Achtung – Notzeit für unser Wild!
Landkreis Hildburghausen. Immer wieder sieht man freilaufende Hunde im Wald und in der Flur. Nach wie vor steckt aber in jedem Hund ein Raubtier. So wurde ich letzte Woche zu einem verletzten Rehkitz gerufen. Ein Familienhund hatte es in einen Zaun gehetzt. Dabei zog es sich tödliche Verletzungen zu, so dass ich es von seinen Leiden erlösen musste.
Aus diesem Grund möchte ich auf die derzeitige Situation unseres heimischen Schalenwildes aufmerksam machen.
Unser heimisches Wild hat sich im Laufe der Evolution an die Herausforderungen des Winters mit Kälte und Schnee auf vielfältige Weise angepasst. So halten viele Tiere Winterruhe bzw. Winterschlaf. Rehwild und Rotwild haben diesbezüglich andere Strategien entwickelt, um bei dem geringen Nahrungsangebot und den niedrigen Temperaturen über den Winter zu kommen. So wechseln sie das Fell (Winterdecke) und senken ihren Energieverbrauch (verborgener Winterschlaf). Rehe fahren, wie auch andere Schalenwildarten, ihren Stoffwechsel herunter und zehren von ihren Fettreserven. Würden sie den Energieverbrauch nicht senken, könnten sie den Winter kaum überleben. Wissenschaftliche Studien ergaben, dass der Gesamtenergieverbrauch auf etwa 40 Prozent des Jahreshöchstwertes sinkt. Das Wild wirkt in den Wintermonaten oft zutraulich, was jedoch nur der Tatsache geschuldet ist, dass sie Energie sparen wollen. Die Extremitäten werden weniger durchblutet um Wärmeverluste zu reduzieren. Dies macht das Rehwild und Rotwild träge in ihren Bewegungen. Ein schnelles „Hochfahren“ des Kreislaufes verbraucht unnötige Energie und kann auch zum Tod des Wildes führen.
Daher bitten wir Sie, Wildtiere im Winter nicht aufzuschrecken, den Hund an der Leine zu führen und nur die Hauptwege zu nutzen. Das Füttern der Wildtiere ist nur den Jagdausübungsberechtigten gestattet.
C. Keller
Vorstand
Kreisjägerschaft Hildburghausen e.V.
Foto: Südthüringer Rundschau