Corona, Corona – dazu ein gewinnorientiertes Gesundheitswesen!
Leserbrief. Zu Beginn möchte ich bemerken, dass ich mir das Recht herausgenommen habe, abseits von Covid-19 eine andere Krankheit zu bekommen – nämlich Probleme mit der Lendenwirbelsäule. Vorweg: bereits seit etwas über einem Jahr gibt es in den Medien eine Dauerbeschallung zu Covid-19 und zwar rund um die Uhr. Covid-19 betrifft 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung in diesem Lande. Krankheiten, wie Rücken-, Gelenkschmerzen, Muske,- und Skelettschmerzen allgemein sind mittlerweile leider eine Volkskrankheit. Das sind bei den Männern 24,1 Prozent aller fünf wichtigsten Krankheiten überhaupt (Quelle: DAK Gesundheitsreport). Die Unverhältnismäßigkeit der Covid-19-Maßnahmen ist in Anbetracht des oben genannten Prozentsatzes, basierend auf RKI-eigenen Zahlen, daher offensichtlich.
Das hat Gründe, hierzu möchte ich den Ausführungen von Ralf Eisenblätter und anderen in dieser Richtung in der Vergangenheit voll und ganz zustimmen. Deshalb gehe ich hier auch aus Platzgründen nicht näher darauf ein.
Nun zu mir: Seit August 2020 habe ich Rückenschmerzen, welche sich in letzter Zeit deutlich verschlimmerten. Ich hatte einen MRT-Termin, bei dem sich herausstellte, dass eben die Lendenwirbelsäule die Ursache dafür ist. Da ein weiterer MRT-Termin ausfiel, fuhr ich gleich in die Orthopädie in das MVZ Schleusingen, um den Auswertungstermin zu verlegen und mir eine Spritze gegen meine Schmerzen geben zu lassen. Was ich dann dort erlebte, ist das Spiegelbild unseres Gesundheitswesens.
An dieser Stelle möchte ich vorweg erwähnen, dass ich nichts dagegen habe, wenn medizinisches Personal auch einmal erkrankt, Urlaub machen will oder wenn technische Einrichtungen defekt sind (darum geht es mir auch nicht), jedoch der Umgang mit den Patienten, der sollte dann doch entsprechend dem Umstand angepasst werden, dass der medizinische Beruf nicht nur ein Beruf, sondern auch Berufung sein sollte.
So betrat ich am 5. März 2021 das MVZ in Schleusingen und musste im Flur verweilen, denn das Betreten des großen Warteraumes wurde bedingt wegen Covid-19-Maßnahmen untersagt. Maskenpflicht, Abstand halten, das ganze Programm, wie gewohnt. Darauf weisen entsprechende Schilder hin. Mit meinen Rückenschmerzen stand ich über 20 Minuten im Flur und musste warten, da die Schwester am Empfang nicht vor Ort war. Auch dies ist kein Vorwurf, da sie sicherlich auch andere Aufgaben zu erledigen hat. Jedoch, warum ist der Warteraum nicht zugänglich für die Patienten? Er ist groß genug (ehemals Anmeldung im Krankenhaus), sodass die Patienten sich im Abstand dort auch setzen könnten. Dies auch vor dem Hintergrund, dass es eine orthopädische Praxis ist und sich sicherlich auch ältere oder andere Menschen mit entsprechenden Leiden über einen Sitzplatz freuen würden.
Auch vor dem Hintergrund erwähne ich dies, da sich inzwischen außer mir noch sieben weitere Personen im Flur eingefunden haben, welche aus Platzgründen wie in einer Traube beieinander standen. Damit nicht genug. Als ich dann nach über 20 Minuten endlich aufgerufen wurde, hatte ich die Gelegenheit, der Schwester zu erklären, dass ich meinen Termin verlegen muss. Dies haben wir dann auch erledigt. Jedoch erst der 12. April 2021 wurde mir dann in der Orthopädie als nächster Termin gegeben. Das bedeutet, noch sechs Wochen Schmerzen aushalten.
Daraus musste ich schlussfolgern, dass die Einhaltung der Covid-19-Maßnahmen, wovon wie erwähnt 0,1 Prozent betroffen sind, scheinbar Vorrang haben vor Patienten mit Gesundheitseinschränkungen (24,1 Prozent aller fünf wichtigsten Krankheiten überhaupt). Auf meine Frage hin, warum dies noch so lange dauert, wurde mir in einer unschönen Tonlage mitgeteilt, dass man ja auch noch Urlaub habe, vorher ginge es nicht, trotz meiner Schmerzen. Als ich es mir erlaubte zu fragen, ob der Arzt mir wenigstens eine Spritze geben könne, welche meine Schmerzen eine Weile lindern, bekam ich zur Antwort, dass der Doktor so etwas nicht spritzen würde. Auf eine weitere Frage von mir, was ich nun tun solle, bekam ich zur Antwort, ich solle in eine Notaufnahme. Dass eine Notaufnahme für solche Fälle da ist, bezweifle ich. Ich habe mich „bedankt“, bin dann unverrichteter Dinge nach Hause gefahren.
Wie erwähnt: ich habe nichts gegen Urlaub, Krankheit oder andere Dinge, welches auch medizinisches Personal betrifft oder betreffen kann, jedoch die Art und Weise des Umganges mit Patienten, so etwas darf einfach nicht vorkommen. Vielleicht macht man sich dort einmal Gedanken, die Dinge, welche ich hier anführe, im Sinne der Patienten zu verändern. Denn: sowie der Gesundheitsminister Spahn als auch die Bundeskanzlerin es immer wieder betont haben, dass jeder Bundesbürger die medizinische Versorgung bekommt, welche er braucht. Oder meinen die Herrschaften wirklich nur die 0,1 Prozent Covid-19-Betroffenen?
Dass unser Gesundheitswesen mittlerweile auch in „normalen“ Zeiten sein eigener schwerster Patient ist, sollte jeder mitbekommen haben. Gewinnorientiertes Arbeiten in diesem Bereich ist eine der Ursachen dafür. Einerseits sollte das medizinische Personal trotzdem vor Ort sich gegenüber den Patienten so verhalten, wie sie es auch erwarten würden, wären sie selber der Patient.
Dass es auch anders geht, beweisen meine Besuche bei meinem Hausarzt in Fehrenbach. Anderseits muss ich trotz aller Kritik eine Lanze für das medizinische Personal allgemein brechen, stellt sich eben mir die Frage, warum denn ein Gesundheitssystem überhaupt gewinnorientiert arbeiten muss. Es soll keine Entschuldigung für den Umgang mit Patienten, in dem Falle mir gegenüber, sein. Jedoch werden Ärzten und Schwestern durch den wirtschaftlichen Druck Grenzen in der Behandlung ihrer Patienten gesetzt.
Also einfach einmal darüber nachdenken. Bei allem, was ich hier geäußert habe, beziehe ich mich auf mein Recht auf freie Meinungsäußerung. Sollte jemand damit nicht einverstanden sein, worauf auch jeder ein Anrecht hat, dem gebe ich zu verstehen: für alles, was ich sage oder schreibe, bin ich verantwortlich, jedoch nicht für das, was andere daraus machen. An dieser Stelle auch einmal vielen Dank an die „Rundschau“ dafür, dass hier solche und bisher andere kritische Beiträge abgedruckt werden. Bleibt so am Ball!
Frank Lauenstein
Fehrenbach
Foto: Myriams-Fotos auf Pixabay
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