Alle Jahre wieder – Gedanken zum Rechtsrock-Konzert und Demokratiefest in Themar
Leserbrief. Ein Besuch der Ausstellung „Schuld und Sühne“ im Staatsarchiv Coburg und der Stadtbücherei würde sich für diejenigen lohnen, die mit einem Teil unserer Geschichte nicht so richtig klarkommen. Das betrifft die Veranstalter und Besucher des Konzerts ebenso wie die Veranstalter und einige Teilnehmer des Demokratiefestes.
Prinz Chaos II. hat zu diesen Veranstaltungen einen sehr interessanten Artikel geschrieben, u. a.: „Wie wichtig bei all dem Repräsentanten sind, die entschlossen nach vorne gehen, wenn es gefährlich wird,…“ . Ist es nicht auch gefährlich, wenn seit 2017 eine Straße in Eisfeld den Namen eines Nazis trägt? Warum gehen da die Repräsentanten, die engagierten Kirchenleute, die hervorragenden Bündnisse für Demokratie usw. nicht entschlossen nach vorne?
Der Bürgermeister von Themar wurde beim Demokratiefest von seinem Eisfelder Amtskollegen moralisch unterstützt. Laut Tageszeitung sagte Sven Gregor u. a.: „Das rechte Gedankengut ist schädlich für die Gesellschaft,(…), wir können das nicht zulassen.“ 2017 verkündete er sein Gedankengut: „Mit der heutigen Namensgebung möchte der Eisfelder Stadtrat A. Ritzmann für seine Verdienste um unsere Stadt ehren,…“. A. Ritzmann war laut dem Eisfelder Amtsblatt Wehrwirtschaftsführer, NSDAP-Mitglied und hat laut Sven Gregor „…mit seiner Rüstungsproduktion das Nazi-Regime und dessen Kriegsführung unterstützt.“ Diese „Verdienste“ werden einfach mit „angeblichen braunen Flecken“ abgetan.
Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, sagte 2019 einer Tageszeitung: „Ich dachte: Ein Bürgermeister, der noch dazu in einer demokratischen Partei ist, das kann doch kein Dummer sein; da setzt man doch voraus, dass der historisch gebildet ist… So etwas darf bei Kenntnis unserer Geschichte einem Demokraten nicht passieren.“ Der Demokrat war in diesem Fall Herr Obst und das Problem sein Amtsblatt. Zu der Eisfelder Peinlichkeit schweigt Herr Schramm. Es schweigen auch die Herren Ramelow und Harzer und der Prinz Chaos II.. Würden sie auch schweigen, wenn Herr Obst einen Nazi ehren wollte?
Die am Anfang genannte Ausstellung beschäftigt sich mit der Verfolgung der NS-Verbrechen durch oberbayerische Justizbehörden. Auf der Tafel 1 steht u. a.: „…Verharmlosung, Verdrängung, bewusste Leugnung und Selbstbetrug…“
Damit kannte sich auch Konrad Adenauer bestens aus – Buchempfehlung: Konrad Adenauer von Werner Biermann.
Zum Schluss: Ich danke der Südthüringer Rundschau, bei ihr gibt es noch Meinungsfreiheit für die Veröffentlichung meiner Artikel.
Andreas Traut
Eisfeld
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