Dorferneuerung in Wallrabs sorgt für Enttäuschung
Hildburghausen/Wallrabs. Viele Wallrabser sind maßlos enttäuscht. Seit Jahren bemühen wir uns um die Dorferneuerung. Mit viel Geld wurden der Glockenbrunnen, das Backhaus und die Wied saniert. Die Sanierung unseres Vereinshauses hat die Arbeiterwohlfahrt in die Hand genommen, weil die Stadt Hildburghausen sich finanziell nicht dazu in der Lage sah. Die Nutzung soll in diesem Jahr noch möglich werden, soweit uns Auflagen zum Gesundheitsschutz nicht daran hindern. Auch die Außenanlagen sollen mit gestaltet werden. Doch hier mussten wir feststellen, dass offensichtlich der Stadtverwaltung inzwischen egal ist, was einmal vereinbart wurde.
Es gab einen Dorferneuerungsbeirat. Hier wurden Ideen eingebracht, beraten und Empfehlungen ausgesprochen. Die erarbeitete und vorgelegte Dorfsanierungssatzung war Grundlage für die Beantragung von finanziellen Förderungen für Privatpersonen, Vereinen und städtischen Projekten.
Auf den Bürgerversammlungen der letzten Jahre wurde auch die Straßenbeleuchtung immer angesprochen. Bei der Umsetzung scheint hingegen die kommunale Seite inzwischen eine andere Sicht zu haben. Hat Wallrabs jetzt eine geringere Wertschätzung als andere Stadt- und Ortsteile erlangt?
Zur Erinnerung: Im Dorfzentrum wurden zuerst der Glockenbrunnen, später das Backhaus und dann die Wied in Verantwortung der Stadt Hildburghausen saniert.
Bei der Wied traten die ersten noch heute sichtbaren Probleme auf. Gegenüber der Telekom konnte man sich nicht durchsetzen. Wo einst eine Telefonzelle stand, wurden Verteilerkästen platziert. Und das unmittelbar an der Einfassung des Beckens der Wied und vor dem Backhaus. Mit der Verlegung von Glasfaserkabel kam ein 3. Kasten dazu. Der Energieversorger entfernte einen Betonmast neben der Wied. Dafür wurde separat ein Verteilerkasten errichtet. Der steht neben der Schwengelpumpe. Die einst am Mast angebrachte Straßenlampe wurde ersetzt. Dem Dorfbild entsprechend stellte die Stadt Hildburghausen eine gusseiserne Laterne zur Verfügung, die ursprünglich im Stadtgebiet stand und mit der Sanierung der unteren Marktstraße nicht mehr benötigt wurde. Dort wurden moderne Lampen installiert, die dennoch zum Gesamtbild passen.
In Wallrabs geht inzwischen die Stadtverwaltung Hildburghausen andere Wege. Es scheint dort offensichtlich Einigen egal zu sein, was den Gesamtcharakter eines Dorfes prägt. Man schreckt nicht einmal davor zurück, den Dorfmittelpunkt, der durch den Glockenbrunnen, die alte Schule, das Backhaus und die Wied geprägt wird, mit den hässlichsten, grellen, weiß leuchtenden und billigsten LED-Strahlern auszustatten. Selbst die Parkplatzbeleuchtung vor dem Landratsamt sieht besser aus.
Auch bei der Dorferneuerung von Häselrieth wurden geschmackvollere Lampen ausgewählt. Warum geht das in Wallrabs nicht? Und dass einem Hauseigentümer vor seinem Grundstück nun neben einem alten dicken Betonmast noch ein Stahlmast mit LED-Lampe gesetzt wurde, passt zu diesem Bild. Hier fehlt jegliches Fingerspitzengefühl. Eine Abstimmung unter den Fachämtern in der Verwaltung scheint es wohl nicht zu geben? Sonst wäre wohl zumindest die alte Laterne an der Wied stehen geblieben und mit energiesparender LED-Beleuchtung versehen worden. Nach einer ersten Intervention soll als Entschädigung die alte gusseiserne Laterne, umgerüstet auf LED, zur Verfügung gestellt werden. Diese kann dann irgendwo im Gelände der alten Schule von den Vereinen aufgestellt werden. Mehr nicht!
Den Hausbesitzern schreibt man vor, wie Fenster, Türen, Dach, Fassade, Fundamentsockel und Zaun im Sanierungsgebiet auszusehen haben. Bei der Beleuchtung hingegen, die Sache der Stadt ist, spielt das Erscheinungsbild wohl keine Rolle? Da passt doch was nicht zusammen. Die Bemühungen der Vereine in Wallrabs, bei allen Entscheidungen dem dörflichen Charakter gerecht zu werden, werden hier mit Füßen getreten.
Die Sanierung des Vereinsgebäudes wird ca. 800.000 Euro kosten. Etwa 60 Prozent werden davon vom Land Thüringen gefördert. 90 Tausend Euro steuert die Stadt bei. Den Rest trägt der Regionalverband der Arbeiterwohlfahrt.
Der Abriss und Neubau eines schlichten und funktionalen Gebäudes wäre wesentlich billiger gekommen.
Dennoch haben die Akteure in Wallrabs die Hoffnung nicht aufgegeben und appellieren an die Zuständigen in der Stadtverwaltung, bei der Straßenbeleuchtung die Fehlentscheidung zu korrigieren.
Ralf Bumann
Vorstandsmitglied im Heimatverein Wallrabs
Titelbild: Der separat errichtete Verteilerkasten neben der Schwengelpumpe. Foto: Heimatverein Wallrabs