Ein Nachwahlgeflüster…
Leserbrief. …wird das hier nicht, denn ich schreibe es ja öffentlich. Was hammer uns denn da widder zammgewählt, he? Nix halbes unn nix Ganzes!
Einige Dinge wurden aber sehr deutlich: Personen, die zu lange in der Politik sind, wurden in den Ruhestand versetzt. Ebenso erging es Leuten, die sich selbst für die Landespolitik als ungeeignet erwiesen haben. Das lokale Ergebnis war so erwartbar und wunderte mich nicht. In Erfurt jedoch müssen sich jetzt Leute waschen, ohne sich selbst nass zu machen.
Der grundlegende Fehler, die unser CDU-Berufsziehsohn schon lange vor der Wahl gemacht hat, rächt sich nun. Wie kann ich mich denn angesichts der Situation im Land bzw. seiner Partei schon lange vor der Landtagswahl festlegen, weder mit links noch mit rechts irgendetwas zu machen. Nicht nur, dass er sich in seiner Eitelkeit jeglicher Flexibilität beraubt hat. Nein, er ging auch noch davon aus, als Wahlsieger auf das Treppchen zu dürfen.
Ja hat denn dem keiner gesagt, dass er dazu etwas bräuchte, was die Wähler gerne haben wollen? Eventuell eine Meinung zu Dingen? Jetzt steht er da im Trümmerfeld der „politischen Mitte“ zusammen mit ein paar Hanseln der FDP um einen „tiefen See“ herum und sucht jemanden, der ihm den Schlüssel zur Staatskanzlei herausfischt. Genau, so sieht seine Strafe aus. Als ich die Pressekonferenz in Berlin im Fernsehen sah, dachte ich zuerst, ich hätte eine Folge von Mr. Bean erwischt. Der konnte sich auch immer nur schwer entscheiden, welchen Blödsinn er als nächstes fabriziert. Ja wie denn nu? Jetzt wird er auch noch ganz alleine gelassen, der arme Jung. Keine Hilfe, weder aus Berlin noch aus den eigenen Reihen. Ganz im Gegenteil! Shitstorm ohne Ende!
Muss man sich mal vorstellen: Er hatte den österreichischen Bundeskanzler zu Gast, der hat es ihm vorgemacht, wie man in eine Wahl hineingeht. Was macht Super-Mike? Genau… Aus Angst vor Mutti und vor dem Berliner-Presse-Einheitsgeschwurbel tappt er in die dümmste aller Fallen: Die Distanzeritisfalle. Dämlich, Mikie! Dämlich!
Gibt es nun noch eine Chance, stabil bürgerlich zu regieren? Schon. Dazu müsste Mohring gehen, sein Stellvertreter aus Meiningen hat sich hin zur AfD geöffnet. Der könnte das weiter forcieren. Dass die CDU mit Höcke als Person nichts machen wird, ist diesem sicherlich auch klar. Aber eine Regierung ohne Höcke mit AfD, CDU und FDP – darüber müsste man dann mal reden, oder? Es geht doch nicht um Personen… Es geht doch um Thüringen, gell? So stand es überall!
Die FDP macht dann schon mit, wenn es Ministersessel gibt und die Stimmen reichen! Keine Bange… Die sind halt so. Ein zweites „Nicht regieren ist besser als schlecht zu regieren“ wird es nicht geben. Nun, könnte es so Wirklichkeit werden? Wenn einige Leute Eier hätten, dann ja. Aber es scheitert wieder an den Eitelkeiten, wie so vieles in der Politik. Und deswegen haben wir wahrscheinlich noch viel Zeit und können uns noch oft über diese Politpossen amüsieren. Es bleibt spannend und unterhaltsam.
Torsten Ludwig
Schleusingen
Foto: Südthüringer Rundschau
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