Die Würde des Menschen ist unantastbar?
Leserbrief. Die jüngsten Vorgänge in Thüringen veranlassen mich zu dieser Wortmeldung. Dabei geht es mir nicht so sehr um das unsägliche Schmierentheater in Erfurt, sondern um die Stellungnahmen von Abgeordneten und Lokalpolitikern aus unserer Region, die den Boden dafür bereitet haben.
Besonders geärgert habe ich mich dabei über den ehemaligen Bürgermeister von Schleusingen, Herrn Klaus Brodführer. Ich habe bis vor einigen Jahren Herrn Brodführer als Kommunalpolitiker geschätzt, der sich auch gegen den gerade geläufigen Meinungstrend durchgesetzt hat, wenn er das für richtig hielt und damit seine Stadt gut geleitet hat. Seit 4-5 Jahren habe ich jedoch den Eindruck, dass er immer selbstherrlicher agiert, was besonders in seinem Verhalten mit den umliegenden Orten bei der Vorbereitung der Eingemeindung zum Ausdruck kam.
Aber dem Faß den Boden ausgeschlagen haben bei mir seine Empfehlungen zur Regierungsbildung in Erfurt vor ca. 3 Wochen in der Presse. Dort ziehen Sie über die „Roten“ in Erfurt her und meinen damit Herrn Ramelow und seine Regierung, mit denen darf es auf keinen Fall eine Zusammenarbeit geben. Aber Ihnen war bei der Zusammensetzung des Landtages doch klar, dass ein CDU-Kandidat nur eine Chance mit den Stimmen der AfD hätte.
Herr Brodführer, wollen Sie allen Ernstes mit dem Faschisten Höcke paktieren, dann haben Sie aus der Geschichte aber gar nichts gelernt. So fing das Unheil nämlich vor 90 Jahren an, dem Pakt der Deutsch-Nationalen mit Hitler. Und was Ihre Auslassungen über die „Roten“ angehen, so haben Sie Ihre Vergangenheit in der DDR wohl ganz vergessen? Sie waren doch Mitglied der Ost-CDU, dem Vorreiter der Blockflöten von SED-Gnaden und haben brav die widerlichen Ergebenheitsbekundungen gegenüber der SED mitgetragen. Dabei wäre es einfach gewesen, diesen Mummenschanz nicht mitzumachen, nur einmal NEIN sagen, aber dazu waren Sie zu feige (oder zu sehr auf Karriere bedacht?). Also spielen Sie sich nicht als der Musterdemokrat auf!
Ich war kein Freund des DDR-Regimes und hatte mit der damaligen SED nichts gemein, aber heute einen untadeligen Mann wie Bodo Ramelow so zu verleumden, finde ich widerlich!
Überhaupt muss die CDU in Thüringen ganz klar eine eindeutige Abgrenzung zur AfD ziehen, sonst gerät sie noch mehr in den Abwärtsstrudel. Mit den jetzigen Abgeordneten bzw. Funktionären aus Südthüringen wird das kaum gelingen, ich denke da nur an Christian Hirte oder den langjährigen SED-Genossen Henry Worm. Die mussten auch gleich Glückwünsche zur Abwahl der Roten in Erfurt loswerden. Oder die „WerteUnion“. Welche Werte, wieder mal völkisch? Schlimm genug!
Von gewählten Abgeordneten erwarte ich etwas anderes: Prinzipientreue, Charakter, Anstand und Achtung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ gilt auch für den Umgang mit dem politischen Gegner. Dieser Teil der CDU sollte die klaren Stellungnahmen des bayrischen Ministerpräsidenten und des Ministerpräsidenten von Sachsen in den vorigen Wochen endlich beherzigen: „Mit der AfD dürfen keinerlei Bündnisse eingegangen werden. Diese Partei ist zutiefst undemokratisch, diese Leute wollen nichts Gutes für unser Land, nur zerstören.“ Dem ist nichts hinzuzufügen!
Zu Christian Hirte: Er ist nicht als Staatssekretär gewählt, sondern von der Bundeskanzlerin berufen worden und hat sich an deren Vorgaben zu halten. Wer mehrfach dagegen verstößt, der wird entlassen. Das ist in jedem normalen Betrieb so! Doch der absolute Wahnsinn in der CDU Thüringen geht in dieser Woche weiter, gut das es hier auch vernünftige Leute gibt, siehe Lieberknecht, Althaus und ganz vorn Angela Merkel!
Zum Schluss noch eine Mahnung: Meine Eltern und Großeltern dachten 1933: „So schlimm wird es nicht kommen“. Es kam viel schlimmer! Aber hätten 1933 Millionen Deutsche nicht Hitler und seine Verbrecherbande gewählt, wäre der Menschheit so unendlich viel Leid erspart geblieben. Meine Familie und Millionen andere haben dafür bitter gebüßt.
Sind wir heute wieder soweit? Schaut auf Hanau, die Saat von Höcke & Co. ist längst aufgegangen!
W. Bindzettel
Lengfeld
Foto: Pixabay
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