„Chipkarten Pauschale“ an Dreistigkeit und Frechheit nicht mehr zu übertreffen
Leserbrief. Fast täglich wird in der Presse und im Fernsehen über den Pflegenotstand und die Kostenexplosionen in den Alten- und Pflegeheimen berichtet. Auch ich hatte bereits mehrere Artikel über die Kostenexplosionen in den Alten- und Pflegeheimen verfasst.
Aber was hat sich bisher getan bzw. was hat sich geändert? Nichts. Eine Unterschriftensammlung, eine Beschwerde an den Landtag bzw. an die Bundesregierung blieben bisher ohne Reaktion bzw. führten zu einer Verbesserung des unhaltbaren Zustandes.
Jeder wartet darauf, dass ein Anderer entscheidet aber dafür muss erst einmal geklärt werden, wer für was zuständig ist.
Die Betreiber der Alten- und Pflegeheime schieben es auf die Pflegekassen, diese schieben es auf die Politik. Hier geht das Spiel weiter. Die örtlichen Behörden verweisen auf die Landesregierung, diese sehen sich nicht in der Verantwortung sondern schieben es weiter an die Bundesregierung. Doch wer wird vor den Wahlen eine Entscheidung treffen, die er dann nicht mehr mittragen will? Und so geht das Suchen nach einer Lösung weiter.
Aber siehe da, es wurde doch noch eine Lösung gefunden: zwar trägt diese Lösung nicht zu einer Verbesserung für die Bewohner in den Alten- und Pflegeheimen bei, sondern führt dazu, dass diese bereits an den Rand der Gesellschaft geschobene Generation noch weiter ausgenommen wird.
Menschen, die sich in Alten- und Pflegeheimen aufhalten bzw. untergebracht werden, benötigen für den Fall der Fälle sehr schnelle ärztliche Hilfe. Aus diesem Grund muss jeder Heimbewohner bei der Aufnahme neben seinen Ärztlichen Gutachten auch die Gesundheitskarte der für ihn zuständigen Krankenkasse abgeben. Somit kann gewährleistet werden, dass diese sofort verfügbar ist wenn sie benötigt wird.
Das war bis jetzt so. Nun wurde diese bisherige Handlungsweise in einen Kostenfaktor umgewandelt. Die Heimbewohner müssen ab sofort 4 Euro pro Quartal für die Gesundheitskarte bzw. deren Hinterlegung im Heim bezahlen. Die Karte ist Eigentum der Heimbewohner. Bei Aufbewahrung von Eigentum der Heimbewohner werden nun ab sofort 4 Euro fällig. Auf der Abrechnung erscheint nun der Zusatz: „Chipkarten Pauschale“ pro Quartal.
Das ist an Dreistigkeit und Frechheit nicht mehr zu übertreffen. Nun fragen sich alle Heimbewohner, wie ist es mit dem Fahrstuhl? Brauche ich da bald eine Monatskarte wenn ich in den Speiseraum will und dafür den Fahrstuhl benutze?
Wann wachen die Verantwortlichen endlich auf! Bei den Verantwortlichen meine ich die, die was zu entscheiden haben und wirklich durch Taten beweisen, dass sie diesem Personenkreis nicht aufgeben. Wir dürfen eines nicht vergessen: Wenn wir von einem reichen Deutschland sprechen, dann waren es gerade die, die heutigen „Kranken- und Pflegebedürftigen“, die diesen Reichtum mit geschaffen haben. Diesen Personenkreis an den Rand der Gesellschaft zu stellen, ist nicht nur menschenunwürdig sondern auch ein Armutszeugnis der Politik.
Wolfgang Moers
– Betreuer –
Hildburghausen
Foto: Pixabay
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