Das ewige Jammern: Wer ist nun Schuld am Sterben der Hildburghäuser Innenstadt?
Leserbrief. Ich kann es nicht mehr hören oder lesen. Fast jeden Tag ein anderer Bericht in der Presse ob vom Werbering oder Leserbriefe von Händlern der Innenstadt in denen der Umbau vom Kaufland kritisiert wird. Als ob Kaufland Schuld wäre am Sterben der Innenstadt.
Ich gehöre keiner Partei an, habe mich noch nie in solchen Diskussionen eingemischt, aber die ständigen negativen Äußerungen über Kaufland regen mich persönlich maßlos auf. Ich arbeite schon seit 1994, damals KOMM, jetzt Kaufland in dem Unternehmen und verfolge dieses Theater schon jahrelang. Ich habe gerade einen Zeitungsausschnitt vor mir liegen vom 22. November 2016 in dem steht wortwörtlich: „Nachdem das Sanierungsvorhaben im vergangenen Jahr bereits heiß diskutiert und schließlich in den Ausschüssen und im Stadtrat abgelehnt worden war, hatten intensive Gespräche nun zu einer Lösung geführt…“ Es wurde eine sogenannte ,,Hildburghäuser“-Liste aufgestellt in der vorgeschrieben wurde, welches Warensortiment sich auf keinen Fall in der Vorkassenzone im Kaufland wiederfinden dürfe. Die Obergrenze der Verkaufsfläche wurde bestimmt und bei Nichteinhaltung eine Vertragsstrafe in Höhe von einer Millionen Euro festgelegt, die an die Stadt zu zahlen sei. Was soll das alles?
Vor ein paar Tagen äußerte sich der Werberingvorsitzende Herr Kirner in einer Pressemitteilung. Ich zitiere ein paar Sätze aus dem Zeitungsartikel: „Es gab auch einen Bürgermeister Obst, der keine Anstalten machte, der örtlichen Unternehmerschaft zur Seite zu stehen. Der die Einwände des Werberinges mit Verachtung strafte und den Ausbau des Kauflandes durchdrückte, als hätten wir immer noch zu wenig Supermarktflächen in der Stadt“. Ich kann nur von mir sprechen und bin sehr froh das Bürgermeister Herr Obst den Umbau durchdrückte. Herr Obst hatte verstanden dass es nicht nur, nach ungefähr 25 Jahren, um einen längst fälligen Umbau geht, sondern auch ca. 100 Arbeitsplätze aller Unternehmen im Center auf dem Spiel standen. Herr Kirner denkt darüber wahrscheinlich anders, wie man aus der Pressemitteilung erfahren konnte. Warum steht Kaufland ständig in der Kritik? Ein Sündenbock muss her.
Seit 1994 gibt es das Einkaufscenter schon, eines der ersten Einkaufsmärkte in Hildburghausen. Weitere Supermärkte wurden nach Kaufland noch genehmigt und gebaut. Manche gibt es in doppelter Ausführung. Damals stand in der Zeitung: „Konkurrenz belebt das Geschäft“. Immer mehr und immer mehr. Viele Supermärkte wurden in der Zeit schon wieder Umgebaut und renoviert. Darüber keine Äußerungen vom Werbering oder Stadtrat wegen zu vieler Supermarktflächen.
Dazu brauch ich kein Gutachten um zu sehen das da was schief läuft. Das ganze Spiel wird auf dem Rücken aller Angestellten und Händler ausgetragen. Eigentlich hatten, so dachte ich, Stadträte, der Werbering und alle die noch was zu sagen haben, genug Zeit gehabt um den Marktplatz mit Einzelhandel zu beleben.
Ein Mann schrieb vor Wochen in einem Leserbrief über den Rückgang der Kaufkraft rund um den Marktplatz, dass es los ging mit dem Bau des Landratsamtes in der Wiesenstraße. Somit ging natürlich auch die Kaufkraft vieler Angestellten rund um den Markt verloren. Ein paar Meter weiter, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände entstanden neue Einkaufsmöglichkeiten. Wahrscheinlich konnte der Bau des neuen Schlosscenters auch nicht viel zur Wiederbelebung des Marktes beitragen.
Wie am 25. Januar 2020 der Vorsitzende des Werberings, Herr Kirner im Beitrag: „Eine Leistungsbilanz“ schrieb, schlossen in den letzten Jahren zum Beispiel die Geschäfte Bäckerei Kaiser, Obstladen Eichhorn, Schuh Knopf, Ihr Platz, Buntes Lädchen, Schule- Buch-Büro, Nr. 5 Bastelbedarf, Geschenkegalerie, Stadtcafé, Modegeschäft und Esprit-Laden. Zufällig handeln die Händler im Schlosscenter mit den gleichen bzw. ähnlichen Artikeln. Aber es gibt noch so einige Gewerbetreibende auf und rund um den Markt, die ganz tapfer die Stellung halten und für die sich auch immer ein Einkaufsbummel lohnt.
Ich verstehe die Gewerbetreibenden voll, aber daran ist Kaufland auf keinen Fall Schuld. Die längst fälligen Sanierungen haben im Januar 2020 erst begonnen und nach Angaben von Herrn Kirner haben in den letzten 5 Jahren über 20 Geschäfte rund um den Markt schon schließen müssen. Ich sehe hier keinerlei Verbindungen zu Kaufland.
Konnte man die Geschäfte vom Schlosscenter nicht mit auf und um den Markt integrieren? Konnte man nicht das alte Kaufhaus mit noch mehr Geschäften wiederbeleben? Konnte man nicht die lehrstehenden Geschäftsräume, die es ja genug gibt, für Händler größer und attraktiver gestalten, so das vielleicht auch größere Geschäfte am Markt sich hätten ansiedeln können? Waren oder sind vielleicht die Mieten zu hoch? Konnte man nicht die Schloßparkpassage wieder mit einbeziehen? Auch hier sind einige Geschäftsräume leer.
Warum letztendlich das ein oder andere Geschäft schließen musste, weiß ich natürlich nicht. Das waren einige Anmerkungen und Anregungen und vor allem meine persönliche Meinung.
Petra Schneider
Hildburghausen
Foto: Alexandru Tugui
(Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Um die Meinung der Leser nicht zu verfälschen, werden Leserbriefe nicht zensiert, gekürzt und korrigiert. Mit der Einsendung geben Sie uns automatisch die Erlaubnis, Ihren Leserbrief in unserem Medium abzudrucken und online auf unserer Internetseite zu veröffentlichen.)