Ein persönlicher Rückblick auf 30 Jahre Kirmes in Zeilfeld
Leserbrief. 30 Jahre Kirmes – das ist so viel wie (fast) mein ganzes Leben! Seit ich denken kann ist diese Zeit im Sommer – seit jeher am ersten Wochenende im August – voll von einer besonderen Magie, die ich nur schwer in Worte fassen kann. Oberflächlich betrachtet ist das ein ziemlich einfach gestricktes Fest: Man nehme ein bisschen Tradition, Live-Musik und ausreichend Bier und das war‘s. Aber taucht man etwas tiefer ein, steckt mehr dahinter:
Schon als Kind war es aufregend, wenn plötzlich das große Zelt stand und ich lang wach lag, weil man die Musik bis spät in die Nacht hörte. Ich wollte unbedingt dabei sein – mitten drin im Geschehen!
Ein paar Jahre später war es dann so weit. Ich im besten Teenie-Alter! Alles war so aufregend: Einen Kirmesmann finden, zu den Proben gehen, die Tracht besorgen, Sprüchle schreiben, das Zelt mit aufstellen, Girlanden binden usw. Alles für die ersten großen Auftritte unter den kritischen Augen der „Dorfälteren“. Dabei war die erste Kirmes als junges Mädchen eine echte Belastungsprobe – bis spät in die Nacht aufbleiben, tanzen, dann noch aufräumen, nach nur 2 Stunden Schlaf wieder alles von vorne und dabei noch einigermaßen wie ein zivilisierter Mensch aussehen.
Aber die nächsten Jahre wurden besser und zu den besten meines Lebens – mit den richtigen Jungs & Mädels an meiner Seite hab ich so viel gelacht, so viel erlebt … ich habe Alben gefüllt mit diesen Erinnerungen! 30 Jahre hat die Kirmes meinen Rhythmus bestimmt – zwischendurch sogar als Vorsitzende des Vereines (Frauenquote hatten wir schon, ohne es zu wissen) und aktives Kirmesmädel! Es ist gut, diese wertvolle Tradition nun in guten Händen vom aktuellen Vorstand (Danke Stefan, Julia, Moni & Marco!) zu wissen. Aber natürlich auch den vielen vielen anderen „Mitmachern“ soll an dieser Stelle gedankt sein!
Wenn mich jemand fragt, was das Leben auf dem Dorf lebenswert macht, dann ist es genau dieses Projekt „Kirmes“, was uns so zusammenschweißt. Nur leider lässt sich der Erfolg dieser Dorfgemeinschaft nicht mehr am Erfolg der Kirmes messen. Es gibt den Trend landauf landab, dass immer weniger Leute weggehen.
Doch was bleibt, wenn sich die Kirmes kaum noch lohnt? Die Auflagen werden strenger, Behördengänge komplizierter, Kosten und Gebühren immer höher – und die Besucher werden weniger?! Ich bin stolz darauf, dass wir nun schon seit 30 Jahren diese Puste haben, das als kleines Dorf zu stemmen. Es ist seit jeher unser Anspruch, gute Gastgeber zu sein. Wir wollen, dass sich unsere Besucher bei uns wohl fühlen und gerne bei uns sind. Umso mehr freut es mich aus anderen Orten zu hören „dass die Zeilfelder Kirmes immer so harmonisch und fröhlich“ ist. Und sind wir mal ehrlich: Die besten Geschichten – die die man sich noch Jahre später erzählt – spielten sich meist zur Kirmeszeit ab.
Die immer jünger werdende Kirmesgesellschaft (oder werde ich einfach nur älter?) gibt mir Hoffnung, dass unsere Jugend darin keine altbackene Tradition sieht, sondern eine lebenswerte und aufregende Zeit. Und ich weiß schon genau, dass ich pünktlich am 2. August Gänsehaut haben werde, wenn ich die ersten Takte von Walzer, Rheinländer, Hopsa und Zillertaler höre und das „Dreize – vierze“ direkt vom Ohr in mein Herz dringt.
Katharina Schmidt
Zeilfeld
Foto: Privat
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