Bedheim feiert 850 Jahre Ortsjubiläum – Festwoche vom 23. August bis 1. September 2019
Bedheim ist ein Dorf mit bewegter Geschichte
Bedheim. Die Bedheimer sind gegenwärtig im Jubiläumsfieber. „Zahlen begleiten uns durchs Leben – das ist nun mal so“, meint Bernd Heim, Ortschronist des seit 2013 östlichsten Ortsteiles der Einheitsgemeinde Stadt Römhild, und fügt im Hinblick auf die 850 Jahre belegbare Ortsgeschichte weiter aus: „Bezüglich der schriftlichen Ersterwähnung geht es Bedheim so wie vielen anderen Orten auch: Eine Gründungsurkunde gibt es nicht, lediglich Schriftstücke, in denen der Ortsname auftaucht.“
Derlei alte Dokumente kann man meist in Archiven aufspüren. Konkret erfolgte die urkundliche Ersterwähnung Bedheims in einer im März 1169 im Kloster Veßra ausgefertigten Besitzübertragungs- und Schenkungsurkunde. Darin vermachten Graf Wolfram von Henneberg und seine Gattin Gisela mehrere ihrer Güter in einigen Vorderrhön- und Grabfeldorten dem Kloster. Als einer der adligen Zeugen trat dabei der dem Geschlecht der Herren von Heßberg entstammende Henneberger Lehnsmann „Rumold von Bedeheim“ auf, der damit auch indirekt die Existenz von Bedheim bezeugte.
Dieses Pergament-Schriftstück konnte der heutige Ortschronist vor nunmehr 50 Jahren im Archiv Schloss Wernigerode in Augenschein nehmen, wo sie zu jener Zeit mit noch einigen weiteren Veßraer Klosterakten lagerte. Gegenwärtig befinden sich diese im Hauptstaatsarchiv Sachsen-Anhalt in Magdeburg.
„Bedheim ist sicherlich älter als 850 Jahre“, so Bernd Heim, „deutet doch Einiges darauf hin, dass der Ort sicher schon mehrere Jahrzehnte zuvor existierte, sehr wahrscheinlich im Zuge der in der hiesigen Gegend im 8. bis 11. Jahrhundert erfolgten ‚Fränkischen Landnahme‘ entstand.“ In den vielen Jahren seiner Suche in alten Archiv- und Bibliotheksbeständen – so bereits zur DDR-Zeit in Archiven in Hildburghausen, Meiningen, Gotha und Weimar sowie nach 1990 auch in Fulda, Coburg, Würzburg und Bamberg – konnte er aber keinen früher als 1169 datierten Beleg auffinden. Gestoßen ist er bei seinen Recherchen jedoch auf nicht wenige Dokumente zu Bedheim aus dem 12. bis 18. Jahrhundert.
Wechselvolle Ortsgeschichte
Diese erhalten gebliebenen alten Archivalien weisen aus, dass im Mittelalter mehrere adlige und klösterliche Grundherren in Bedheim Besitz und Einkünfte hatten. Auch war Bedheim früh schon ein Pfarreiort. Während die Bedheimer Landesherren im Lauf der Geschichte häufig wechselten, war das bei den hiesigen Ritterguts- und Schlossbesitzerfamilien nicht so oft der Fall.
In einem erhalten gebliebenen Aktenstück aus dem Jahr 1338 wird mit dem „Ackersmann“ Albrecht Reuter dann der erste nichtadlige Bedheimer genannt. Die älteste Verzeichnung Bedheims auf einer historischen Landkarte übrigens stammt aus dem Jahr 1593, deren kolorierte Fassung von 1594 ist im Original in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden zu besichtigen.
Bis ins Jahr 1537 lassen sich die Bedheimer Einwohnerzahlen zurückverfolgen – 140 Bewohner hatte die Ortschaft zu der Zeit. Mit zur interessanten, vielgestaltigen und facettenreichen Ortsgeschichte gehört auch, dass Bedheim bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinsichtlich der legislativen Gewalt ein geteiltes Dorf war, in dem die als Gesinde von Rittergut und Schloss in der „Vorstadt“ lebenden Dorfbewohner der Rechtssprechung der Schlossherren unterworfen waren – „Vogtei“ nannte man das damals, der größte Teil der Ortschaft jedoch Amtsdorf war. Ein „Seelenregister“ von 1734 veranschaulicht die Vermögens- und hohe soziale Ungleichheit im damaligen 293-Einwohner-Ort. Mittlerweile seit mindestens 484 Jahren ist Bedheim nunmehr auch schon ein Schulort und bereits seit 121 Jahren wird im Ort in organisierter Weise Sport getrieben.
Faktenreiche Festschrift
Diese und noch eine ganze Reihe weiterer Ereignisse, Daten und Zahlen kann man in der reich bebilderten Festschrift „850 Jahre Bedheim – In Bedem dehemm“ nachlesen, selbstverständlich auch Interessantes zum Schloss und zur Kilian-Kirche. Verfasser Bernd Heim verweist darauf, dass das Buch „die bewegte Ortsgeschichte seit der Ersterwähnung bis in unsere Gegenwart beinhaltet.
Nicht allein die Geschichte an sich, sondern die Menschen waren und sind es, die den Ort ausmachen. Zu den die ältere Dorfhistorie prägenden Abschnitten zählten die Reformation sowie die Plünderungen, Verwüstungen und Leiden während des Dreißigjährigen Krieges, als Truppen verschiedenster Herren und Länder marodierend den Ort heimsuchten.
Jahrhunderte lang ein Bauerndorf mit dorftypischen Handwerkern, arbeiteten dann im Zuge der Industrialisierung viele Bedheimer auswärts. Und von 1908 bis 1933 war mit der Glasfabrik am einstigen Bahnhof Bedheim sogar Industrieort.
Zu den besonders einschneidenden Zeitabschnitten seiner jüngeren Geschichte zählen die beiden Weltkriege. Die Veränderungen in Bedheim während der DDR-Zeit verbinden sich vor allem mit der Kollektivierung der Landwirtschaft. Und die Wiedervereinigung Deutschlands schließlich stellte erneut Privateigentum und -initiative obenan.“
Titelbild: Das Gemälde des in Bedheim lebenden Malers und Grafikers Gerhard Renner zeigt die Bedheimer „Ortskrone“. Foto: Festkomitee