Auf dem Rad zu den Perlen der Stadt
Schleusingen. Am 20. September 2020 sollte es nach den Vorstellungen der ProvinzEnthusiasten – 18und1 die zweite große Radeltour für den „Familienfreundlichen Radweg zwischen Werra und Rennsteig“ geben. Diese war coronabedingt vom Mai in den September verschoben worden. Leider sind große Events und Veranstaltungen im Landkreis Hildburghausen aufgrund des Virus noch immer untersagt bzw. bedürfen eines aufwendigen Hygienekonzeptes. So entschieden sich die Mitglieder der Schleusinger Bürgerinitiative für eine kleinere Variante.
Mit Vertretern des Stadtrates und der Ortsteilräte ging es zu den „Perlen“ entlang des Radweges. Neben einigen interessierten Bürgern schloss sich auch spontan die Radwegeexpertin des Ilmkreises dieser Radeltour durch Schleusingen an. Gemeinsam startete die Gruppe mit über 20 Teilnehmern, wie auch im letzten Jahr, am Bahnhäuschen in Rappelsdorf, um von dort zum historischen Tanzsaal in Rappelsdorf zu gelangen. Diese „Perle“ steht gerade zur Disposition. Der Schleusinger Bürgermeister und sein Bauamtsleiter erwägen die „Sanierung mit dem Radlader“ – also den Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes. Die Frage, ob das im Sinne des alten Stadtrates war, der 2017 dem Kauf dieses Saales zugestimmt hat, stand im Raum. Oder vielmehr davor, denn einen Schlüssel für den Saal hatten die Organisatoren leider nicht.
Auf dem Radweg ging es weiter zur „Teutsche Schule“. Ein wirkliches Schmuckstück, bedenkt man, wie es noch vor ein paar Jahren aussah. Diese „Perle“ gäbe es nicht, hätten vor Jahren die Schleusinger Stadträte und Bürgermeister Brodführer nicht die Vision gehabt, was aus diesem geschichtsträchtigen Haus werden könnte. Heute standen die Radler vor einer schmucken, neuen gastronomischen Einrichtung, die Schleusingen bitter nötig hat.
Durchs so genannte Pförtchen strampelten die Radler direkt auf den Marktplatz. Bei herrlichstem Sonnenschein war dieses historische Marktensemble wirklich eine Augenweide. Und die Teilnehmer waren sich einig, der Markt ist definitiv eine der „Perlen“ von Schleusingen. Das Einzige was hier fehlt, ist Leben. Hier sind nun die Stadträte und der amtierende Bürgermeister gefragt. Die Belebung der Innenstadt und Ortskerne hatten alle in ihrem Wahlprogramm. Jetzt ist die Zeit, den damaligen Ideen Leben einzuhauchen.
Vom Marktplatz ging es am Gymnasium vorbei in Richtung Schleusinger Schwimmbad und von dort direkt nach Hinternah zum Mehrgenerationenpark. Im Gegensatz zum Schleusinger Markt herrschte im Mehrgenerationenpark buntes Treiben. Unzählige Kinder mit Fahrrad, Scooter oder Skateboard tummelten sich auf der Bikepark-Strecke. Andere nutzen die Klettergerüste und Spielgeräte. Diese „Perle“ ist wahrlich eine Erfolgsgeschichte. Und wie auch bei der „Teutsche Schule“ in Schleusingen, hatten der damalige Bürgermeister von Nahetal-Waldau und seine Gemeinderäte eine Vision, was aus der alten Brache des ehemaligen Möbelwerks werden könnte. Die Radler waren sichtlich beeindruckt. Man war sich schnell einig, dass dieser Park das Prädikat „Gut gedacht & gut gemacht!“ durchaus verdient.
Von Hinternah führte die Radeltour nach Schleusingerneundorf ans dortige Schwimmbad – welches nach Aussage vieler Besucher zu den schönsten Waldbädern überhaupt zählt. Also auch eine „Perle“, die die große Stadt Schleusingen in ihrem Schatzkästchen hat. Die Sanierung dieses Bades steht eigentlich an, wurde allerdings aufgrund der Fördermittelsituation und der angespannten Haushaltslage erstmal ins Jahr 2022/23 verschoben. Die dortigen Caravan-Stellplätze nahmen die Radler natürlich ebenfalls in Augenschein. Schließlich soll man auch in Schleusingen auf viele unterschiedliche Arten Urlaub machen können.
Am Ende kehrten die ProvinzEnthusiasten noch auf ein „Radler“ im „Alten Bahnhof“ ein und zogen gemeinsam mit ihren Gästen ein Resümee zur Tour. Alle waren sich einig, dass Schleusingen und seine Ortsteile viele „Perlen“ besitzen – einige entlang des „familienfreundlichen Radwegs“ und andere etwas weiter entfernt. Was heute noch fehlt, ist die Verbindung und die intelligente Vermarktung dessen, was schon vorhanden ist.
Bei manchen Perlen braucht es sicher noch etwas Phantasie oder besser eine Vision, andere sind vielleicht noch gar nicht entdeckt. Allen ist jedoch gemein, dass sie ein Teil eines Schatzes sind, welchen die Stadt der ProvinzEnthusiasten vorzuweisen hat.
Der „Familienfreundliche Radweg zwischen Werra und Rennsteig“ bietet als überregionales Infrastrukturprojekt mit Bike & Bahn eine einmalige Gelegenheit, nicht nur die Perlen von Schleusingen zu verbinden, sondern auch weit darüber hinaus wichtige Impulse in Sachen Tourismus und Lebensqualität in Südthüringen zu setzen.
Foto: ProvinzEnthusiasten – 18und1