische System habe ich für nicht mehr steigerungsfähig gehalten. Jedoch…
Bevor wir uns aber Europa zuwenden: ich habe für meine Aktion „Lindenrettung“, zwei Monate später, jetzt eine Rechnung der Stadt erhalten. 1023,46 Euro will man von mir. Alle Achtung.
Europa also. Ich nehme für mich in Anspruch, ein Vertreter des eigentlichen Europas zu sein. Ich liebe Europa! Seine Kultur und seine Menschen. Die Städte, die Landschaften.
Die Geschichte Europas ist derweil eine einzige Dauerturbulenz gewesen. Seit mindestens 2.500 Jahren: Kriege und Völkerwanderungen, Kämpfe, Intrigen, Aufstände, Revolutionen, Staatsstreich hier und wissenschaftlicher Durchbruch dort. Dazu kommt der Schatz des europäischen Geisteslebens, die prunkvolle Bibliothek unserer Philosophen und Literaturgenies.
Ich bin gerne Europäer. Ich liebe es, in Europa zu leben.
Und dann diese Europäische Union! Dieser widerliche Batz aus Machtstreben und blanker Gier. Das Organisationsprinzip der EU ist die allgemeine Korruption. Die EU erinnert darin an die Kirche des Mittelalters. Simonie! – Der Verkauf von Ämtern. Verrat, Intrigen, ständiges Geschacher, Stellvertreterkriege und geheime Staatsaktion – das alles in direkter Feindschaft zum gemeinen Volk, kunstreich verbrämt als „höherer Auftrag“.
Die Doppelmoral ist ja ebenfalls ein Kennzeichen sowohl der Kirchen als auch der EU. Für Demokratie zieht die EU vorgeblich zu Felde. Für Frieden und für Menschenrechte. Wir belehren die ganze Welt. Stellen uns als leuchtendes Beispiel hin.
Und dann treibt man mit seiner imperialistischen Agrarpolitik ganze Kontinente in die Hungersnot und diejenigen, die fliehen, lässt man ersaufen. Dann wird gemeinsam mit der USA gefrontet gegen Russland, was aus deutschem Interesse völlig hirnrissig ist, sicherheitspolitisch wie auch wirtschaftlich.
Jetzt also Demokratie. Die spezielle Demokratie der EU in blühender Pracht. Wir haben vor ein paar Wochen ein Parlament gewählt, das rein gar nichts zu sagen hat. Ein Kasperlparlament, dominiert von einer Großkoalition gekaufter Lakaien – gelenkt von einer Handvoll Regierungschefs und von buchstäblich zehntausenden Lobbyisten.
Flinten-Uschi von der Leyen ist nun die neue Chefin der EU-Diktaturbehörde. Eine Frau? Eine Deutsche? Auch für deutsche Frauen gibt es da nichts zu feiern.
Denn von der Leyen bedeutet: Militarisierung der EU, sozialer Stillstand, ökologisches Weiter-so-Desaster – und eine Flut von „Beraterverträgen“ für ihre Kumpelinnen und Kumpels.
Mein Europa ist das nicht. Mein Europa geht in gelben Westen oder an Freitagen für die Zukunft auf die Straße. Mein Europa ringt bei Streiks und Besetzungen um bessere Zeiten. Mein Europa pflanzt und rettet Bäume, liest Bücher, tüftelt an Erfindungen, forscht und debattiert.
Die Verachtung für die Herrschenden derweil, nimmt überhand.
Nicht nur in Europa.
Prinz Chaos II.
Weitersroda
Foto: Prinz Chaos