Baumfällen nicht um jeden Preis
Leserbrief. Seit Jahren geht der Bestand an Großgrün im Innenstadtbereich von Hildburghausen zurück. Die Ersatzbepflanzungen für gefällte Bäume gleichen den Verlust nicht aus. Dabei sind Bäume zentrale Klimafaktoren. Sie zählen zu den produktivsten Landökosystemen. Sie speichern Kohlenstoffdioxid in Form von Biomasse und wirken so dem Treibhauseffekt entgegen. Außerdem absorbieren sie Luftschadstoffe, dienen der Wasserreinigung, vermindern Bodenerosion und binden viele Schadstoffe. Global stellen sie eine der wirksamsten Kohlenstoffdioxidsenker dar und sind die wichtigsten Sauerstoffproduzenten. Und nicht zu vergessen, Bäume sind auch Schattenspender.
Ein ausgewachsener Baum liefert soviel Sauerstoff, den 15 Menschen zum Atmen täglich brauchen.
Wird ein Baum nur aus wirtschaftlichen Aspekten betrachtet, weil z. B. der Aufwand für eine Sanierung zu hoch eingeschätzt wird, kommt schnell die Kettensäge zum Einsatz. Dabei liegt es in der Natur, dass ein Baum auch mal trockene Äste haben kann und diese auch herunterfallen können. Würde man in Berlin, wo viele Straßenzüge beidseitig mit Starkbäumen bepflanzt sind, dann gleich jeden Baum ummachen, gäbe es dort wohl kaum noch so viel Großgrün.
Die öffentliche Hand hat eine Vorbildwirkung zu erfüllen, gerade wenn es um die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben geht. Wir haben in Hildburghausen eine Baumschutzsatzung. Auch bundesweit ist klar geregelt, wann Bäume gefällt werden dürfen. Danach darf man zwischen dem 1. März und dem 30. September nicht einfach so mal einen Baum fällen. Sowohl in der Marienstraße, als auch im Kehrweg wurde anders gehandelt. Warum? Hier war keine Gefahr in Verzug, so die Aussage von Fachleuten.
Einst gab es einen Umweltausschuss in der Stadt Hildburghausen. Er entschied über Baumfällanträge entsprechend der Baumschutzsatzung. Später gab es einen Stadtplanungs-, Bau- und Umweltausschuss. Auch dieser entschied noch über Baumfällanträge. Inzwischen liegen Baumfällanträge und -genehmigungen alleinig in den Händen der Verwaltung. Der neue Stadtrat hat es in den Händen, dies wieder zu ändern. Ich bin dafür.
Ralf Bumann
Stadtrat
Foto: Südthüringer Rundschau
(Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Um die Meinung der Leser nicht zu verfälschen, werden Leserbriefe nicht zensiert, gekürzt und korrigiert. Mit der Einsendung geben Sie uns automatisch die Erlaubnis, Ihren Leserbrief in unserem Medium abzudrucken und online auf unserer Internetseite zu veröffentlichen.)