Antwort auf Leserbrief: „Kohlendioxid ist nicht die Ursache…“
Antwort auf Leserbrief: „Co2 ist nicht die Ursache…“ von Gerold Bähring
Leserbrief. Herr Gerold Bähring, Sie zitieren zurecht Berthold Brecht mit „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ und haben der Leserschaft einen ganzen langen Absatz davor schön mit einfachen Tatsachen konfrontiert, weshalb die Sache mit dem schweren Kohlendioxid, dem Treibhauseffekt und dem Klimawandel eine große Lüge ist. Ihre Beispiele, erst mit wissenschaftlichen Hintergrundwissen garniert, dann einfach mit dem jeden altbekannten Diskobesuch dargestellt, ziehen. Ja, Kohlendioxid ist „schwerer“ als Sauerstoff und Stickstoff. Das wissen wir nun alle.
Was Sie als Akademiker jedoch ebenso darstellen sollten ist, dass sich Gase durchmischen. Sie tuen es wegen der Entropie und dem Verhalten von Gasmischungen. Als Mathematiker kennen Sie bestimmt sogar die mathematischen Gleichungen dazu, die thermischen Eigenbewegung ist Ihnen sicher auch nicht fremd, doch der Leser versteht es sicher besser, wenn ich Ihren Diskobesuch aufgreife.
Ja, der Trockeneisnebel liegt schwer auf dem Boden, doch was ist nach 10 Minuten? Wo ist dann der schwere Nebel? Jeder weis, dass wenn die Nebelmaschine keinen neuen Nebel ausstösst, sich der Bestehende im Raum verteilt, bis er so gut durchmischt ist, dass man nichts mehr davon sieht. Weshalb sich dieses „schwere Gas“ Kohlendioxid in Gruben, ebenso im heliumgefüllten Luftballon anders verhalten, liegt an dem weitestgehend abgeschlossenen Raum. Das sind ruhende Systeme.
Auf unsere Erde jedoch, die sich dreht und die Ozeane verzögert folgen und die Luftschichten mitreisen, wo warme Luft aufsteigt und kalte ab, da bewegt sich alles. Die Atmosphäre ist von Hoch- und Tiefdruckgebieten durchzogen, Luft strömt vertikal und horizontale Winde gleichen die Druckunterschiede aus. Tornados verwirbeln kräftig und all die Wetterereignissen sorgen dafür, dass es keine Ruhe in der Atmosphäre gibt. Wer kennt nicht die Wolken hoch am Himmel? Ja, auch die winzigen Wassertröpfchen in diesen Wolken, das kondensierte Wasser, sind schwerer als einfach die Luft, dennoch erreichen sie alle Höhen der Troposphäre und regnen lange noch nicht ab, wenn überhaupt. Ganz hoch oben sind sogar schwere Eiskristalle in den Wolken frei schwebend.
Es ist wie in der Disko, die Tanzenden halten die Luft in Bewegung und der CO2-Bodennebel durchmischt sich mit dem Rest der Raumluft. Oder wie im geschichtet eingeschenkten Cocktail, wenn wir mit dem Trinkhalm einen Minitornado im Glas erzeugen, sich beide Schichten vermengen. Das Schwere mischt sich mit dem Leichten. Erst die andauernde Ruhe entmischt wieder nach der Schwere.
Schnell folgt dann der Schwenk zu den Profitinteressen und Wirtschaftlichkeit, doch der Realitätsgehalt bleibt weiter dürftig. Sowohl bei Wind- als auch Solarstrom ist heute bereits der Punkt der Marktparität überschritten. Neue Anlagen erzeugen Strom ohne Förderung voll konkurrenzfähig, ist also günstiger als der fossile, „dreckige“ Strom erzeugt wird. Was wir mit der EEG-Umlage bezahlen, sind die Zuschüsse, die für die Altanlagen vertraglich vor vielen Jahren zugesichert wurden und natürlich die Entlastung der Deutschen Industrie und ihren größten Energieverbrauchern, die sich per Gesetz annähernd nicht an den Kosten beteiligen müssen.
Der Versuch jedoch, Windenergie dann noch als gesundheitsgefährdend einzuordnen und die sauberen, schadstofffreien Abgase von fossilen Kraftwerken anzuführen ist nur noch lächerlich. Natürlich werden durch Filter einige hochgiftige Substanzen aus dem Rauchgas entfernt, dennoch wird die Substanz, um die es geht, eben Kohlendioxid, ungebremst ausgestossen. Die wenigen Versuchsanlagen, die dieses abscheiden und diese anderweitig zu lagern sind kaum nennenswert und mit Sicherheit keine sinnvolle Lösung für eine zukunftsgerechte und sichere Energieversorgung.
In einem Punkt haben Sie jedoch recht, die Abgase, die durch die heimische Wärmeerzeugung entstehen, sind in der Summe ein erhebliches Problem. Dort müssen wir wirklich ansetzen, doch die einseitige Strategie von immer mehr Gebäudedämmung ist ebenso keine zukunftsgerechte Lösung.
Was mich positiv stimmt, ist, dass dieses Thema wieder in die Diskussion kommt, denn viele der uns umgebenen Systeme von denen unser Lebensstandard abhängig ist, stehen kurz vor einem Kipppunkt. Wir müssen handeln, jetzt. Diese Kipppunkte haben die Eigenschaft, umumkehrbare Weichenstellungen mit weitreichenden Folgen zu bedingen. So sollten wir endlich in allen Bereichen genau hinschauen und Lösungen erarbeiten. Dabei müssen wir auch lokal aktiv werden, und nicht auf „die da Oben“ warten, wie man oft hört.
Ja, sicher sind Windkraftanlagen optisch in der Landschaft auszumachen und nicht jedem gefallen sie, so wie ich auch jahrelang die Kühlturmdampffahne des Atomkraftwerkes Grafenrheinfeld beim Blick vom Schreibtisch aus sehen konnte, und mir dies missfiel. Doch wer Strom nutzen will, muss auch seine Erzeugung ermöglichen. Es ist ebenso wie bei den landschaftsverschandelnden Mobilfunktürmen, keiner will sie sehen und in der Nähe haben, doch wehe ein Funkloch ist irgendwo oder das Internet am Handy geht nicht, dann wird sich ebenso schnell beschwert. Wer einmal den Raubbau der Tagebaue gesehen hat, er gesehen hat, wie Dörfer geräumt und abgerissen werden, um an die dreckige Kohle zu kommen, wo Jahrtausende alte Wälder wie der Hambacher Forst größtenteils bereits vernichtet sind, erkennt unschwer, dass Windkraftanlagen deutlich weniger Umweltfolgen aufweisen.
Sicher ist nicht jeder Standort im Wald gut für Windkraftanlagen, aber auch im Wald gibt es geeignete Standorte. Und statt immer mehr Solaranlagen auf Äckern bin ich auch für Dach- und Fassadenanlagen, doch wie viele Dächer sind noch ohne?
Eigentlich bin ich es leid, plumpen Populismus zu kommentieren, doch zeichnet es die Zeit aus, dass jeder eine Meinung hat, doch kaum mehr einer Wissen kommuniziert. Dies ist auch keine Frage der Bildung oder des Titels. Wer schaut denn noch genau hin, informiert sich fundiert und beurteilt das was sichtbar ist, statt auf Gerüchte und Behauptungen zu setzen und sich darauf hin zu empören?
So werde ich auch weiterhin auf Lösungen drängen und Missstände benennen!
Bernd Schreiner
Dipl. Ing. (FH)
Westhausen
Foto: Pixabay
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