Bravo, Römhild!
Soll ich jetzt auch noch etwas schreiben über die Serie von Peinlichkeiten, die sich mit den Namen Obst und Flossmann – leider aber auch mit dem Namen der Stadt Hildburghausen! – verbindet? Ihr seht es ja selbst, was da abläuft…
Gönnt mir also noch eine Narrenkäfig Pause. Ich wende mich dem XXL-Debakel des GroBatz (Großartigster Bürgermeister aller Territorien & Zeiten) kommende Woche wieder zu.
Auch an den alljährlichen Faschistenfasching draußen auf dem Feld vor Themar möchte ich meine knappen Zeilen nicht verschleudern. Nur soviel: kommt hin, macht den Rücken gerade gegen neue und alte Nazis – und zeigt Flagge für einen Landkreis, in dem sich alle Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit frei und friedlich entfalten können.
Und für einen Landkreis, in dem wir Lösungen für die Fragen der Zukunft konkret umsetzen. Dass die Rückkehr zu den Abgründen des vorigen Jahrhunderts keine sinnvolle Antwort auf die Probleme des 21. Jahrhunderts bietet, dürfte klar sein.
Wie es gehen könnte, haben uns dagegen die Leute in und um Römhild gezeigt.
Da ging es also um eine „Feuerwehrreform“, und leider hat das schöne Wort „Reform“ ja einen traurigen Bedeutungswandel erfahren.
Wenn es in den 1970ern um „Reformen“ gegangen ist, dann meinte man damit neue Sozialgesetze, die das Leben der Menschen verbessert haben, Reiseerleichterungen oder eine Reform des Abtreibungsparagraphen, die Frauen die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper einräumte. Es ging also um sozialen und demokratischen Fortschritt.
Inzwischen weiß man schon immer gleich, wenn irgendeine geplante Maßnahme als „Reform“ angekündigt wird: Oha, jetzt wollen sie uns wieder etwas kürzen, einstampfen, wegnehmen oder dichtmachen.
Im konkreten Fall ging es also um vier lokale Feuerwehren, die wegreformiert werden sollten. Nun heiße ich Florian mit Vornamen und als Schutzpatrone der Feuerwehren sind alle Florians immer und überall dagegen, dass Feuerwehren dicht gemacht werden.
Ansonsten geht es hier auch um Demokratie. Man braucht sich nicht über Neonazis beschweren, wenn man vorher reihenweise Jugendklubs geschlossen hat, die Kneipenkultur systematisch zerstört wurde, die Bildungsmisere jeder Beschreibung spottet – und man dann noch lebendige Zusammenhänge örtlicher Tradition zerschlägt.
Bemerkenswert war nun, wie diese „Reform“ beantwortet wurde. Durch einen demokratischen Aufstand relevanter Teile der Bevölkerung nämlich, der allerdings sehr klug, sehr zivilisiert und (durchaus von beiden Seiten) in der Hauptsache sehr sachlich ablief – soweit ich das von Weitersroda aus beurteilen konnte.
So jedenfalls muss es gehen: Konflikte offen und vor allem auch öffentlich austragen – aber so, dass hinterher nicht alles kaputtgeschlagen ist, sondern so, dass man sich hinterher die Hand geben und noch in die Augen schauen kann. Dazu ein klares, basisdemokratisches Verfahren, in dem die Betroffenen – die Einwohner – das Sagen haben.
So muss das Laufen. Und mit so einer starken Demokratie von unten wären wir künftig auch nicht mehr so abhängig von den Verrücktheiten irgendwelcher GroBatze.
Prinz Chaos II.
Weitersroda
Foto: Südthüringer Rundschau