Ein neues Schlosstor für Schloss Weitersroda – Handwerker auf der Walz brillieren mit ihrem Können
Weitersroda. Erstmals seit mehr als 60 Jahren verfügt Schloss Weitersroda wieder über ein Tor. Es wurde in mehr als dreimonatiger Arbeit geplant, erbaut und eingerichtet durch Gesellen auf der traditionellen Wanderschaft.
Die Bauleitung lag bei Rene Schwabe. Durchgehend unterstützt wurde er von Paul Scholz. Kamerud Colin und viele andere Wandergesellen haben wochenlang mitgebaut.
Gut ein Kubikmeter vier Jahre abgelagertes Eichenholz wurden verbaut. Mehr als 300 Eisennägel und alle Beschläge sind per Hand und vor Ort geschmiedet worden. Die jahrhundertealten Einfassungen der Drehbalken wurden wieder verwendet, sie waren erstaunlich gut in Schuss. Kleinere Steinmetzarbeiten waren allerdings nötig. Aufwendiger waren die Lager, um die Torflügel – jeder mehr als 400 Kilo schwer – in stabile und leichtläufige Schwingung zu versetzen. Dafür wurden zwei extra Verschleißlager aus Kupfer gegossen.
Die Schmiedearbeiten wurden möglich durch den Schmied von Steinach, Jens Kleinen. Fabelhaft unterstützt wurde der Bau durch regionale Handwerksbetriebe: die Tischlerei Hahnke, Meister Beyersdorf, Holz Keller sowie die Bäckerei Schneider.
Auf der Walz – Wanderschaft mit ganz eigenem Tempo
Früher war es sogar mal Pflicht, heute gilt es als etwas Besonderes: Gesellen, die durch blühende Felder laufen oder an der Straße stehen und auf die nächste Mitfahrgelegenheit beim Trampen hoffen. Die Tippelei hat die Jahrhunderte überdauert, manchmal wirkt sie sogar ein bisschen aus der Zeit gefallen. Kein Wunder, passt die lange Wanderschaft mit ihrem ganz eigenen Tempo doch so wenig in die heutige Welt, die vollgestopft ist mit Schnelligkeit, Stress und Termindruck.
Wer auf der Walz ist, entschleunigt und lebt in seinem ganz eigenem Tempo. Die zünftigen Gesellen bestimmen ganz alleine, ob sie an einem Platz bleiben oder lieber weiter ziehen wollen, ob sie es eilig haben oder eher ein gemäßigteres Tempo vorziehen.
Über drei Jahre von zu Hause weg sein und auf Reisen zu gehen – zünftige Gesellen sind ständig unterwegs, haben keine feste Bleibe und wissen oft nicht, was der nächste Tag so bringt. Wer sich aber einmal für die Walz entschieden hat, den erwarten viele neue Orte und Menschen, Abenteuer und viel Lebenserfahrung.
Fotos: Privat