Auch ein kleiner Hund hat einen Schutzengel
Der kleine Hund Sunny berichtet von seiner Odyssee, nachdem er aus einer Hundepension ausbüxte:
Leserbrief. Hallo, ich bin Sunny, ein kleiner Chihuahua aus dem Coburger Raum. Ich möchte heute all meinen vierbeinigen Freunden und allen Hundefreunden die Geschichte meiner Sommerferien erzählen. Meine Menscheneltern wollten mich in den Sommerferien in eine ihrer Meinung nach sorgfältig ausgewählten Hundepension schicken, dort sollte auch ich Urlaub haben. An einem schönen Freitag begaben wir uns auf die Reise ins gewählte Domizil.
Viel Neues gab es zu sehen und zu schnuppern, soviel, dass ich gar nicht richtig bemerkte, dass ich mich nun alleine hier eingewöhnen sollte. Mir war alles nicht so ganz geheuer, jede Menge Hunde, alle viel größer als ich, völlig fremde Menschen, Gerüche und Geräusche. Spontan beschloss ich auf die Sommerferien zu verzichten und wieder mit meinen Menschen den Heimweg anzutreten, schließlich war ich erst 2 Stunden hier und die konnten ja nicht weit weg sein. Mit meiner guten Nase würde ich mich da schnell zurecht finden – dachte ich!
Hier bleibe ich nicht, das war mein fester Entschluss. Das Ausbüxen war nicht schwierig und so machte ich mich guter Dinge auf den Weg. Dass dies der Beginn einer Odyssee war, konnte ich ja nicht erahnen. Ich lief so schnell es meine kleinen Beinchen zugelassen haben, es wurde aber mit der Zeit immer zielloser, ich war müde und hatte Hunger, die vielen neuen Eindrücke beschäftigten mich. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mir auch ohne Abendbrot ein geschütztes Plätzchen zum Schlafen zu suchen, denn es war schon dunkel geworden.
Bei der Wahl haben mir sicher die Gene von Urgroßvaters Großvater, dem Wolf geholfen. Ein letzter Hoffnungsschimmer war beim Einschlafen, dass ja eventuell auch der neue Onkel aus der Tierpension nach mir sucht!
Vor Erschöpfung schlief ich ein und zaghafte Sonnenstrahlen kitzelten mich am frühen Morgen wieder wach. Eventuell war es aber auch der immer stärker werdende Hunger, den ich mehr und mehr verspürte. Erst jetzt konnte ich ermessen, wie praktisch doch so ein Kühlschrank in heimischer Küche war! Den gab es hier nicht, auch war ich es nicht gewohnt, mein Essen selber zu organisieren, aber auch dabei haben mir die beschriebenen Gene sicher das Leben gerettet. Hier mal ein Würmchen, dort mal ein Käfer oder gar eine Maus und hin und wieder eine Regenpfütze gegen den Durst.
So vergingen viele Tage und Nächte, ich habe aufgehört zu zählen. Ich wurde schwächer, hungriger, mutloser und trauriger. So hatte ich mir die Ferien ja nun doch nicht vorgestellt. – Auch von dem Onkel der Hundepension konnte ich nix hören oder sehen! Ich war immer noch ganz alleine auf mich gestellt.
Ich konnte ja nicht wissen, dass gerade damit begonnen wurde, mit ganz vielen lieben Menschen aus dem „Hundedorf“ intensiv nach mir zu suchen. Dabei wurden alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, meine Anwesenheit zu lokalisieren oder ein Lebenszeichen von mir zu bekommen. Jagdpächter der Umgebung und Revierförster waren mit eingebunden. Die Tage verstrichen und wieder waren Menschen unterwegs mich zu finden. Aber was war das? Ich vernahm Stimmen, Stimmen, die ich doch kannte! Das waren doch meine Hundeeltern! Sie haben mich gefunden! Alle waren glücklich, lagen sich in den Armen und Papa trug mich zum Auto. Ich war schwach, aber glücklich!
Für mich hatte diese sehr abenteuerliche Urlaubsreise zwei wichtige Erfahrungen eingebracht. 1.: Es gibt viele liebe Menschen, die ich gar nicht kenne und die ganz spontan geholfen haben, mir das Leben zu retten und 2.: Man darf nie aufgeben, dann schafft es auch so ein kleiner Hund wie ich mit einem guten Schutzengel, das Leben zu meistern. Eventuell könnte das auch auf Menschenkinder zutreffen?
In großer Dankbarkeit an helfende Hände und großem Respekt vor dem Kampf ums Leben – eure Sunny.
Brigitte Wütscher
Ebenhards
Titelbild: Hallo, ich bin Sunny, ein kleiner Chihuahua aus dem Coburger Raum. Foto: Privat
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