Der Ochse als Kulturgut
Streufdorf. Ich, als einer der letzten Ochsenbauer des Kreises Hibu möchte heute einmal eine Lanze für die Ochsen brechen.
Landläufig bezeichnet man einen Menschen, den man für dumm hält oder einen betrogenen Ehemann als Ochse. Es ist aber auch weitgehenst bekannt, dass es sich bei einem richtigen Ochsen um ein kastriertes männliches Rind handelt. Diese Spezi verdienen höchsten Respekt.
Wenn man alte Gebäude, wie Schlösser Kirchen oder Burgen sieht, fragt man sich oft Wie konnten zur damaligen Zeit solche Bauwerke entstehen? Es gab weder Kräne noch Aufzüge geschweige Hubschrauber, die die Lasten emporzogen. Bei näherem Hinsehen dieser Bauobjekte kann man in den einzelnen Steinen kleine Löcher entdecken und hier liegt das Geheimnis. In diesen Löchern fassten Zangen, die mit Hilfe von Seile die Steine nach oben zogen. Diese Seile, die über Rollen liefen, wurden unten von Ochsen gezogen. Ohne diese wäre kein einziges dieser Bauwerke entstanden.
Schon in den Steinbrüchen wurden die herausgebrochenen Steinquader auf Schlitten von Ochsen herausgezogen, und später auf schweren Wagen zur Baustelle oder einem schiffbaren Fluss transportiert.
Wie bekannt ist, waren die ersten Geschirre Schulter-Joche, die den Ochsen auf die Schulter aufgesetzt wurden. Hiervon gab es Ein- und Zweispänner, wie sie heute noch in vielen Museen zu sehen sind. Später, und dass hielt sich über Jahrhunderte, wurden Stirnblätter verwendet, damit konnten die Tiere die größte Kraft ausüben. Allerdings waren sie mit dieser Anspannmethode in ihrer Bewegung sehr eingeschränkt. Deshalb entwickelte man, wie auch für die Kühe, ein Brustgeschirr, das unten zu öffnen war. Jetzt konnten sie mit erhobenem Kopf ihre Arbeit verrichten.
Pferde, die temperamentvoller waren, wurden für schnelle Kutschfahrten und zum Reiten sowie auch in der Landwirtschaft eingesetzt. In Kriegszeiten wurden diese zum Militär eingezogen, und hier waren dann auch wieder die Ochsen der Ersatz. Mit der Motorisierung wurden die Ochsen immer weniger gebraucht. Nur in der Landwirtschaft konnten sie sich teilweise noch behaupten, weil sie in der Anschaffung günstig, in der Haltung genügsam und gelehrig waren. Letztlich brachten sie beim Verkauf noch einen guten Erlös.
Das Ochsenfleisch ist von besonderer Qualität. In der heutigen Zeit werden extra Ochsen für besondere Anlässe gemästet. Beim Oktoberfest 2018 in München wurden 125 dieser Tiere am Spieß gebraten.
In grauer Vorzeit wurden mit dem Blut der Ochsen Gebäude bemalt und seit jeher wird ihre Haut zu hochwertigem Leder verarbeitet.
Mit der Bildung der LPG endete die Ära der Arbeitsochsen in der Landwirtschaft auf dem Gebiet der DDR.
Lothar Götz
Streufdorf
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