Danke schön St. Bernhard – durch euch ist unsere Welt nicht mehr schön!
Leserbrief. Wer hätte das gedacht? Auf der Seite des Kleinen Thüringer Waldes kämpfen seit April 2019 die Einwohner der Naturparkgemeinden Marisfeld, Schmeheim, Oberstadt, Grub, Tachbach, Eichenberg und die Ortsteilgemeinden von Schleusingen Gethles und Fischbach unermüdlich um den Erhalt des Waldes und ihrer Heimat und auf der anderen Seite unweit des Gleichberges bietet sich die Feldsteingemeinde St. Bernhard den Windkraftfirmen an, Land zu verpachten, Verpachtungsgewinne zu erzielen, mit Windkraftaktien zu spekulieren, Privat- und Gemeindevermögen finanziell gesund zu sanieren und gleichzeitig die gesamte Region zu ruinieren. In Oberstadt hat die Bürgerinitiative „Gegenwind im Kleinen Thüringer Wald“ den Spruch plakatiert: „Wenn Windkraft droht, ist unsere Region tot!“
Tür und Tor für die Bewahrheitung dieser Aussage wurde in St. Bernhard geöffnet – durch einen Bürgermeister und mehrere private Landverpächter des Ortes. Die nun für Geld unsere noch unverbaute Heimat opfern. Geld, das jeder Bürger mit seiner EEG-Umlage in seiner Stromrechnung abgenommen bekommt, um diesen Irrsinn der Energiewende zu subventionieren.
Die Windkraft-Unternehmen haben die Lizenz zum Geld drucken, vorausgesetzt die EEG-Umlage hat Bestand, die ja nun noch einmal erhöht werden soll. Danke schön St. Bernhard! Die Firma Vestas baut und freut sich. Zuerst waren 2 Windkraftanlagen genehmigt, gebaut werden 4 Windkraftanlagen und es folgen bestimmt mehr. Die Firma Vestas ist eine dänische Firma mit Sitz in Aahus. Sie ist der weltgrößte Hersteller von Windkraftanlagen in 36 Ländern. Sie besitzt einen Aktienwert von 205,7 Mill. Euro und ist mit 15 Milliarden Kapitalwert gelistet. Sie ist offizieller Sponsor von Mercedes und BayWa in Deutschland und hat Großaufträge in Norwegen und Finnland am Haken. In St. Bernhard geben sich jedoch Niederländer und Polen die Hand, sodass man sogar das Warnschild der Zufahrt auf Englisch und Polnisch übersetzte!
O ja, die Branche ist ja so gebeutelt, es werden kaum noch Windkraftanlagen errichtet: Das ist eine Katastrophe für die Arbeitsplätze in Deutschland!
Die Einwohner von St. Bernhard nehmen das alles scheinbar gelassen hin und dies lässt vermuten, dass viele sich beteiligt haben und nun daran verdienen. Eine Gegenwehr ist kaum zu spüren, nur vereinzelte Stimmen werden laut, doch des Dorffriedens Willen duldet und erträgt man. Genau das ist der große Plan der Zukunft: Die Akzeptanz von Windkraftanlagen zu erreichen, wenn Bürgerbeteiligungen vorliegen.
Aber was nützt alles Geld der Welt für Straßen, Kitas und Sonstiges, wenn die Lebensqualität dahin ist. Denn Ruhe ist der letzte Luxus der Menschheit, den man in St. Bernhard nur gar zu leichtfertig verspielt hat. Die Einwohner dort und die Menschen der umliegenden Orte werden das Schlagen der Rotorenblätter und dessen Dieselantriebe massiv hören und den Infraschall spüren, eventuell nicht mehr schlafen können, an Herz-Rhythmus- und massiven Konzentrationsstörungen leiden.
Aber alle anderen Orte werden es auf Dauer mit ansehen müssen. Das wirrende ungleichmäßige Drehen der Rotoren, die weit über den Gleichberg hinweg ragen. Von allen Richtungen sind diese Industriemonster sichtbar. Alle Aussichtspunkte büßen an enormer Attraktivität ein: Schneekopf, Dolmar, Windberg, Kalte Staude, Questenberg, Schneeberghütte, Gleichberg etc., aber auch kulturhistorische Orte, wie Kloster Veßra.
