Dorferneuerung in Wallrabs: Gegendarstellung von Bürgermeister Kummer, Ralf Bumann kontert
Hildburghausen/Wallrabs. Mit großer Verwunderung haben Bürgermeister Tilo Kummer und die zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung den Artikel in der Tagespresse (Mittwoch, 18. November 2020, Seite 9) „Bemühungen der Vereine werden mit Füßen getreten“ von Stadtrat Bumann zur Kenntnis genommen.
Diesbezüglich wäre es wünschenswert gewesen, das Gespräch mit der Verwaltung bzw. dem Bürgermeister zu suchen, um auf anstehende Probleme aufmerksam zu machen und darauf reagieren zu können. So wird z.B. in der Marienstraße nach Hinweisen von Anwohnern bezüglich des grellen Lichts der neuen Straßenlampen die Installation einer Verschattung zu den Wohnhäusern hin geprüft.
Zu einigen Aussagen dieses Artikels möchte die Stadt jedoch Stellung nehmen.
Bisher war es nicht allen Orts- und Stadtteilen vergönnt, in den Genuss der Dorferneuerung zu gelangen und damit auch für private Sanierungsmaßnahmen Förderungen in Anspruch nehmen zu können. Erst mit dem Gemeindlichen Entwicklungskonzept im nächsten Jahr besteht diese Möglichkeit für alle Stadt- und Ortsteile Hildburghausens.
Der Stadtteil Wallrabs befand sich daher schon in einer vorteilhaften Situation. Im Zusammenhang der Dorferneuerung wurde in Wallrabs einiges investiert. Zu erwähnen sind dabei u.a. folgende Maßnahmen und finanzielle Zuwendungen:
• Wied (historischer Dorfweiher) 84.900 Euro,
• Backhaus mit Umfeld 49.200 Euro,
• Zuschuss für den AWO Regionalverband Süd-West-Thüringen für die „Alte Schule“ i.H. v. 90.000 Euro.
Manche Ortsteile der Stadt können von solchen Einrichtungen und solcher Unterstützung bisher leider nur träumen!
Die von Herrn Bumann angesprochene Planung betrifft die Dorferneuerungsplanung aus dem Jahr 2011. Diese konnte aus finanziellen Gründen bis heute nicht abschließend umgesetzt werden. Eine rechtskräftige Satzung mit Vorgaben für die Gestaltung von Privatmaßnahmen gibt es bis dato nicht.
Die dörflich geprägten Stadt- und Ortsteile wurden jedoch jüngst erst als Förderschwerpunkt in der Dorferneuerung für den Förderzeitraum 2021 bis 2025 aufgenommen. In diesem Zeitraum ist die Umsetzung von zahlreichen Maßnahmen in allen Stadt- und Ortsteilen geplant, so auch die Sanierung von einigen Straßen und Gehwegen in Wallrabs. Diese Maßnahmen sind durch den Gemeindeentwicklungsbeirat hoch priorisiert worden. In diesem Zusammenhang soll auch die Installation von Straßenleuchten mit Dorfcharakter erfolgen. Eine nachhaltige Ausführung der Straßenbeleuchtung mit einer durchgängig gleichmäßigen Ausleuchtung der Straßen und Gehwege erfordert jedoch eine entsprechende Vorplanung, die im Zusammenhang mit der gesamten Baumaßnahme erfolgen muss. Erst dann können die Straßenleuchten mit entsprechender Leistung und charakteristischer Gestaltung ausgewählt und durchgängig aufgestellt werden. Die aktuell installierte Übergangsbeleuchtung wird dann für die Wiederverwendung, z.B. im Gewerbegebiet, vorgehalten.
Hinsichtlich der von Herrn Bumann angesprochenen Ausstattung des Dorfmittelpunktes mit den „hässlichsten, grellen, weißleuchtenden und billigsten LED Strahlern“, die übrigens analog auch in der Häselriether Straße, der Marienstraße, in den Ortsteilen Ebenhards, Gerhardtsgereuth bzw. in der Dr.-Th.-Neubauer Straße installiert wurden, wird folgendes mitgeteilt:
Die derzeit installierte Beleuchtung war erforderlich, weil die Stadtverwaltung im Oktober diesen Jahres seitens der TEAG eine Information zum Abbau der bisher noch vorhandenen Freileitung samt Betonmasten im Dorfkern Wallrabs erhielt. Da dadurch auch die an den Betonmasten befestigten Straßenlampen wegfielen, ist festgelegt worden, fünf kostengünstige, unauffällige, technisch-funktionelle Leuchten aufzustellen, die sofort zu beschaffen waren.
