Bürgerentscheid zur Kita Masserberg Fakten und Nachdenkliches
Leserbrief. Der Gemeinderat als demokratisch gewähltes Gremium trifft ausschließlich politische Entscheidungen, die durch Mehrheitsbeschlüsse Handlungen zur Folge haben. So wie die Entscheidung, Klinik und Badehaus mit vielen Millionen neu auszurichten, wurde auch der Beschluss zum Neubau einer KiTa gefasst. Der Gemeinderat bedient sich dabei Fachleuten wie im Falle Badehaus /Klinik der LEG Thüringen und beim Thema Kindergarten als Pflichtaufgabe der Kommune Architektur- bzw. Ingenieurbüros. Letztere hatten 2017 die eindeutige Aufgabenstellung, Kostenschätzungen vorzustellen für einen Neubau im Vergleich mit dem Ausbau einer der Standorte Fehrenbach oder Masserberg vor dem ganz einfachen Hintergrund, dass 2 Standorte auf Dauer unwirtschaftlich sind. Die Sanierung beider Standorte war vom Gemeinderat a priori ausgeschlossen worden.
Die Argumentation der Initiatoren des Bürgerbegehrens gründet sich nun einzig auf eine (nicht beauftragte) Kostenschätzung eines Ingenieurbüros (für die Sanierung beider Standorte), das sich bekannterweise beim Erweiterungsbau der KiTa in Schleusegrund so grob verschätzte, dass sich die Zusatzkosten massiv im Gemeindehaushalt niederschlugen. Nur nebenbei sei erwähnt, dass dieses „Experten“-Büro auch für das völlig überteuerte und nicht umsetzbare Abwasserkonzept der Gemeinde Masserberg und für die enormen Nachtragskosten beim Skilift ErsteBerg verantwortlich zeichnet…
Was bleibt von der Argumentation, wenn man dieses Wissen zugrunde legt? Der Versuch, Menschen durch äußerst vage Behauptungen davon zu überzeugen, dass das Örtchen Masserberg eine eigene KiTa haben muss, um sich – wie zu vermuten – für eine immer noch verfolgte Orientierung in einem anderen Gemeindeverbund aufzuhübschen?
Die komplette Sanierung von 2 Tagesstätten in einer 2300- Seelen-Gemeinde bedeutet wenig zukunftstaugliches Denken. Schreibt doch das neue KiTa-Gesetz bestimmte Anforderungen an eine moderne KiTa vor, die an den Altstandorten nicht erfüllbar sind (z.B.bestimmte Raumanordnungen, Leitungspersonal an jedem Standort) – ganz zu schweigen von doppelten Betriebskosten auf Dauer. Somit wäre Sanierung nach aktuellen Vorgaben entweder nur halbherzig möglich oder die eingeplanten Gelder reichen nur für einen Standort und dann kapazitiv nicht für alle Kinder.
Auch das vorgetragene Gedankenmodell über die vermeintlich schnellste Lösung der Problematik hinkt gewaltig: Eine umfassende Sanierung beider Einrichtungen unterliegt genauso wie ein Neubau steigenden Baukosten, erfordert Bauzeit, umfasst neben der baulichen/statischen auch energetische Sanierung und bedarf im Vorfeld noch gründlicher Baugutachten, die bisher nicht vorliegen und somit die „Kostenschätzung“ anzuzweifeln ist. Zu suggerieren, Kosten für Sanierung zweier Gebäude seien geringer als ein Neubau ist blauäugig, zumal es sich nicht um einfache Instandsetzung handelt, sondern alle baulichen Anforderungen für öffentliche Gebäude und die besonderen Anforderungen an KiTa erfüllt sein müssen.
Die weitere Argumentation der Initiatoren ist schwer nachvollziehbar und widersprüchlich: Wenn man extrem lange Bauzeiten für das KiTa-Projekt befürchtet, darf man auch nicht mit den vermeintlichen Vorteilen Masserbergs werben, z. B. dem (geschlossenen) Badehaus, das ja genauso Bauzeiten unterliegt und zumindest für die nächsten Jahre nicht als Argument taugt. Und einen gesperrten, weil maroden Spielplatz als Standort-Vorteil anzuführen, ist mehr als peinlich. Am möglichen Standort Heubach wären Sportcenter, Spielplatz und viel Natur verfügbar.
Und liebe Mitbürger, denen nun die Entscheidung auferlegt wurde, sollte es tatsächlich einen „Investor“ geben, von dem der Gemeinderat keine Kenntnis hat, sollte dann nicht die Entscheidung für den Neubau am schlüssigsten sein? (Zu beachten wäre hier allerdings, dass „Investor“ eine Gewinnerzielungsabsicht inkludiert?!) Die beteuerten Sorgen um den Gemeindehaushalt, in dem die Gelder für einen KiTa-Neubau eingestellt sind, wären weniger nötig, wenn man endlich alle von uns angemahnten Sparpotentiale einer Überprüfung unterzöge und die vorgeschlagenen Einnahmemöglichkeiten ausschöpfen würde.
Auch die Sorge um leerstehende Gebäude ist unberechtigt, denn für das Gebäude Fehrenbach gibt es privates Kaufinteresse und das Gebäude Masserberg wird seit 2 Jahren zum Mehrzweckgebäude mit Feuerwehr- /Bergwacht-Unterkünften, Archiv und Heimatstube umgebaut.
Aus meiner Sicht gibt es keine Alternative zu einem Neubau, wenn man zukunftsweisend denkt. Und der drohenden Schließung der Außenstelle Masserberg kann man gelassen entgegen sehen, wenn für die Bauzeit der neuen KiTa voll ausgestattete mobile KiTa-Räume am Standort Fehrenbach aufgestellt werden, deren Kosten inkl. Miete nicht höher sind als die derzeitigen Betriebskosten.
Der Gemeinderat hat aus guten Gründen zweimal den Beschluss für einen Neubau gefasst. Die Entscheidung liegt nun bei Ihnen, liebe Mitbürger: GEHEN SIE ZUR ABSTIMMUNG UND STIMMEN SIE MIT NEIN, um die Aufhebung des Beschlusses zu verhindern und damit die Gemeinde Masserberg zumindest im Punkt zeitgemäße Kinderbetreuung auf der Grundlage eines modernen naturpädagogischen Konzepts eine Chance auf Zukunftsausrichtung hat.
Almut Hopf
BI-OW im Gemeinderat Masserberg
Foto: Pixabay
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