Unser Bemühen mit Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes „Kleiner Thüringer Wald“ und Umland, dieses einzigartige Paradies und eine alte Kulturlandschaft in ihrer Ursprünglichkeit zu bewahren, bekommt durch den Windpark St. Bernhard eine neue, noch nie da gewesene Dimension. Wir umschreiben unseren Antrag mit atemberaubenden Fernsichten und was sieht man noch: Windkraftanlagen, so groß wie der Fernsehturm in Berlin.
Im Gutachten zur Befürwortung des Vorhabens steht: Die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes entsteht durch das Einbringen landschaftsuntypischer anthropogener Vertikalstrukturen in eine Landschaft mit bislang wenig oder gar keiner Vorbelastung. Und genau das war unser lebenswertes Gebiet! Aber es gibt doch eine Sammelkompensationsfläche im Wert von über 7.000 Euro – eine Streuobstwiese in Römhild.
Damit ist alles wieder gut? Nicht´s ist je wieder gut! Unser Juwel ist nicht mehr kostbar! Auch Südthüringen ist nun beliebig und zeigt sich, wie alle anderen Bundesländer und Regionen! Es ist eine Schande, dass man unsere Chance, ein Insider-Tourismusgebiet zu sein und zu werden, so leichtfertig verspielt hat! Ein Gebiet der Ruhe, mit den vielfältigsten Landschafts- und Lebensräumen, in einer noch intakten „unverspargelten“ Umgebung.
Der ländliche Raum ist kein Industriegebiet und auch kein übergebliebenes Standortgebiet für Windkraftanlagen. Denn keine Kommunal- oder Landespolitik hat sich für die Entwicklung des ländlichen Raumes interessiert. Jegliche Infrastrukturen sind zerstört worden. Keine Einkaufsmöglichkeiten mehr, keine Landschulen, keine Gaststätten, keine Landärzte, keine Dienstleister, wie Bäcker und Fleischer.
Aber für den Lebenswandel der Städter sind wir gut genug, um dessen Energiehunger zu stillen, um dann das Einzige, was wir auf dem Lande noch besitzen, zu verlieren. Unsere intakte Natur und die Ruhe – unsere Heimat! Danke St. Bernhard, dass Ihr eure und auch unsere Heimat missachtet, verkauft, verratet, verschandelt und der Profitgier vorgezogen habt, dachtet etwas Gutes für das Klima zu tun, etwas retten zu können und uns alle betrogen habt.
Durch die maßlose Gier nach bunt gedrucktem Papier zieht ihr den Zorn der Einwohner der Mitgliedsgemeinden auf euch, die Ihr um ihr klein bisschen Idylle in dieser so übermächtigen globalen Welt betrogen habt. Nur um Teil zu haben an den Fonds und der Handymanie und letztendlich schon vor einigen Jahren den großen Lügen unserer Eliten ins Netz gegangen seid. Ihr wurdet sicherlich umfangreich entschädigt, aber wer entschädigt uns? Uns, die egal wie man sich nun in unserem Gebiet bewegt, immer wieder den störenden Anblick der Industriegiganten ertragen müssen. Ihr hättet so groß sein können in dem kleinen St. Bernhard. Hättet ihr doch nur genauer gelesen und aufgeklärt! Wo man doch um den großen St. Bernhard auch wegen Windkraft kämpft. Danke schön St. Bernhard!
Wir auf der anderen Seite werden auf jeden Fall weiter Gegenwind erzeugen und sagen „Nein zur Windkraft im Kleinen Thüringer Wald“. Wir werden die Ausweisung zum Landschaftsschutzgebiet mit bisher 2.900 Unterstützern weiter vorantreiben und offiziell im Landtag Erfurt übergeben. Wir sind hier im Mittelgebirge eine absolute Schwachwindregion und hier gehören keine Industrieanlagen gebaut, die sich nicht einmal auf hoher See rentieren!
Familie Silvio Schüler
Oberstadt
Foto: Pixabay
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