Die Suche nach dem Sinn
Leserbrief. Rasant, wie ein Virus, verbreiten sich Nachrichten, entwickeln sich Glaubensmuster, steigen Ängste auf und manifestieren sich zu vermeintlichen „Wahrheiten“. Nun sind wir gezwungen, zu entschleunigen – doch wer kann zur Ruhe kommen? Die Menschen, die zu Hause bleiben müssen und heute schon an das DANACH denken, wenn die gestundete Miete fällig wird, aber ihr Job nicht mehr da ist? Die Menschen, die unser öffentliches Leben aufrecht erhalten und versuchen, über Jahrzehnte geschaffene Werte (ideell und materiell) zu bewahren? Die Menschen, die sich für andere aufopfern (müssen), damit wir alle in einer „geglaubten“ Sicherheit weiter existieren können?
In jeder Krise stecken Chancen – ja, wir loben die Mainstream-Solidarität, sei es gemeinsames Singen, Beten, Einkaufen für Gefährdete usw. Alles richtig und wichtig! Aber eben alles auch schon wieder einem gewissen „Herdentrieb“ folgend. Mein Handy quillt über mit Aufforderungen, mich diesem oder jenem anzuschließen. Und ich bin nicht davor bewahrt, es einfach zu löschen und nach innen zu lauschen.
Und weil ich ein Teil der großen Gemeinschaft bin, (be)achte ich die Hinweise und Regeln, nach denen wir nun mehr oder weniger leben.
Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, alleine spazieren zu gehen. Ja, allem entfliehen, den Kopf frei kriegen, nicht fortwährend über irgend etwas nachdenken…. Oder, wie Goethe bereits 1813 schrieb: „Ich ging im Walde so für mich hin, um NICHTS zu suchen, das war mein Sinn.“
Guter Plan!
Allerdings packe ich (meistens) eine kleine Tüte ein, weil es mich einfach stört, dass Leute achtlos Dinge wegwerfen, die sie doch auch dorthin mitgenommen haben, wo sie sie fallen lassen. (Okay – im Preis war scheinbar nur ein „One-way ticket“ enthalten!)
Und schon sind meine Gedanken nicht mehr bei Corona und deren ganzen „Auswüchsen“, sondern beim letzten großen Aufschrei unserer Gesellschaft. Noch vor kurzer Zeit wollte Greta nicht mehr zur Schule gehen, weil sie uns vor Augen hielt, dass wir uns besinnen sollen – Nun DARF sie es nicht mehr, weil auch sie ein Virus ausbremst und ihre Aufgabe übernommen hat.
Zurück zum Waldspaziergang: Die Stille und Schönheit der Natur, gepaart mit dem Müll, der überall sichtbar ist (wenn man sich nicht scheut, darauf zu achten), ergeben einen erstaunlichen Mix.
Das macht was mit mir! Es bringt mich dazu, meine Sinne zu schärfen:
Ich genieße dieses wunderbare Geschenk, mich frei und in frischer Luft bewegen zu können, zwischen leuchtendem Grün und erwachendem Leben liegt das, was keiner mehr will.
Schon beim Aufheben überlege ich, was bewegt diesen Menschen, dass ihm das so leicht (aus der Hand) fällt. Es scheint mir nicht viel Sinnhaftigkeit dahinter zu stehen. Und da ich den Weg noch ein Weilchen gehe, denke ich an das, was mir leicht- und schwerfällt. Wo liegt das Maß im Umgang mit dem, was MIR (nicht den Krisen, den Viren, den Politikern, Aktivisten usw.) wichtig ist.
Meine Antwort habe ich gefunden: „Hör auf dein Herz (lass dich im Außen nicht ablenken) und folge ihm vertrauensvoll mit deinem Verstand.“
Heike Sittig
Haina
Foto: Pixabay
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