Die Stadt ist als Straßenbaulastträger für die Verkehrssicherung verantwortlich und musste daher schnell handeln, großen Handlungsspielraum hat es dabei nicht gegeben.
Stadtverwaltung Hildburghausen
Ralf Bumann kontert
In Bezug auf die Antwort des Bürgermeisters zur Problematik der LED-Beleuchtung in Wallrabs sehe ich eine Richtigstellung als erforderlich an.
Erstens: Ich habe die Meinung zur unpassenden Beleuchtung an der Wied in Wallrabs bewusst nicht als Stadtrat, sondern als Vorstandsmitglied im Heimatverein Wallrabs geäußert (siehe Artikel: „Dorferneuerung in Wallrabs sorgt für Enttäuschung“ in der Südthüringer Rundschau). Und dies nach Abstimmung mit dem Vorsitzenden und seinem Stellvertreter.
Zweitens, und das ärgert mich besonders, habe ich sehr wohl das Gespräch mit der Stadtverwaltung gesucht. Der Bürgermeister behauptet in seiner Stellungnahme das Gegenteil. So habe ich bereits an dem Tag, noch bevor die letzte Lampe aufgestellt wurde, Herrn Kelm angerufen. Er teilte mir mit, dass er am selben Tag vor Ort noch eine Besprechung mit dem Chef der ausführenden Firma hat und dies dort ansprechen will, insbesondere in Bezug auf die Lampe an der Wied.
Drittens: Ich hatte zudem den Bauausschussvorsitzenden Patrick Hammerschmidt informiert. Er sprach das Problem dann in der Bauausschusssitzung am 10. November 2020 an. Erst die unbefriedigende Antwort vom Bürgermeister und von den Vertretern der Stadtverwaltung auf der Sitzung veranlasste den Heimatverein, das Thema öffentlich zu machen. Die aktuelle Stellungnahme vom Bürgermeister ist eine andere, als die damals zur Sitzung geäußerte.
Viertens: Bereits vor ca. sieben Jahren hat die TEAG die Vorbereitungen in diesem Bereich von Wallrabs getroffen, um die Freiluftverkabelung abzubauen. Die anliegenden Häuser bekamen Erdkabelanschlüsse, und für die Straßenbeleuchtung wurden Fundamente gesetzt und auch die Verkabelung vorgenommen. Zudem wurde auf fast jeder Einwohnerversammlung hierzu nachgefragt. Es kann also nicht überraschend gewesen sein, dass jetzt die Umsetzung erfolgte. Ich wusste seit mindestens einem Jahr davon.
Fünftens: Wallrabs war in der Dorferneuerung. In Vorbereitung hierzu gab es einen Dorferneuerungsbeirat. Ich war Mitglied in diesem Beirat, wie viele andere Vorstandsmitglieder des Heimatvereins auch. Wir haben dort auch über die Beleuchtung gesprochen. Später wurde für Wallrabs die Dorfentwicklungssatzung beraten und im Stadtrat beschlossen. Jetzt reden wir über das gemeindliche Entwicklungskonzept. Es ist also alles seit Jahren bekannt und wird immer aktuell gehalten. Das zumindest von den Akteuren von Wallrabs.
Dass die jetzt installierten LED-Strahler nach Aussage des Bürgermeisters nur übergangsweise aufgestellt wurden, beruhigt etwas. Ich hoffe, dass bei der Auswahl der endgültigen Lampen vorher eine Abstimmung mindestens mit dem Ortssprecher Herrn Roterberg erfolgt.
Da Wallrabs kein Ortsteil der Stadt Hildburghausen ist, gibt es auch keinen Ortsteilbürgermeister und auch keinen Ortschaftsrat. Als Stadtteil hat Wallrabs dieses Privileg leider nicht. Dennoch sollte bei wichtigen Entscheidungen Rücksprache mit den Akteuren vor Ort erfolgen. Und dazu zählt nun einmal der vom Stadtrat gewählte Ortssprecher.
Ralf Bumann
Titelbild: Der separat errichtete Verteilerkasten neben der Schwengelpumpe. Foto:Heimatverein Wallrabs